SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche spricht Helene Wolf, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von FAIR SHARE of Women Leaders im Interview mit SHEconomy über die Organisation, den Austausch innerhalb der Community und die Eigenschaften ihres Netzwerks.
Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?
Wir bringen Menschen und Organisationen zusammen, die sich für mehr Frauen in Führung in Stiftungen und NGOs einsetzen und sich zu einem neuen Verständnis von Führungskultur austauschen wollen. Während in diesem Sektor sehr viele Frauen arbeiten, sind die Führungsetagen mehrheitlich mit Männern besetzt.
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?
Uns gibt es seit 2019, sowohl in Deutschland als auch international. Unser Netzwerk besteht in Deutschland aus über 20 Organisationen und mehreren hundert Frauen aus dem Sektor.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?
Wir sind noch eine sehr junge Organisation und waren sehr früh in unserer Arbeit von Corona betroffen, so dass Treffen bisher kaum möglich waren. Dementsprechend gibt es vor allem digitale Formate wie Netzwerktreffen zu bestimmten Themen oder Online-Webinare.
Wie informieren Sie sich gegenseitig?
Wir verschicken einen regelmäßigen Newsletter und bieten diverse Onlineformate an. Zudem haben wir bereits mehrere Publikationen rund um feministische Führungskultur veröffentlicht, um neue Ansätze und Führungsverständnisse zu inspirieren.
Was uns sonst noch interessiert….
- Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?
Neben der Vernetzung setzen wir uns öffentlich für mehr Frauen in Führung der Zivilgesellschaft und einen Wandel zu einem neuen Führungsverständnis ein. Einmal im Jahr veröffentlichen wir den FAIR SHARE Monitor mit aktuellen Daten zur Repräsentation von Frauen in Entscheidungspositionen.
- Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?
Insbesondere Berufseinsteigerinnen sind nicht mehr bereit, das Ungleichgewicht in der Repräsentation von Frauen in Führung zu akzeptieren. Daher sind viele junge Frauen bei uns als Ehrenamtliche und Netzwerkerinnen aktiv.
- Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?
Für viele Frauen ist der zivilgesellschaftliche Sektor ein toller Arbeitsbereich, in dem sie wirken und arbeiten wollen. Diese Arbeit in Zukunft geschlechtergerecht und feministischer zu gestalten, ist für uns daher ein starker Antrieb.
- Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
Feministisch, visionär und intersektional
Und Ihre Meinung zu/Fragen….
- Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?
Wir finden keine Frauen für Führungspositionen. Bitte was? Insbesondere in unserem Sektor arbeiten überwiegend Frauen. Die wollen und können alle keine Führungspositionen besetzen? Hier müssen sich Organisationen einschalten, um ihre Strukturen und Prozesse zu hinterfragen und ob sie wirklich Raum für verschiedene Führungspersönlichkeiten und -verständnisse geben können.
- Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Alle Argumente und Daten für Geschlechtergerechtigkeit liegen auf dem Tisch. Nun müssen wir alle Teile der Gesellschaft zum Umdenken und Handeln bewegen. Das ist natürlich eine Riesenaufgabe und das Wichtigste wird sein, möglichst konkrete Ansätze und Ideen für alle Beteiligten zu entwickeln.
- Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
Alle Personen, die nicht dem Klischee des „starken cis-Mannes an der Spitze“ entsprechen, werden kritisch begutachtet und haben es wesentlich schwerer, in formale Entscheidungspositionen zu kommen.
- Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft
Die Rolle von Frauen-Netzwerken wird eher noch steigen, wenn wir gemeinsam gesellschaftliche Veränderung voranbringen wollen. Gleichzeitig müssen wir über gemeinsame Netzwerke für Frauen und Männer nachdenken, die gemeinsam Geschlechtergerechtigkeit voranbringen.
- Last but not least – ein Wort zu Quote???
Angesichts der Trägheit und teilweise Verweigerung von Organisationen, etwas zu aus eigener Kraft heraus zu verändern, braucht es die Quote.
Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?
BIWoC Rising – dies ist ein Netzwerk von und für Black, Indigenous und Women of Color in Berlin. Neben einem Co-Working Space gibt es Mentoring und Netzwerkangebote.
Mehr Informationen zu FAIR SHARE of Women Leaders finden Sie hier.