StartMoneyNachhaltig Vorsorgen: Gutes Gewissen und gute Ertragschancen

Nachhaltig Vorsorgen: Gutes Gewissen und gute Ertragschancen

Erfolgreich Vorsorgen und das mit gutem Gewissen: Nachhaltigkeit ist in aller Munde und kann  mittlerweile auch in der Finanz- und Investment-Welt als Trend bezeichnet werden. Doch worin unterscheiden sich nachhaltige von traditionellen Investmentformen und wieso eignen sie sich gut zum vorsorgen? Im Gespräch mit SHEconomy beantwortet Nachhaltigkeitsexpertin Silvia Schmidt von der Raiffeisen Capital Management Fragen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Vorsorge.

Frau Schmidt, was sind Ihre Tipps für Menschen, die langfristig vorsorgen wollen?

Das erste ist auf jeden Fall früh beginnen! Es geht zuerst Mal gar nicht um die Größe des Betrags sondern nur darum, endlich zu beginnen – und das so früh als möglich um den Zinseszins-Effekt nutzen zu können. Der zweite Tipp wäre immer breit zu streuen. Wir haben ja vor ein paar Wochen Ostern gehabt, deshalb: Don’t put all Eggs in one Basket. Nicht auf einige wenige Anleihen setzen sondern breit streuen – am bequemsten geht das mit einem Fonds. Der dritte Tipp wäre einfach Aktien in das Vorsorge-Portfolio beizumischen, weil wir momentan einfach wenige Veranlagungsformen haben wo man etwas Verdienen kann, besonders mit der aktuell hohen Inflation.

Sollten Frauen auf eine andere Art vorsorgen, als Männer?

Grundsätzlich würde ich das nicht behaupten. Wichtig ist aber, dass sie es tun und dabei so lange nachfragen bis sie ein gutes Gefühl damit haben. Es gibt im Banken und Finanzbereich viele Fachthemen und Überlegungen wo es gilt einfach nachzufragen und keine Scheu zu haben. Auch alte Glaubenssätze und veraltete Rollenbilder über Bord zu werfen wie „Geld ist Schlecht“ oder „Ums Geld kümmert sich der Mann“ ist wichtig um auch in der Art und Weise wie vorgesorgt wird eine Gleichberechtigung zu erreichen.

Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass sich Frauen mit Vorsorge Themen auseinandersetzen?

Es ist sicher oft ungewohnt sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber es lohnt sich in jedem Fall. Es gibt keinen Lebensbereich der nicht in irgendeiner Weise von Geld betroffen ist. Oft wird sich in Punkto Geld auf auf den (männlichen) Partner verlassen. Ich wünsche natürlich allen, dass die Beziehungen und Ehen lange halten. Sollte es aber nicht so sein kann es oft ein sehr bitteres Ende geben – einerseits Emotional und andererseits finanziell. Wenigstens einem kann man mit einer guten Vorsorgeplanung vorbeugen.

Wieso ist Geld und das Thema Vorsorge für so viele Menschen noch ein Tabu-Thema?

Das Pensionsthema ist in der jüngeren Vergangenheit nochmal virulenter geworden als früher. Was ich oft miterlebt hab war, dass Frauen oft das Wohl der ganzen Familie im Auge haben und daher der Fokus selten auf sich selber lag. Aber besonders für Frauen ist es wichtig sich um sich selber zu sorgen da viele Teilzeit arbeiten oder unbezahlte Care-Arbeit leisten und dadurch schon einen geringeren Pensionsanspruch haben.

Wenn man sich nämlich alles mal durchrechnet mit einem Pensionsrechner oder das Pensionskonto anschaut ist das nicht bequem. Man muss einige Formulare finden und Daten eingeben, aber es lohnt sich, denn einer der längsten Lebensabschnitte für Frauen ist die Pension.

Von daher kann man fast von einer doppelten Rendite sprechen: Das gute Gewissen und die Ertragschancen.

Kann man nachhaltiges Investieren mittlerweile als Trend bezeichnen?

Nachhaltigkeit ist auf jeden Fall ein Trend, allerdings ganz nach dem Motto „gekommen um zu bleiben“. Nachhaltigkeit ist eine Notwendigkeit, besonders wenn man sich die Entwicklungen global anschaut und will, dass wir und die Generationen danach ihr Leben noch gut gestalten können. Nachhaltigkeit und Ökosoziales Bewusstsein wird bereits in vielen Bereichen gelebt: Bei den Lebensmitteln wird vermehrt bio eingekauft, bei der Kleidung wird geschaut, dass sie Fair Trade ist und irgendwann kann man sich die Frage stellen „Was macht eigentlich mein Geld?“. Niemand erfährt gerne, dass mit dem eigenen Geld Kinderarbeit, Tierversuche oder Waffen finanziert werden. Solche Investments werden bei vielen Nachhaltigkeitsfonds ausgeschlossen. Nachhaltiges investieren bedeutet auch kein zwingender Performance-Nachteil. Von daher kann man fast von einer doppelten Rendite sprechen: Das gute Gewissen und die Ertragschancen.

Worin unterscheidet sich nachhaltiges investieren konkret von anderen Formen des Investierens?

Nachhaltiges investieren deckt drei wichtige Themen ab: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Konkret geht es beispielsweise beim Thema „Umwelt“ um beispielsweise den Wasserverbrauch eines Unternehmens, das Nutzen recyclebarer Produkte oder die allgemeine CO2-Bilanz. Im Bereich „Soziales“ wird sich angesehen, ob die Mitarbeiter:innen beispielsweise einen Betriebsrat gründen dürfen, wie die Arbeitsplatzsicherheit aussieht oder wie mit Kund:innen und Zuliefer:innen umgegangen wird. Der Letzte Punkt „Unternehmensführung“ befasst sich mit Themen wie Diversity, Chancengleichheit oder dem Umgang mit Korruption innerhalb des Unternehmens. Bei Nachhaltigkeitsfonds gibt es daher neben der finanziellen Analyse eines Unternehmens auch eine strenge Nachhaltigkeitsbewertung. Nur wenn das Unternehmen in beiden Bereichen gut ist, wird investiert.

Veranlagungen kann ich nicht angreifen oder zur Probe fahren

Worauf muss ich achten, wenn ich nachhaltig investiere?

Am wichtigsten ist, dass die Veranlagung laufzeit- und risikomäßig gut zu mir passt und sowohl breit gestreut aufgestellt ist und ein langfristiger Fokus vorhanden ist. Veranlagungen kann ich nicht angreifen oder zur Probe fahren. Hier ist es wichtig zu vertrauen. Deshalb gewinnen hier anerkannte Gütesiegel an Bedeutung – eines der bekanntesten ist das Österr. Umweltzeichen, das es auch für nachhaltige Veranlagungen gibt.


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