Aktuelle Studien belegen dass Start-ups mit Frauen im Führungsteam eine höhere Kapitalrendite erwirtschaften. Warum, denken Sie, ist das so?
Diverse Teams erweitern den Horizont. Deshalb muss man Vielfalt in die Unternehmenskultur bringen, und es ist wichtig, dass das vom Management vorgelebt wird. Frauen bevorzugen oft langfristigere Strategien und schaffen eine Balance in der Risikofreudigkeit. Es hilft nichts, wenn ich nur voll ins Risiko gehe, um hohe Erträge zu erwirtschaften, und die Gefahren völlig außer Acht lasse. Wenn es eine risikoaffine und eine risikoaverse Seite gibt, dann ist das ein Erfolgsfaktor.
Können sich Start-ups – und KMUs – irgendwie absichern?
Ja, durch einen klassischen Risikomanagement-Prozess. Dabei geht es darum, ein Risiko- und Kontrollbewusstsein zu schaffen, dann Risiken zu erkennen, zu analysieren und zu bewerten, zu steuern und darüber zu berichten. Gerade in Zeiten, in denen die Insolvenzen zunehmen, ist „Augen zu und durch“ die falsche Strategie. Wenn ich meine Risiken kenne, kann ich entscheiden: Will ich sie absichern oder will ich sie eingehen?
Welche Möglichkeiten gibt es, sich abzusichern?
Es gibt ganz konkrete Versicherungslösungen – etwa das ACREDIA.digital Shield, das auch für kleine Volumen geeignet ist. Ein Beispiel ist die Blumenlieferantin, die im Zuge der Signa-Pleite interviewt wurde und gesagt hat, sie bleibt jetzt auf 2.000 Euro sitzen, die sie für ihre Blumenbouquets nicht bekommen hat. Für genau solche Unternehmen gibt es eine Absicherung. Die ist völlig unkompliziert zu handhaben und kann im Notfall rettend sein. Denn 2.000 Euro sind für kleinere Unternehmen häufig ein Monatsumsatz. Da macht es Sinn, ein paar Euro – und es sind wirklich nur ein paar Euro – zu investieren und die eigene Existenz abzusichern.
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage werden in einigen Unternehmen die Nachhaltigkeitsprogramme zurückgefahren. Wie sieht das bei ACREDIA aus?
Wir beschäftigen uns seit langem intensiv mit ESG, um herauszufinden, wo es für uns Handlungsmöglichkeiten gibt. Wir sind ja eine Versicherung. Wir können nicht CO2-ärmer produzieren. Klar, wir verwenden weniger Papier und stellen unsere Dienstwagenflotte um. Aber das hat nicht so viel Impact. Deshalb konzentrieren wir uns stark auf das Thema Diversität. Von zehn Bereichsleitungen sind sechs Frauen, im Vorstand haben wir fifty-fifty. Unsere Homeoffice-Regelungen sind sehr familienfreundlich. Darüber hinaus überlegen wir, wie wir unsere Produkte anpassen, um klimaschonende Geschäftsmodelle besser bedienen zu können. Und wir veranlagen rund 100 Millionen Kapital. Hier achten wir darauf, dass das nicht in klimaschädlichen Investitionen landet. Wir haben uns sehr strenge Vorgaben gegeben, um in diesem Grundgedanken auch weiterhin dem Green Deal zu folgen. 15