Sie leiten seit zwei Jahren den Geschäftsbereich Paket Österreich. Was fasziniert Sie am meisten an diesem Aufgabengebiet?
Sonja Aboulez: Die enorme Vielfalt der Aufgaben und die Innovationsfreude der Post. Wir setzen im Bereich der Nachhaltigkeit sehr erfolgreich große Schritte und haben mit über 4.000 E-Fahrzeugen bereits die größte E-Flotte des Landes. Jedes Jahr ersetzen wir auf der letzten Meile, also in der Zustellung, Fahrzeuge mit Verbrennermotor durch E-Fahrzeuge. Schon seit 2011 stellen wir CO2-neutral zu, und bis 2030 werden wir die gesamte Flotte von 10.000 Fahrzeugen auf Elektroantrieb umgestellt haben. Den Strom produzieren wir mittels Photovoltaik selbst, zugekauft wird nur Grünstrom aus Österreich. Wir haben bereits Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von knapp zehn Megawattpeak (MWp) errichtet.
Die Österreichische Post hat mit dem neuen „Post Loop“ den großen „Nachhaltigkeitspreis Logistik“ der BVL – Bundesvereinigung Logistik Österreich gewonnen. Worum geht es bei dieser Innovation?
Sonja Aboulez: Das ist ein Herzensthema von mir! „Post Loop“ steht für wiederverwendbare Verpackungen für den E-Commerce. Diese ermöglichen eine beträchtliche Einsparung an Verpackungsmüll. Onlineshops können ihre Produkte mit den wiederverwendbaren „Post Loop“-Verpackungen versenden, Empfänger:innen retournieren die Verpackung kostenlos und einfach, bis zu 30 Mal können die Verpackungen so wiederverwendet werden. Bei Bedarf übernehmen wir auch Reinigung und Lagerung der Verpackungen.
Wie führt man als Frau in einer männerdominierten Branche?
Sonja Aboulez: Gut zu führen muss so oder so gelernt sein. Aber ganz sicher ist es eine zusätzliche Herausforderung, wenn man eine von wenigen Frauen im Arbeitsumfeld ist. Es gibt nun mal Unterschiede in der Kommunikation und in der Interaktion in männlich dominierten Teams, verglichen mit heterogenen Teams. Diverse Teams zu entwickeln und zu nachhaltigem Erfolg zu führen, sehe ich als meine Aufgabe.
Braucht es heute noch gezielte Frauenförderung?
Sonja Aboulez: Unbedingt. Mit auf Frauen abgestimmten Trainings, Coachings und Mentorships … Und es braucht Zielvereinbarungen oder auch Quoten, die sicherstellen, dass Frauen bei gleicher Qualifikation zum Zug kommen. Es braucht beispielsweise auch flexible Arbeits- und Führungsmodelle, um Frauen den Wiedereinstieg nach einer Karenz so einfach wie möglich zu gestalten. Eine Babypause darf keinen Karriereknick bedeuten. Ich habe vor der Logistikbranche mehr als 20 Jahre lang in der IT-Branche gearbeitet, die ebenso männlich dominiert ist. Ich hatte damals einige wenige Role Models, weibliche und auch männliche, und ausgezeichnete Mentor:innen, ohne die ich heute nicht da wäre, wo ich bin. Es ist mir eine Freude, meine Erfahrung mit jungen Talenten und Führungskräften zu teilen. Deshalb engagiere ich mich in der Post als Patin für Frauen in Führung und bin auch außerhalb Mentorin für weibliche Talente. Als Mama einer 16-Jährigen ist es mir natürlich besonders wichtig, für meine Tochter ein Role Model zu sein und sie dabei zu unterstützen, selbstbewusst auch in einem männlich dominierten Beruf zu reüssieren.