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Luxusreisen im Wandel

Text: Angelica Freyler, Reise-Journalistin und Marketingexpertin für Luxustourismus

Der Wert des Erlebens. Reise- und Genussmobilität gerade im Luxussegment galt als Boom, der noch Großes vorhatte. Neben dem materiellem Reiseluxus stand eine neue Form des Luxus, geprägt von nachhaltigen und einzigartigen Erlebniswerten auf höchstem Niveau, in den Startlöchern. Luxusreisen als Konsumgut und Selbsterfahrungstrip gleichermaßen sollte das 21. Jahrhundert prägen, den Fernreisen wurde ein Mega Markt prophezeit. Heute sieht es anders aus. Ein Virus hat die gigantischen Pläne eines ambitionierten Trendmarktes mit einem Schlag zu Nichte gemacht – oder doch nicht?

In der Amadeus Studie „Shaping the Future of Luxury Travel“ aus 2016 zeigte der Luxusreise-Markt in den Jahren 2011 bis 2015 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 4,5 Prozent, während der Gesamtmarkt um 4,2 Prozent zulegte. Die Studie prognostiziert für Luxusreisen in den Jahren von 2015 und 2025 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 6,2 Prozent, nahezu ein Drittel mehr als der Gesamtmarkt mit 4,8 Prozent.
Jetzt zeigen die jüngsten Zahlen ein eher düsteres Bild. Ein Beispiel aus Deutschland, dem Land der Reiseweltmeister: Im abgelaufenen Reisejahr sind nur mehr 37% wenigstens 5 Tage verreist, rund 40% weniger als noch 2019. Laut der Tourismusanalyse 2021 der Stiftung für Zukunftsfragen hat es in der modernen Geschichte des Reisens noch nie einen solchen Einbruch gegeben.

Doch es gibt Hoffnung.

Obwohl derzeit kaum absehbar, wann und wie 2021 verreist werden kann, plant bereits jetzt fast die Hälfte der Deutschen dieses Jahr in den Urlaub zu fahren. Jeder Fünfte möchte das sogar mehrmals tun. Ein Drittel ist noch unentschlossen und wartet die Entwicklung ab. 25% sind sich sicher, nicht zu vereisen.
Die kürzlich veröffentlichten Prognosen aus der Trendstudie 2030 der RA Reiseanalyse (FUR, 2021) zeigen ein vorsichtig optimistisches Bild, dass sich – so die Pandemie überwunden werden kann – die Anzahl der Urlaubsreisen in etwa wieder auf das Prognose-Niveau „vor Corona“ einpendeln werden. Die längeren Urlaubsreisen werden gegenüber 2019 etwas sinken, die Kurzreisen werden leicht ansteigen. Die aufgestaute Reiselust, aber auch die Erwartung von positiven Effekten auf Fitness, Gesundheit und Stärkung der Widerstandskraft werden zum Motor für die Buchung. Die Fernreisen haben einen deutlichen Dämpfer erlitten. Sie werden sich bis 2023 erholen, aber nicht auf die ursprünglich gedachten Prognosewerte kommen. Ähnlich soll es den Kreuzfahrten gehen. Wichtige Komponenten für die Buchung gerade bei Luxusreisenden sind neben hohen Hygienestandards: rasch wieder nach Hause kommen können und wenig Kontakt zu fremden Menschen.
Der Tourismus wird sich erholen, doch befindet er sich mehr denn je im Wandel, darüber sind sich alle Experten einig. Je länger die Krise dauert, umso nachhaltiger und gravierender werden die Veränderungen sein. Doch diese neue Definition des Reisens könnte auch eine große Chance sein, bisher Erfolgreiches zu überdenken und in die neue Post Corona Zeit zu „übersetzen“. Eine Antwort auf die Sehnsüchte geben, die Menschen heute haben, wird der Schlüssel zum Erfolg ein.

Luxusreisen: Persönlich, langsam, einzigartig.

Vor allem im Luxussegment ist der Wunsch zu reisen ungebrochen, wenngleich sich die Urlaube, zumindest in den nächsten zwei Jahren, hauptsächlich in Ländern abspielen werden, die auf der Kurz-und Mittelstrecke liegen. Der innereuropäische Tourismus gewinnt an Bedeutung beziehungsweise in Asien der innerasiatische. Die Angst vor dem „Stranden“ in der Welt wird die Wahl der Destination stark beeinflussen. Angebotskonzepte mit hohem Maße an Privatsphäre und individuellen Serviceleistungen werden deutlich mehr gefragt sein.

Was sich Pre-Corona langsam zu entwickeln schien, hat als Reisetrend jetzt deutlich rascher als gedacht an Fahrt aufgenommen – die Sehnsucht nach authentischen und einzigartigen Erlebnissen. Die berühmten „goldenen Wasserhähne“ als Symbol für materiellen Luxus auf Reisen machen es allein nicht mehr aus. Der Wert des Erlebens definiert den neuen Luxus, der Preis spielt dabei kaum eine Rolle. Es geht um tiefe und unvergessliche Erinnerungen und Momente, die im wahrsten Sinne des Wortes, unbezahlbar sind. Nachhaltigkeit, bislang verborgene regionale Besonderheiten und Kultur in Verbindung mit „sich Zeit nehmen“, individuellem Service und herausragenden Genussmomenten stehen auf dem luxuriösen Reiseplan. Auch den Kreuzfahrten steht eine Neuausrichtung bevor. Die Zukunft gehört kleineren Luxusschiffen mit wenigen Passagieren, Kabinen als private Rückzugsorte und besonderen Service- und Erlebniskonzepten, die ein (Luxus)Leben bereichern.

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