Bereits zum vierten Mal hat die Versicherung UNIQA 2024 ihre große Finanzvorsorge-Studie durchgeführt, die Aufschluss über das Verhalten, Bewusstsein und die Einstellung der Österreicher:innen zu Finanzvorsorge gibt. Die gute Nachricht: Mehr Menschen als 2023 beschäftigen sich mit dem Thema Finanzvorsorge. Knapp 40 Prozent der Befragten haben sich bereits intensiv mit der eigenen finanziellen Vorsorge auseinandergesetzt. Damit schaffen sie die Basis für ein besseres Leben bis ins hohe Alter. Die weniger gute Nachricht: Es sind immer noch mehr Männer (45 Prozent) als Frauen (34 Prozent), die sich rechtzeitig Gedanken darüber machen, wo sie in der Pension das Geld für Wohnkosten, Arztbesuche, Reisen etc. hernehmen sollen. Auch wenn der Anteil an Menschen, die angeben, über zu wenig Geld für ihre finanzielle Vorsorge zu verfügen, leicht rückläufig ist, bleibt der Geschlechterunterschied signifikant: Noch immer geben 34 Prozent der Frauen an, dass ihre Mittel dafür nicht reichen würden, bei den Männern vergleichsweise nur 25 Prozent.
Gründe dafür gibt es mehrere: Frauen nehmen immer noch häufiger Teilzeitstellen an als Männer, um mehr Zeit für die Kinderbetreuung zu haben. Die Folge ist ein geringeres Einkommen – und somit auch weniger Geld, das in die eigene Vorsorge investiert werden kann. Dazu kommt, dass sie bei finanziellen Veranlagungen oft weniger risikofreudig sind und so niedrigere Renditen in Kauf nehmen. Und: Sie informieren sich seltener selbst über Vorsorgemöglichkeiten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie mit Job, Kindern, Pflege und Mental Load mehrfach belastet sind und zumeist wenig Zeit oder Energie haben, um sich auch noch um das Thema Finanzen zu kümmern. Für sie stehen viele andere Dinge im Vordergrund, was im Falle einer Scheidung oder des Pensionsantritts Probleme mit sich bringen kann.
Geldgespräche sind Liebesgespräche
Es ist also wichtig, das Thema Finanzen in der Partnerschaft rechtzeitig anzusprechen. Leider wird das von vielen Menschen bewusst vermieden, um die Harmonie in der Beziehung nicht zu belasten. Gerade in unserem Kulturkreis gehören Geldgespräche meist nicht zum guten Ton. Daher fehlt es vielen an Routine und Erfahrung damit, weshalb sie sich schwertun, darüber zu reden. Zudem denkt am Anfang einer Beziehung kaum jemand gern an ein mögliches Scheitern. Deshalb werden Unterhaltungen über Finanzfragen aufgeschoben – oft so lange, bis es zu spät ist.
Sinnvoller wäre es, regelmäßige Gespräche über Geld als Zeichen der Zuneigung zu sehen: Ein gemeinsames Gespräch kann helfen, finanzielle Sicherheiten zu schaffen. Das ist auch eine Vorsorge für die Beziehung selbst. Denn auf diese Weise kann Konflikten vorgebeugt werden, in denen es beispielsweise darum geht, wer für welche Kosten verantwortlich ist oder wie unbezahlte Arbeit abgegolten wird.
Gemeinsame Ziele verbinden
Idealerweise sollten solche Gespräche nicht nur die Verluste thematisieren, sondern auch die Gewinne. Welche gemeinsamen Sparziele sollen erreicht werden? Was möchten beide sich leisten? Denn ein Paar ist immer auch eine Finanzgemeinschaft, die gemeinsam Ziele erreichen kann. Wichtig ist auch, auf die Themenstruktur zu achten: Vor dem Gespräch sollten Paare sich fragen: Welches Finanzthema wollen wir heute angehen? Welche Details sollen besprochen werden? Nehmen wir als Beispiel den nächsten Sommerurlaub: Hier lässt sich gemeinsam überlegen, wie luxuriös er werden soll, wie die Urlaubskosten geteilt werden – 50:50 oder abhängig vom Einkommen – und wie das nötige Geld angespart werden kann.
Ein Tipp für Frauen: Nicht nur mit dem Partner über Finanzen reden, sondern auch mit Freundinnen und Freunden. Auf diese Weise wird deutlich, wie andere Paare mit dem Thema umgehen und es bringt gleichzeitig mehr Übung im Austausch über Finanzthemen. Außerdem gibt es gute Finanzportale im Internet, die Basiswissen vermitteln. Egal, wo ich anfange, Hauptsache ich fange an – je früher, desto besser!