Wie geht es Ihnen als Frau in einer männerdominierten Branche?
Cathrin Astl: Es macht mich stolz, als Teil der österreichischen Bahnindustrie nachhaltige Mobilität mitgestalten zu können. Bereits in den 90er-Jahren habe ich als Software-Entwicklerin an der Einführung elektronischer Stellwerke mitgearbeitet. Heute sorge ich mit meinem Team dafür, dass die Anforderungen an Sicherheit und Verfügbarkeit bei unseren technischen Systemen für die Bahn eingehalten werden. Das ist eine große Verantwortung, der ich mich gerne stelle.
Dass Frauen in dieser Branche nach wie vor in der Minderheit sind, das stimmt allerdings. Mit 18% gesamt und 20% im Management haben wir zwar bei Thales in Österreich einen durchschnittlich höheren Frauenteil als in der Bahnindustrie mit 13,7%. Da geht aber noch mehr. Dass bei Neueintritten die Anzahl an Kolleginnen im Vergleich zu Kollegen weit über dem Durchschnitt liegt, zeigt schon eine Entwicklung in die richtige Richtung.
Warum sollten mehr Frauen in Ihrem Unternehmen bzw. in Ihrer
Branche arbeiten?
Cathrin Astl: Was vielleicht vielen nicht so bewusst ist: Die Bahnindustrie ist ein höchst modernes und innovatives Umfeld. Sie bietet wahnsinnig spannende Jobs. Diese Chance sollte jede Person nutzen.
Eine gute Mischung und Diversität im Team bringen auch einen echten Mehrwert. Das Potenzial von unterschiedlichen Charakteren, Blickwinkeln und Erfahrungen sollten wir nutzen, um über den eigenen Tellerrand zu blicken und gemeinsam neue Ideen und Lösungen zu finden.
Was macht Thales für Frauen ansprechend?
Cathrin Astl: Unsere Technologie macht Bahnfahren sicher und schafft die notwendigen Kapazitäten für die Mobilitätswende. Dieser wichtige Beitrag für unsere Gesellschaft und die Umwelt ist schon generell für viele ein wichtiger Aspekt bei der Berufswahl.
Durch die Digitalisierung sind wir aktuell auch in einem Technologiezeitalter mit extrem viel Gestaltungsspielraum. Quer durch unser Portfolio ergeben sich neue Produktgenerationen sowie neue Arten der Zusammenarbeit. Ein Beispiel sind die mittlerweile in der Entwicklung gängigen agilen Methoden. Hier sehen wir in unserem Unternehmen, dass Jobs wie zum Beispiel Scrum Master für viele ansprechend sind, ganz unabhängig vom Geschlecht.
Für innerbetriebliche Frauenförderung wurde Thales in Österreich mit dem equalitA-Gütesiegel ausgezeichnet. Dazu zählen unter anderem flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit von Führungspositionen in Teilzeit oder auch die Unterstützung für eine schnelle Rückkehr nach der Elternkarenz – natürlich auch für Väter. Ein firmeneigenes Frauennetzwerk bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung.
Kurz noch zum Gender-Pay-Gap: Der wird bei Thales jährlich erhoben, und den gibt es bei uns nicht.
Welcher Hebel kann besonders viel bewirken?
Cathrin Astl: Am besten schon bei der Ausbildung ansetzen. Wir legen zum Beispiel im Recruiting einen Fokus darauf, unsere Frauen in der Technik als Vorbilder zu zeigen, um die nächste Generation für die Branche zu motivieren. Es muss klar sein, dass Frauen der Weg offen steht für eine Karriere als Klimaheldin in der Bahnindustrie