„Ich protze gern mit Zahlen“ – und warum das gut ist.
Das sagte Rachel Linnemann, vielfach ausgezeichnete IT-Expertin und Top-Managerin bei T-Systems International, am 8. März bei der „Female Vision Gala“ im Hamburger Hotel Atlantic (übrigens organisiert von einem Mann: Event-Manager Sören Bauer). Ihr Punkt? Frauen sollten selbstbewusst mit ihren Erfolgen umgehen – denn genau daran hängen der eigene Aufstieg, die Positionierung und die Gehaltsforderung.
Doch viele Frauen halten sich nach wie vor zurück, wenn es um ihre Stärken geht. „Klotzen statt kleckern“? Keine Selbstverständlichkeit. Vielleicht beginnt es schon in der Kindheit: Mädchen bekommen seltener lautes Spielzeug geschenkt, treten meist leiser auf als Jungs – und setzen das oft ins Erwachsenenleben fort. Aber muss das so bleiben? „2025 ist das Ende des 20. Jahrhunderts“, sagte mir neulich ein kluger Gesprächspartner. Nicht nur politisch, auch gesellschaftlich. Die Welt wird lauter, und Frauen sollten sich daran gewöhnen, ihre Stimmen klar hörbar zu machen – nicht nur die jüngeren, die das oft schon können, sondern auch jene, die es noch lernen müssen.
Nicht nur am Weltfrauentag. Sondern nachhaltig.
Eine weitere starke Botschaft des Abends* war der Aufruf zu mehr Mut. Mut und Lautstärke hängen oft zusammen, denn wer mutig sein will, muss erst einmal das eigene, innere Ich herausfordern: „Trau Dich! Mach was! Cross the bridge!“ Und das Beste am Mut? Hat man ihn einmal gesät, wächst er von selbst. Nicht immer gleich schnell, aber stetig.
Ein Beispiel dafür ist Viola Klein, sächsische Unternehmerin und ebenfalls Vortragende des Abends. 1985 trat sie aus der SED aus – und wurde arbeitslos. Nach dem Mauerfall machte sie sich als Mutter zweier kleiner Kinder selbstständig, riskierte alles, als ihr Unternehmen in eine Krise geriet, und drückte trotzdem den Reset-Knopf. Ihr Leben? Eine lange Reihe mutiger Entscheidungen.
Mut braucht aber auch das Bewusstsein für das eigene Ich. In ihrer Keynote sprach die Aufsichtsrätin Stefanie Salat über die Bedeutung des ICH in Unternehmen. Denn Führung bedeutet, Menschen als Individuen zu sehen – und das ist die Basis für eine Kultur der Exzellenz. Dazu gehört das Kunden-Ich: Wie viele Manager:innen haben wirklich auf dem Schirm, dass Kund:innen im Mittelpunkt stehen sollten? Das Mitarbeiter-Ich: Führung heißt, individuelle Stärken zu fördern – dennoch wollen über ein Drittel der Beschäftigten wegen ihrer Vorgesetzten kündigen. Und das vielfältige Ich: Diverse Teams sind um 25 Prozent produktiver, weil sie mehr Perspektiven einbringen.
Ja, das alles ist anstrengend. Aber es lohnt sich. Die Gesellschaft gibt uns eine Stimme – nutzen wir sie. Laut und mutig.
*sheconomy war Medienpartner bei der Female Vision Gala, die der Event-Manager Sören Bauer anlässlich des Weltfrauentags organisierte. Herausgeberin Michaela Ernst führte durch den Abend. Fotos und mehr dazu hier.