Mit ihrem autobiographischen Text »Vom Aufstehen« konnte die 80-jährige Autorin Helga Schubert den diesjährigen Bachmannpreis für sich entscheiden.
»Aller guten Dinge sind drei« ist ein Sprichwort, das oft und gerne zur Anwendung kommt. In gewisser Weise beschreibt es auch die Beziehung der diesjährigen Bachmannpreisgewinnerin Helga Schubert mit dem alljährlichen Klagenfurter Wettbewerb. 1980 hat die in der DDR aufgewachsene Autorin den ersten Versuch unternommen, am nicht ganz unumstrittenen Wettlesen teilzunehmen. Das DDR-Regime verweigerte ihr allerdings die Ausreise. Erst sehr viel später konnte sie ihre Akte des Ministeriums für Staatssicherheit von damals einsehen, und erfuhr, warum sie nicht nach Klagenfurt reisen durfte: Kein Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR, dem sie seinerzeit angehörte, habe in Klagenfurt lesen sollen, weil DDR-Autoren dort angeblich »manipuliert wurden« und zudem »keinesfalls der Eindruck einer gesamtdeutschen Literatur« entstehen sollte. Nicht ganz konsistent in ihren Vorschriften erlaubte es die DDR Helga Schubert sieben Jahre später als Jurorin nach Klagenfurt zu reisen. In diesem Jahr folgte schließlich der dritte Streich und diesmal sollte es nicht nur bei einem Versuch bleiben. Auf Einladung der Jurorin Insa Wilke nahm die 80-jährige Autorin am Wettbewerb teil und konnte die Jury mit ihrem Text »Vom Aufstehen« überzeugen.
Stark autobiographisch angelegt, finden sich im Text einige wichtige Details aus dem Leben der Autorin. Er erzählt unter anderem davon, dass Helga Schubert 1940 in Berlin-Kreuzberg geboren wurde, aber auch vom Tod des Vaters im Krieg und von der Flucht nach Ostberlin. Immer wieder geht es um Situationen, die sich in und um Betten abspielen. »Achtzig Jahre Leben in zwanzig Minuten Lesezeit« verhandle die Autorin, so Insa Wilke, »mit feiner Ironie im Raum der Literatur zwischen ,Des Knaben Wunderhorn‘ über christliche Lieder bis zu Prousts ,Suche nach der verlorenen Zeit’«.
Helga Schubert studierte Psychologie und begann Anfang der 1960er zu schreiben. 1994 erschien »Die Andersdenkende« über den Zusammenbruch der DDR. In »Das gesprungene Herz« beschäftigte sie sich mit dem Leben nach der DDR und mit der Thematik der Öffnung, die sie im Text auf mehreren Ebenen verhandelt.
Nachlesen können Sie den Text hier.