Seit #metoo in unsere Leben getreten ist, hat es unsere Art zu arbeiten, zu denken und zu urteilen verändert. Es ist heute kein Kavaliersdelikt mehr, wenn Frauen am Arbeitsplatz begrapscht, verbal belästigt, bedrängt oder sexistisch abgewertet werden. Vieles von dem, das ich im Laufe meiner Karriere beobachten oder mir als Schenkel-Klopfer-Anekdote anhören musste, wäre heute indiskutabel.
Zum Glück. Sehe ich meine fünfjährige Tochter an, dann hoffe ich, dass für sie einmal diese Formen der Respektlosigkeit und Ungleichbehandlung so schräg klingen werden, wie für das Einholen der Arbeitserlaubnis beim Ehemann oder ein Studienverbot für Frauen.
Zum Nachdenken bringt mich aber, wie verhärtet die Fronten bei der Debatte um ein korrektes Miteinander sind. „Kann ich mit einer Mitarbeiterin noch ein Vier-Augen-Gespräch führen ohne mich erpressbar zu machen?“ fragte ein Manager vor wenigen Tagen. in einer der vielen TV-Talkrunden. Was wäre die Folge? Wieder die Diskriminierung von Frauen, für die es im „Boys Club“ keinen Platz geben kann, weil sie das Gefüge stören.
Mit Vertrauen alleine werden wir meiner Meinung nach in dieser Debatte nicht weiter kommen. Es braucht klare Regeln, die Sicherheit für alle Beteiligten schaffen. Wie solche aussehen könnten? Ich habe keine Patentlösung parat. Es wird noch viele Diskussionen, Vorschläge und Talkrunden geben, die sich damit auseinandersetzen. Wichtig ist: Man tut es. Und bitte: Männer und Frauen gemeinsam.