“Nur 6 % der verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben ein eigenes Nettoeinkommen über 2.000 €. Nur 10 % der nicht verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren verfügen über ein Nettoeinkommen von über 2.000 €.“ (BMFSFJ)
Schockierende Zahlen aus dem Jahr 2016. Aber wie sieht’s heute, im Jahr 2023, aus? Das möchte ich in diesem Artikel beleuchten und welche Maßnahmen wir ergreifen können, um diese alarmierenden Tatsachen in den Griff zu bekommen.
Der eigentliche Grund lautet: Diskriminierung.
„Klar, dass Frauen weniger verdienen. Sie gehen ja auch oft in Teilzeit“. Eine Erklärung dafür, warum viele Frauen so wenig verdienen und warum der Unterschied zwischen Frauen und Männern so deutlich ausfällt, sind die Themen Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen. Als Gesellschaft neigen wir dazu, die Gründe hierfür in der Freiwilligkeit zu suchen. Doch so einfach ist es nicht. Der eigentliche Grund lautet: Diskriminierung. Das sagt Claudia Goldin und erhält dafür den Wirtschaftsnobelpreis 2023.
Bahnbrechende Forschung einer Nobelpreisträgerin
In ihrer Forschung widerlegt Claudia Goldin dieses weit verbreitete Vorurteil, das besagt, dass die Unterschiede in der beruflichen Entwicklung und den Karrierechancen von Frauen auf deren freien Entscheidungen beruhen. Demnach würden Frauen aus eigenem Antrieb wählen, in Teilzeit zu arbeiten, bestimmte Berufe zu ergreifen, sich verstärkt um die Pflege von Angehörigen und Kindern zu kümmern sowie weitere Aufgaben zu übernehmen. Dies führe angeblich dazu, dass Frauen weniger häufig Karriere machen.
Claudia Goldin hingegen argumentiert, dass dies nicht der Fall ist. Tatsächlich sind es vor allem die Entscheidungen von Bundes- und Landesregierungen sowie die Unternehmensführungen, die diese Unterschiede in der beruflichen Entwicklung und den Karrieremöglichkeiten zwischen den Geschlechtern erklären.
So weist sie darauf hin, dass unternehmerische und staatliche und Maßnahmen (wie beispielsweise das Ehegattensplitting) einen erheblichen Einfluss auf die Geschlechtergleichstellung und den beruflichen Erfolg von Frauen haben.
Bahnbrechend dabei ist, dass Goldin ihre Thesen wissenschaftlich belegen kann.
Gender Gaps
Claudia Goldin ist übrigens die dritte Frau von insgesamt bisher 95 Nobel-Preisträger:innen. Gender Forschungs Gap? Ganz sicher. Genauer gesagt nennt sich das „Matilda-Effekt“ und ist die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Wissenschaftlerinnen in der Forschung, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird.
Diesen Fakt nehme ich zum Anlass, die bekanntesten Gender Gaps zu beleuchten. Wie steht es heute um Gender Pay Gap, Gender Wealth Gap und Co? Hier die aktuellsten Zahlen:
1. Gender Pay Gap oder Einkommenslücke: 2022 lag der durchschnittliche Bruttostundenverdienst erwerbstätiger Frauen 18 % unter dem erwerbstätiger Männer. (Statistisches Bundesamt)
2. Gender Pension Gap oder Rentenlücke: 2021 lag das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften lag bei 29,9 %. Frauen erhielten also im Schnitt ein Drittel weniger Alterseinkünfte als Männer (Statistisches Bundesamt)
3. Gender Lifetime Earnings Gap oder Lebenseinkommenslücke: Im Schnitt bauen Frauen im Erwerbsverlauf 49,8 % weniger Einkommen auf als Männer. (BMFSFJ)
4. Gender Care Gap oder Sorgearbeitslücke: Im Jahr 2017 leisteten Frauen 52 % mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer, also anderthalb Mal so viel. (Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2017)
5. Gender Authority Gap: „Wenn wir eine Frau treffen, muss sie ihre Kompetenz erst einmal unter Beweis stellen“, schreibt Mary Ann Sieghart und bestätigt das Resultat Jahrhunderte alter Geschichtserzählungen, in denen bahnbrechende stets Männern zugeschrieben wurden.
6. Gender Time Gap: Hier wird die Differenz der durchschnittlichen wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden zwischen Männern und Frauen beschrieben. Ein Blick nach UK zeigt, dass Frauen nach der Corona-Krise durchschnittlich 4,9 Stunden, Männer hingehen 7,2 Stunden einer Erwerbstätigkeit nachgehen. (Institute for Fiscal Studies)
8. Gender Data Gap: Diese Lücke entsteht dann, wenn bei wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und medizinischer Datenerhebung die unterschiedlichen Geschlechter nicht gleichermaßen berücksichtigt werden. In vielen Fällen betrifft diese vor allem Frauen, die statistisch deshalb oftmals unsichtbar bleiben. Kleines Beispiel: Nur 60 von 193 Ländern (31 %) melden der WHO derzeit Daten über COVID-19-Fälle nach Geschlecht und Alter. (UN Women’s “From insights to action: Gender equality in the wake of COVID-19”)
Auch 2023 verdienen Frauen also deutlich weniger als Männer.
Auch 2023 verdienen Frauen also deutlich weniger als Männer, sorgen weniger für das Alter vor, übernehmen mehr Care- und unbezahlte Arbeit und werden in Studien und Geschichtsschreibungen weniger berücksichtigt und gesehen.
Dies ist gleichermaßen schockierend wie ernüchternd. Die wichtigste Einflussgröße bei all diesen Gaps spielen dabei Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen, die keinesfalls auf wirklicher Freiwilligkeit beruhen, sondern systematischer Natur sind.
So weit so nicht gut. Doch gibt es Lösungen, diese Ungleichheiten zu beheben? Klar.
Paritätische Verteilung von Elternzeit als Gleichberechtigungs-Booster
Was wäre beispielsweise, wenn wir eine Kinderbetreuung hätten, die bereits vor dem Alter von 12 Monaten garantiert wäre? Wenn diese Kinderbetreuung vollumfassend positiv besetzt wäre? Expertinnen und Experten bringen die Entwicklung unserer Kleinsten liebevoll voran vs. Rabenmütter, die ihr Kind in die Betreuung abschieben.
Was wäre, wenn wir das Thema Elternzeit revolutionieren würden, und nur paritätische Modelle fördern würden? Sicherlich ist dies ein Einriss ins Familienleben und jede Frau, jeder Mann, sollte die Möglichkeit haben, zu leben und zu arbeiten, wie sie/er möchte. Aber es ist eine gesellschaftliche Entscheidung, welches Modell gefördert wird. Ein Elternteil zu Hause: Luxus. Paritätische Aufteilung der Care- und Hausarbeit, sowie gleiche Karrierechancen und Gehälter: Gesellschaftlicher Auftrag. Wer x Monate in Elternzeit gehen möchte, sollte dies nur dürfen, wenn der Partner oder die Partnerin gleichzieht. Was sich nach Privilegien-Kürzung anhört, ist in Wahrheit ein Gleichberechtigung-Booster in allen Bereichen: finanziell, für die Karriere, für die Gesellschaft und für das Privatleben.
Was weiter können wir tun? Wir sollten bilden, wir sollten vorsorgen, wir sollten das Thema aktiv angehen. Als Politiker:innen, als Arbeitgeber:innen, als Arbeitnehmer:innen und als Privatpersonen.
Den Politiker:innen unseres Landes sei geraten, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und ein Blick nach Schweden zeigt, wie groß der Impact einer solchen Maßnahme sein kann. Außerdem sollte das Elterngeld dringend dahingehend angepasst werden, dass eine paritätische Verteilung von Elternzeit und Carearbeit nicht nur gefördert, sondern auch verlangt wird. Der dritte Appell an die Politik lautet: bringt das Thema finanzielle Bildung in die Schulen, in die Kitas, zu den Arbeitgebern und nach Hause. Wer eine ausgeglichene Gesellschaft möchte, die unser Land wieder nach vorne bringt, muss für freie Köpfe ohne Sorgen sorgen.
To-dos für Arbeitgerber:innen
Arbeitgeber:innen wiederum sollten dafür sorgen, dass Frauen und Männer die gleichen Voraussetzungen haben, um Karriere oder einfach einen guten Job zu machen. Dazu zählt es, Frauen zu ermutigen, nach der Elternzeit schnell ins Unternehmen zurückzukommen, und dies in Vollzeit. Männer hingegen sollten dahingehend unterstützt werden, ihre Pflicht als Vater wahrzunehmen und Elternzeiten, Carearbeiten, den Haushalt etc. paritätisch zu übernehmen. Zweitens können Arbeitgeber:innen eine familienfreundliche Kultur einführen (keine Meetings nach 16h, Unterstützung bei der Kinderbetreuung etc.). Drittens können Arbeitgeber:innen das Thema finanzielle Bildung aktiv angehen und Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter:innen anbieten.
Sprecht über Geld
Für Arbeitnehmer:innen und Privatpersonen gilt: „Wenn niemand an dich denkt, denkt keiner an dich.“ Was Finanzen und Altersvorsorge angeht, leider viel zu wahr. Here is what you can do: Sprecht über Geld. Sprecht im privaten Umfeld, auf der Arbeit, mit Euren Kindern. Geht das Thema aktiv an. Schaut auf Euren Gehaltsnachweis, lest Euren Rentenbescheid, prüft Eure finanzielle Situation und informiert Euch, wie Ihr Euer Geld am sinnvollsten investiert. Es geht nicht darum, Millionär:in zu werden. Es geht darum, Verantwortung für die finanzielle Zukunft zu übernehmen.
Ich persönlich investiere am liebsten in Immobilien, da ich mein Geld sinnvoll und nachhaltig einsetzen möchte. Mit einer Immobilieninvestition habe ich in der Hand, an wen und zu welchem Mietzins ich vermiete und kann ein Zeichen setzen gegen Diskriminierung oder gegen Mietwucher. Ich habe einen gesellschaftlichen Impact, Stichwort „Machen statt Meckern“, kann nachhaltige Produkte einsetzen und weiss direkt, wo mein Geld landet. Unterschätze hier bitte Deinen Hebel nicht. Du hast vielleicht nur eine kleine Wohnung, die Du fair vermietetest. Aber stell Dir vor, das würden alle machen?
Alles schön und gut, dennoch unmöglich? Falsch. Gut informiert und mit Geduld ist alles möglich. Anne zum Beispiel hat dieses Jahr eine kleine Wohnung in Essen in der Nähe des Hauptbahnhofs erworben. Die Wohnung sollte ursprünglich über 70.000 € kosten, Anne hat verhandelt und schließlich 43.000 € gezahlt. Sie hat die Wohnung finanziert und selbst 9.000 € Eigenkapital hineingesteckt. Der aktuelle Mietzins beträgt 7,50 €. Und das trägt Zins und Tilgung. Anne muss also nichts mehr draufzahlen. Irgendwann ist die Wohnung abbezahlt (durchschnittlich nach 26 Jahren), und die Mieteinnahmen bieten Anne ein zusätzliches passives Einkommen. Well done!
Deshalb, liebe Frauen, nehmt Eure finanzielle Zukunft in die Hand.
Der Markt für Immobilieninvestitionen ist gerade gut. Warren Buffett hat einmal gesagt: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Zurzeit sind alle ängstlich – ein guter Zeitpunkt, um den Markt zu beobachten und Preise nach unten zu handeln.
Nicht für jede, nicht für jeden, bietet eine Immobilie die nötige Sicherheit. Für manche sind sie sogar zu risikoreich. Für manche zu anstrengend. Für manche zu teuer. Zum Glück sind Immobilien nicht die einzige Investitionsmöglichkeit. Wichtig ist es, die für einen passende Investition zu finden, seien es ETFs, Aktien oder vielleicht Immobilien. Deshalb, liebe Frauen, nehmt Eure finanzielle Zukunft in die Hand. Sorgt für Euch und für Eure Finanzen. Holt Euch Hilfe, wenn Ihr unsicher seid oder wenn Euch das Thema überfordert. Es ist alles kein Hexenwerk – Ihr müsst nur einmal verstehen, wie es geht. Auf dass wir 2030 bessere Zahlen haben!
Über die Person:
Anaïs Cosneau studierte Architektur und machte ihren Master in REM + CPM. Als Projektentwicklerin arbeitete sie zunächst in China, leitete dann bei der Landmarken AG den Bereich Akquisition Büro- und Spezialimmobilien und darauf die Niederlassung von Becken in Frankfurt. 2019 fing Anaïs an zu gründen und führt nun ihre Unternehmen, Happy Immo und Fivest Ventures, mit denen sie in Immobilienprojekte investiert und Frauen motiviert, das auch zu tun. Anais ist außerdem CO-Founderin und Aufsichtsrätin von Immofemme, mit der sie Frauen motiviert, sich ihr Stück Stadt zu sichern und in eigene Immobilien zu investieren.
Mission Female GmbH
Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.
https://www.missionfemale.com/
„Frauenförderung im Unternehmen? Beginnt bei der Frauengesundheit!“