StartInnovationTech"Wir brauchen mehr Diversity in der Fintech-Branche"

„Wir brauchen mehr Diversity in der Fintech-Branche“

Susanne Krehl ist Mitgründerin und Managing Director der Fabit GmbH, die einen kostenlosen digitalen Finanzcoach anbietet. Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht die App für neue Zielgruppen interessant.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist für viele Menschen eine Herausforderung. Was bedeutet das für Ihr Produkt?

Viele Menschen müssen sich aufgrund der aktuellen Lage deutlich mehr einschränken. Unser Produkt richtet sich jetzt an eine größere Zielgruppe, laut aktueller Untersuchungen können 60 % der Deutschen keine Reserven mehr zurücklegen – im Jahr 2019 waren es noch 15%. Aber Schulden werden mehr, wenn man sich nicht darum kümmert. Die Entwicklung zeigt, wie wichtig die Mission ist, die wir mit Fabit verfolgen.

Wie kann die App hier konkret unterstützen?

Fabit ist ein kostenloser digitaler Coach für den besseren Umgang mit Geld. Mit Fabit ermöglichen wir Menschen, konkreten Überblick über ihre Finanzen zu erhalten, ihr Budget zu planen oder ihre Ratenzahlungen im Auge zu behalten. Wir liefern Antworten zu allen Fragen rund ums Geld, dazu gibt es Spartipps und Challenges. Wir arbeiten sowohl präventiv als auch unterstützend im konkreten Bedarfsfall, also anlassbezogen. Die meisten befassen sich erst mit dem Thema, wenn es nötig ist, z. B. eine Mahnung auf dem Tisch liegt oder Schlimmeres droht. Wir arbeiten in der Entwicklung unter anderem mit Schuldnerberatern zusammen und kooperieren mit Inkassounternehmen, aber auch mit Institutionen in der Finanzbildung wie dem Bundesministerium für Wirtschaft.

Was fasziniert Sie an der Fintech-Branche, warum wollten Sie in diesem Bereich gründen?

Ich war sieben Jahre lang verantwortlich tätig im Unternehmen Barzahlen, habe unter anderem als Managing Director den Markt in Österreich und der Schweiz aufgebaut. Aus meiner Historie im Zahlungsverkehr weiß ich, dass viele Finanz-Produkte nur für unsere Bubble gebaut sind. Ich glaube, es ist höchste Zeit für einfache und leicht zugängliche Lösungen, die für Menschen gemacht sind, denen das mentale Konzept und Finanzbildung fehlt – das ist mein Antrieb. Außerdem hat sich in der Branche sehr viel getan, es gab zahlreiche Neugründungen, und durch die Digitalisierung ist eine echte Aufbruchstimmung entstanden.

Wie hilft es Ihnen bei Fabit, ein gemischtes Führungsteam zu sein?

Wir bringen verschiedene Denkweisen, Talente und Lösungsansätze ein, damit wird das Ergebnis besser, davon bin ich überzeugt. Damit das funktioniert, ist es wichtig, dass wir untereinander transparent kommunizieren. Außerdem haben wir vor der gemeinsamen Gründung z. B. in Coachings geschaut, ob wir in der Arbeit wirklich zusammenpassen.

Wie wichtig sind Netzwerke wie die Fintech-Ladies?

Die Fintech-Ladies sind ja ganz klein gestartet, mit einem Dinner zu fünft. Heute sind wir ein paneuropäisches Netzwerk, es gibt inzwischen deutlich mehr Gründerinnen und weibliche Führungskräfte in der Finanzbranche. Der Austausch ist sehr wichtig und hilft, Rolemodels zusammenzubringen. Wir brauchen aber viel mehr Diversity in unserer Branche. Wir haben nicht nur ein Genderproblem, sondern sind vor allem auch im Hinblick auf soziale und regionale Herkunft oder Alter zu einheitlich. Weiß, männlich, wohlhabendes Elternhaus – das zieht auch eine Homogenität in der Produktentwicklung nach sich. Hier wünsche ich mir beispielsweise mehr Quereinsteiger:innen

Wie rekrutieren Sie Nachwuchs für Ihr Start-up?

Gerade zu Beginn rekrutiert man vor allem aus dem eigenen Netzwerk. Wer zu einem Start-up geht, sollte schon Lust auf Verantwortung und Machen haben und      voll hinter dem Produkt stehen. Gerade die ersten Mitarbeitenden gestalten ja das Unternehmen aktiv mit und schaffen Prozesse. Zu uns kommen Leute, die etwas aufbauen wollen.

Wollen viele Jüngere gar keine Verantwortung mehr?

Sie haben eine andere Herangehensweise an Verantwortung und verlangen nach einem Purpose, der klar erkennbar ist und auch gelebt wird. Das können wir bieten. Die Jüngeren nehmen sich auch mehr Regenerationszeiten, sind eigenverantwortlicher. Die Bedeutung von Face-Presence nimmt ab. Sie arbeiten viel, aber wollen mehr Flexibilität in der Einteilung der Arbeitszeit, das ist doch keine schlechte Entwicklung.

Sie haben vor kurzem noch eine Weltreise gemacht, inwieweit prägt das Ihren Umgang mit Mitarbeitenden?

Es war schon nicht leicht, verlockende Angebote abzulehnen und die Reise durchzuziehen. Aber warum sollte man mit den Lebensträumen bis zur Rente warten? So etwas würde ich gern auch anderen in unserem Start-up ermöglichen.

Sie haben zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, was macht das mit Ihnen?

Ich freue mich sehr, das ist die Belohnung für viele Jahre harter Arbeit, die inzwischen hinter uns liegen. Besonders schön ist für uns die Auszeichnung „Fintech des Jahres 2021” in der Kategorie „Newcomer“ von Payment & Banking.

Susanne Krehl können Sie auch im Rahmen der Online-Konferenz Shetech beim Deep Dive „Fintech” treffen, am 23.11.2022 diskutiert sie von 18.45 Uhr – 19.30 Uhr mit weiteren Expertinnen im Panel. Hier gehts zur kostenlosen Anmeldung.


Über Fabit:

Fabit ist eine App zur Optimierung von finanziellen Gewohnheiten. Sie richtet sich an Menschen, die ihre Finanzen besser managen wollen, um nachhaltig ein finanziell gesundes und entspanntes Leben führen zu können. „Fabit” leitet sich ab vom englischen „Financial Habit”– finanzielle Gewohnheit. Die hinter Fabit stehende Fabit GmbH wurde 2021 von Dr. Ralf-Michael Schmidt, Robert Heim und Susanne Krehl in Berlin gegründet.

 

 

 

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