StartMoneyInflation als Chance 

Inflation als Chance 

Die Inflation steigt rasant, immer mehr Notenbanken beenden deshalb ihre historisch niedrige Zinspolitik. Die Entwicklung sorgt für reichlich Turbulenzen auch an den Anleihemärkten, weshalb Chancen darin gut gewählt und breit gestreut genutzt werden sollten. 

Die Inflationsdaten vom vergangenen Mai sprechen eine deutliche Sprache: Allein in der Eurozone erreichte die Jahresrate 8,1 Prozent. Noch kräftiger war der Anstieg in den USA mit einem Plus von 8,6 Prozent – damit fiel sie jenseits des Atlantiks so hoch wie zuletzt im Jahr 1981 aus. Ein Ende des Anstieges scheint dabei nicht in Sicht. Denn eine Mischung aus allmählich steigenden Löhnen gepaart mit immer höheren Rohstoffkosten – allen voran im Energie- und Nahrungsmittelsektor – heizt die Teuerung weiterhin kräftig an. Verständlich, dass inzwischen auch die Notenbanken ihre historisch lockere Geldpolitik beenden. Dazu zählt nicht nur das Abebben der umfangreichen Anleihekaufprogramme, mit denen Refinanzierungskosten jahrelang niedrig gehalten wurden. Auch die Leitzinsen werden inzwischen in vielen Regionen rund um den Globus angehoben. In den USA schraubte die US-Notenbank bereits im März sowie im Mai die Leitzinsen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte auf eine neue Bandbreite zwischen 0,75 bis ein Prozent nach oben, verweist Stefan Klocker, Chief Investment Officer bei der Liechtensteinischen Landesbank Österreich (LLB Oe) auf die Geschehnisse der vergangenen Monate. Bei der jüngsten Sitzung Mitte Juni folgte der nächste Schritt, der Satz wurde gar um 0,75 Prozentpunkte auf eine neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent nach oben geschraubt. 

EZB unter Zugzwang 

Auch in der Eurozone wollen die Währungshüter*innen nicht länger untätig bleiben. So kündigte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), eine erste Anhebung für den Juli an, um der steigenden Inflationsrate entgegenzusteuern. Damit würde der Nullzins-Politik auch in dieser Region ein Ende gesetzt werden. „Die Überraschung könnte dabei im Ausmaß der Zinsanhebungen liegen“, betont Ingrid Szeiler, Chefanlagestrategin bei der Raiffeisen Capital Management (RCM). Sie meint, derzeit rechneten die Marktteilnehmer*innen mit mehreren kleinen Schritten in Höhe von jeweils 0,25 Prozentpunkten. Auch anderswo wagt man eine Prognose für die weiteren Schritte in der Eurozone. Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin beim deutschen Vermögensverwalter DWS, gibt sich ein wenig vorsichtiger und meint in diesem Zusammenhang, dass der Inflationsdruck kräftiger und nachhaltiger sein dürfte, was die EZB zwingen werde, beherzter und aggressiver die Zinsen zu erhöhen. „Die US-Notenbank könnte dabei Vorbild sein“, konstatiert Kastens. Die Anhebungen beim Leitsatz dürften zudem bis in das kommende Jahr andauern, fügt Szeiler von der RCM hinzu.

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Dabei beschränkt sich die Zinswende freilich längst nicht nur auf die Industrieländer. In zahlreichen Schwellenländern – den sogenannten Emerging Markets – hat es inzwischen ebenfalls Anhebungen gegeben, so etwa in Lateinamerika und Osteuropa. All solche Entwicklungen hinterlassen deutliche Spuren auf den globalen Anleihemärkten. Angesichts steigender Zinsen verlieren nämlich jene Bonds, die bereits vor der Anhebung begeben wurden – und somit geringer verzinst sind – an Wert. Zumindest aber steigen dann deren Renditen unter dem Strich, da die Papiere und der fixe jährliche Kupon umso günstiger zu kaufen sind. Klocker von der LLB Oe präzisiert: „Die Anleiherenditen sind in diesem Jahr kräftig gestiegen und erreichten im Mai Spitzen von über einem Prozent bei zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und über drei Prozent bei US-Staatsanleihen.“ Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Mit den steigenden Zinsen kann sich so manch ein Unternehmen mit schwacher Bonität die höheren Finanzierungskosten womöglich nicht mehr leisten, weshalb ein Zahlungsausfall bei riskanteren Anleihen drohen könnte. Klocker von der LLB Oe meint deshalb, „angesichts der zahlreichen Konjunkturrisiken würden wir vorerst von allzu hohen Bonitätsrisiken abraten“. 

Emerging Markets mit Chancen 

Angesichts all dieser Entwicklungen kann ein Anleiheinvestment grundsätzlich knifflig werden, wie die jüngsten Entwicklungen unterstreichen. Umso mehr sollte auf eine breite Streuung geachtet werden, bei der die Expert*innen unterschiedliche Chancen rund um den Globus nutzen. Auf eben solch einen Vorgang achtet so manch ein*e Fondsmanager*in bei flexiblen Anleihefonds, zu denen etwa der T. Rowe Price Funds SICAV – Dynamic Global Bond Fund (LU1216622131) zählt. Fondsmanager Arif Husain investiert beispielsweise in britische inflationsindexierte Anleihen. Solche Papiere passen Nominale und Kupon laufend an die Inflationsentwicklung an. Und diese zieht auch in Großbritannien kräftig an. Chancen nutzt Husain aber nicht nur bei Inflationspapieren. Sie werden auch anderswo genutzt, beispielsweise mit brasilianischen Staatspapieren. Der Schritt ist durchaus nachvollziehbar. In der Region wurden die Zinsen bereits kräftig angehoben und erreichten allein im Juni 13,25 Prozent. Ein wenig anders ist der Ansatz beim Legg Mason Brandywine Global Credit Opportunities Fund (IE00BMMV5V01). Zu den größten Positionen darin zählen etwa variabel verzinste US-Staatsanleihen. Das ergibt im aktuellen Umfeld durchwegs Sinn. Denn bei solchen Papieren richtet sich die Verzinsung an die Entwicklung der Leitsätze, die in den USA bereits zügig steigen. Doch auch jede Menge Bankanleihen aus den USA, so etwa von Morgan Stanley und von Citigroup, zählen zu den größten Positionen. Die Banken lukrieren angesichts steigender Zinsen wieder eine höhere Zinsspanne. Selbst ein klein wenig wird aber auch in afrikanische Anleihen, etwa aus Tansania und Sambia, investiert. Alles in allem wissen gewiefte Expert*innen die Chancen trotz Marktturbulenzen auch auf den Anleihemärkten geschickt zu nutzen. Dennoch sind Verluste nicht ausgeschlossen, sowohl bei den Kursen als auch bei den Währungen. Das sollten Anleger*innen gut im Auge behalten. 

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