Während der aktuellen EM werden Fußball-Kommentatorinnen in Österreich und Deutschland Opfer von Hass im Netz. Die Anfeindungen beziehen sich auf die hohen Stimmlagen der Sportkommentatorinnen. Besonders stark kritisiert wird derzeit die langjährige ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann – neu ist das jedoch nicht. Im Interview mit herCAREER sprach Claudia Neumann im Herbst 2020 darüber, wie sie mit solchen Hasskommentaren umgeht.

„Hat die überhaupt ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“ So lautete einer der milderen Kommentare, den die erfolgreiche Sportreporterin Claudia Neumann auf Social Media abbekam, als sie 2016 Spiele der Fußballeuropameisterschaft im Fernsehen kommentierte. Wir sprachen mit ihr über ihr gleichnamiges Buch, ihren Karriereweg und Frauen im Fußballbusiness.

Das Interview erschien am 04. November 2020 auf www.her-career.com

Frau Neumann, Sie waren in Ihrem Berufsfeld in vielerlei Hinsicht „die erste Frau“: als Kommentatorin von Fußballspielen der Frauenliga, der EM 2016, der WM 2018 oder der Champions League. Wie stehen Sie zu diesem „Label“? 

Claudia Neumann: Ich bin schon sehr lange in dem Berufsfeld. Deshalb hat es eine gewisse Logik, dass ich oft die erste Frau war. Für mich hat das keine Bedeutung. Eine Zeitlang hat es mich sogar ein bisschen genervt. Ich bin eher ein Vorbild wider Willen. Genderfragen waren eigentlich nie mein Thema. Inzwischen sehe ich aber schon die Bedeutung, dass Frauen ihr Gesicht zeigen sollten und eine Stimme brauchen. Da fühle ich die Verantwortung an der Stelle voranzugehen. Junge Frauen müssen sich erst im Beruf etablieren. Mit den Jahren der Erfahrung lässt es sich leichter aushalten, wenn es dabei auch mal Gegenwind gibt.

Sie verstehen sich nicht als Feministin…

Claudia Neumann: Nein, gar nicht. Frauenthemen sind wichtig, aber ich habe es am liebsten, wenn Männern und Frauen gemeinsame Sache machen. Es gibt viele kluge, reflektierte Männer, die kein Problem damit haben, dass sich Frauen für Fußball begeistern. Glücklicherweise ist es heute selbstverständlich, dass Mädchen Fußball spielen. Nur ein geringer Prozentsatz der Leute regt sich darüber auf. Leider hat diese marginale Meinung aber eine sehr laute Stimme, vor allem über Social Media. Es ist wichtig, dass wir dann mit guten Argumenten überzeugen.

Von klein auf waren Sie fußballbegeistert, haben selbst Fußball gespielt. War das denn damals in den 70er und 80er Jahren überhaupt so einfach möglich?

Claudia Neumann: In meiner Generation war das noch sehr rar. Ich komme aus einer kleinen Gemeinde im Bergischen Land bei Köln, was es nicht unbedingt leichter machte. Auch meine Eltern waren nicht so begeistert, dass ich als Mädchen Fußball spielen wollte, obwohl sie heute sicher ein bisschen stolz sind. Als Kind habe ich mir darüber aber keine Gedanken gemacht. Es schien mir ganz normal, dass man sich durchsetzen muss, wenn man ein Spiel liebt, das vor allem Jungs spielen. Da ging es nicht darum, ein Rollenbild auszuhebeln. Ich habe das ja aus Leidenschaft getan und nicht um einen Contra-Punkt in der Gesellschaft zu setzen. Heute bewerte ich das aber im Nachhinein trotzdem ein bisschen anders.

Inwiefern?

Claudia Neumann: Neulich habe ich einen meiner besten Freunde aus der Grundschule wieder getroffen. Er sagte mir: „Du musstest ja schon eine Menge Widerstände überwinden.“ Da ist mir bewusst geworden, dass wir mit Abstand die Hürden von damals ganz neu reflektieren und bewerten. So ging es mir auch, als ich meine Gedanken dazu in einem Buch festgehalten habe.

Wie sahen bei Ihnen die ersten Gehversuche als Sportreporterin aus?

Claudia Neumann: Heute sind die Ausbildungswege im Sport-Journalismus ganz anders, da kann man sich schon im Studium darauf spezialisieren und zwar sehr praxisorientiert. Es gibt viele Sender, Kanäle, Streamingdienste und vor allem enorm viele Live-Übertragungsrechte. Das war damals noch nicht so. Für Journalismus gab es nur die Springer-Schule. Ich habe mich für Germanistik als Hauptfach innerhalb eines Magister-Studiengangs entscheiden. Das schien mir da noch am nächsten dran zu sein. Dazu Pädagogik und Sport. Dann bekam man einfach durch Praktika und Learning by Doing den Fuß in die Tür.

Wie kamen Sie zum Fernsehen?

Claudia Neumann: Während des Studiums habe ich erst bei RTL, dann bei SAT.1 hospitiert und anschließend redaktionell weitergearbeitet. Ich produzierte zuerst kleine und dann immer größere Sendungsbeiträge zu ganz verschiedenen Sportarten. Als ich angefangen habe, gab es noch wenig Live-Fußballspiele im Fernsehen. Da ging es logischerweise nicht gleich mit Live-Kommentieren los, sondern mit Zusammenfassungen. Das hat sich dann seit Anfang der 90er steil entwickelt.

Hatten Sie Vorbilder?

Claudia Neumann: Nicht wirklich. Es gab immer wieder Kollegen, von denen ich mir etwas abschauen konnte, die zu bestimmten Zeiten besonders gut in ihren Bereichen waren. Aber das hat sich immer ganz schnell geändert. Ständig entwickeln sich in dem Beruf neue Stilrichtungen, abhängig vom jeweiligen Medium, dem Zeitgeist und persönlichen Prioritäten. Da gibt es kein schwarz oder weiß, sondern nur unterschiedliche Herangehensweisen.

War es beim Berufseinstieg schon ein Thema, dass Sie als Frau in einem sehr männlichen geprägten Berufsumfeld tätig waren?

Claudia Neumann: Ich war zwar eine Exotin, aber habe in meinem Berufsleben sehr viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Viele Vorgesetzte in den Redaktionen fanden es toll, dass eine Frau sich für Fußball interessiert, Ahnung davon hat und früher sogar selbst einigermaßen gut gegen den Ball kicken konnte. Ich weiß, dass andere Frauen im Berufsfeld Sportjournalismus mehr Probleme hatten, vor allem im Printbereich.

Ihre Karriere als Kommentatorin hat eigentlich mit Frauenfußball angefangen…

Claudia Neumann: Ja, weil es klar war, dass das erstmal der einfachere Einstieg ist als im Männerfußball. Aber das hat mit dem Handwerk nichts zu tun, denn das ist das gleiche.

Welche Kompetenzen braucht man fürs Kommentieren – vor allem Erfahrung, Spontanität oder das Wissen übers Spiel, die Mannschaften und die Spieler?

Claudia Neumann: Von allem ein gutes Quantum. Die Basis sollte immer das Fachwissen über das Spiel sein. Dann haben die einen eher einen reduzierten, analytisch-fachlichen Stil, die anderen hingegen wollen vorwiegend unterhalten. Einige Kollegen haben eine sehr bildhafte Sprache. Alles hat seine Berechtigung. Letztlich ist das Geschmacksache und die Zuschauer entscheiden, was ihnen besser gefällt. Man kann nicht alle erreichen.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Claudia Neumann: Ich polarisiere automatisch durch meine Frauenstimme. Ich bin eher am Spiel orientiert und versuche nie aus einem schlechten Spiel ein gutes zu machen. Wenn die Fußballer schlecht spielen, muss man das journalistisch einordnen. Da sehe ich mich nicht als Entertainerin, die die Defizite der Spieler kompensiert. Die Fußballer sind die Showmaster, nicht die Kommentatoren.

Beim Live-Kommentieren kommen Sie nicht umhin Fehler zu machen…

Claudia Neumann: Natürlich. Fehler passieren uns allen – im Berufsleben und im Privatleben. Das sollten wir akzeptieren, denn daraus können wir viel lernen. Leider haben wir ein überwiegend schlechtes Fehlermanagement in unserer Gesellschaft.

Was geht in Ihnen vor, wenn sie merken, dass Sie eine Spielszene falsch erfasst haben?

Claudia Neumann: Das muss man wegstecken, gerade in der Live-Situation. Das gehört zum Anforderungsprofil, wenn man derart in der Öffentlichkeit steht. Aber auch im Anschluss muss man sehr klar trennen, was ist berechtigte und konstruktive Kritik und was ist einfach nur Bashing. Auch Männer machen Fehler und werden dafür kritisiert. Nur weil ich Frau bin, stehe ich diesbezüglich mehr im Fokus.

Seit Sie große Männer-Fußballturniere als Kommentatorin begleiten, also vor allem seit der Fußball-EM 2016, erlebten Sie viel Hass im Netz. Wie erklären Sie sich das? 

Claudia Neumann: Das hat vor allem mit den heutigen Kommunikationsformen in Social Media zu tun, ist also ein Zeitgeist-Phänomen. Fußball ist sehr emotional. Auch männliche Kollegen waren vorher schon mit Shitstorms überhäuft worden und insofern war das keine große Überraschung. Trotzdem hatte ich mir keine Strategie zurechtgelegt, sondern immer intuitiv gehandelt. Natürlich lässt sich niemand gerne so beschimpfen, aber ich habe mit der größtmöglichen Gelassenheit reagiert. Das erleben wir ja in allen Lebensbereichen, wenn jemand sich exponiert öffentlich äußert. Der faire Diskurs ist eine Umgangsform, die wir scheinbar erst wieder lernen müssen. Fehlender Respekt ist ein großes Defizit.

Wie konnten Sie angesichts dieser Hasskommentare so gelassen bleiben – hat Sie das nicht persönlich getroffen?

Claudia Neumann: Natürlich, aber da kam mir zugute, dass ich selbst nicht in sozialen Netzwerken aktiv bin. Es gibt Leute, die prima damit umgehen können und vermutlich könnte ich auch Menschen für mich gewinnen, wenn ich dort aktiver wäre. Ich möchte mich aber lieber persönlich mit anderen austauschen. Jeder kann mich ansprechen – ich bin offen für jedes Gespräch, jede Diskussion und unterschiedliche Meinungen.

2016 hat Ihr damaligen Sportchef versucht, sie zu verteidigen. Sie würden schon „ihren Mann stehen“. Wie entgehen wir der Gender-Falle?

Claudia Neumann: Das fand ich zum Schmunzeln. Sowas sollte man nicht überbewerten. Er wollte ja meine Charakterstärke hervorheben und dass ich durchaus etwas einstecken kann. Außerdem hat er betont, dass ich intern unterstützt werde und die Kollegen meine Erfahrung schätzen.

Das ZDF hat 2016 ein paar Kommentare veröffentlicht. „Zeit Abendessen zu machen liebe Frau“, hieß es da beispielweise. Auch der Titel ihres Buches Hat die überhaupt ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“ hat hier seinen Ursprung. Was sagen diese Küchenassoziationen über unsere Gesellschaft aus?

Claudia Neumann: Der Verlag kam mit der Idee auf mich zu, diesen Kommentar als Titel zu wählen. Mir gefiel die Idee, die gewisse Ironie darin. Frauen und Haushalt – dieses antiquierte Rollenbild ist wohl doch noch in vielen Köpfen. Meine Mutter musste noch meinen Vater fragen, ob sie arbeiten gehen darf. Seither haben wir große Entwicklungsschritte gemacht. Offensichtlich geht diese Veränderung manchen zu schnell. Wir erleben eine starke Zuwanderung. Menschen aus anderen Kulturen hängen vielleicht in Sachen Gleichberechtigung noch ein bisschen weiter zurück. Dass Menschen hier Ängste haben, zeigt sich dann gern an so einer Banalität wie Fußball. Da möchte man sich die alte Welt wohl noch ein bisschen länger erhalten. Letztlich ist das ein Zeichen dafür, dass wir zu wenig miteinander reden in unserer Gesellschaft.

Die Corona-Situation hat uns vor Augen geführt, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir geglaubt haben. Frauen haben zum Beispiel wegen Kinderbetreuung stärker ihre Arbeitszeit reduziert…

Claudia Neumann: Das muss man sehr ernst nehmen. Da hat es in der Corona-Zeit tatsächlich so einen Rutsch nach hinten gegeben. Aber ich erlebe in meinem Umfeld auch viele Paare, die versuchen, die Aufgaben zuhause fifty-fifty aufzuteilen. Das hängt oft auch vom Selbstverständnis jedes einzelnen ab.

Wie einfach ist es, den Beruf Fußball mit der Familie oder dem Privatleben zu vereinbaren? 

Claudia Neumann: Das ist kompliziert, wenn man im Sport arbeitet – und zwar für Männer und Frauen gleichermaßen. Die Spiele finden in erster Linie am Wochenende statt, nicht nur im Fußball. Aber das wusste ich, als ich mir den Beruf ausgesucht habe. Ich habe mein Privatleben so organisiert, dass ich damit gut zurechtkomme. Dass ich unter der Woche frei habe, genieße ich sogar. Mit einem traditionellen Rollenbild in der Familie lässt sich das natürlich weniger gut vereinbaren. Früher hat der liebe Gott gesagt, am siebten Tag sollst Du ruhen. Und am Freitag gibt es Fisch. Heute gilt, da muss man sich mit dem Partner gut absprechen.

Sie halten sich natürlich viel außerhalb der Küche auf. Aber wie gern sind Sie in der Küche?

Claudia Neumann: Mittlerweile bin ich eine leidenschaftliche Hobbyköchin, seit mehr als zehn Jahren. Aber das ist nicht durch mein Geschlecht erzwungen, sondern durch meine Lebenserfahrung. Irgendwann hatte ich einfach Lust, mich mit dem Kochen zu beschäftigen. Ich bin in einer Community, wo wir uns im Wechsel gegenseitig bekochen und neue Gerichte ausprobieren. Bei mir zuhause ist meist viel los, ich bin ein geselliger Mensch. Häufig schauen wir zusammen Fußball und bekochen uns dabei. Für mich ist Küche ein gesellschaftlicher Treffpunkt – für Männer und Frauen. Es gibt auch viele tolle männliche Hobbyköche in meinem Freundeskreis, die das mit sehr viel Leidenschaft machen.

Männer haben oft das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen, wenn es um Gleichberechtigung geht. Was könnten denn Männer aus Ihrer Sicht gewinnen, wenn Frauen in Männerdomänen wie dem Fußball mehr zu sagen haben?

Claudia Neumann: Mit Vielfalt gewinnen wir immer – nicht nur im Fußball. Menschen, die ein hohes Selbstbewusstsein haben und eine gute Verankerung in der eigenen Persönlichkeit können das nur als Bereicherung empfinden. Manche Männer haben das vielleicht in ihrem kleinen Familienkosmos noch nicht zugelassen. Aber wir sehen da auch im Fußball positive Entwicklungen, gerade in der Corona-Zeit. Fußballfans haben sich zum Beispiel im bundesweiten Bündnis „Unser Fußball“ organisiert, um ihre Argumente gegen die Kommerzialisierung des Fußballs vernünftig vorzutragen. Ihre Sprecherin Helen Breit ist Anhängerin des SC Freiburg. Sie bringt ihre Themen sicher und strukturiert vor – das macht sie wohl besser als so mancher Mann und wird deshalb vorgeschickt. Das ist der richtige Weg, um nachhaltig in einen Dialog zu kommen. Da sieht man, was Frauen können.

Wir selbstverständlich ist es inzwischen, dass Frauen im Fußball beruflich Fuß fassen oder was würde es dafür noch brauchen?

Claudia Neumann: Gerade in den Führungsetagen sind tatsächlich oft Männer, die mit dem Fußball aufgewachsen sind und zum Beispiel Jugendtrainer waren. Da gibt es schon die Denke, Frauen können das nicht, gerade in kleineren Vereinen und Verbänden. Da kommen selbst qualifizierte Frauen an ihre Grenzen, wenn die Männer sich zusammenrotten. Aber dass heute ganz viele Frauen Ahnung von Fußball haben, versteht sich doch von selbst. Wir müssen mehr Ausschau halten, wo die talentierten Mädels sind.

Viele Fernsehsender, vor allem die öffentlich-rechtlichen, haben erkannt, dass sie Frauen stärker unterstützen müssen. Gerade im Funktionärswesen müssen Frauen ja nicht das passive Abseits erklären, sondern vor allem eine Vision haben, was einen modernen Verein ausmacht. In dem Bereich spielen Frauen eine immer größere Rolle – das Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen, auch wenn sich die Dinge manchmal nur langsam bewegen. Hauptsache wir machen hier keinen Rückzieher.

Solange mehrheitlich Männer über die Besetzung von Führungspositionen entscheiden, tut sich meist nicht viel. Was halten Sie von einer Frauen-Quote?

Claudia Neumann: Ich bin keine Befürworterin der Quote. Das ist der falsche Weg. In unserem Berufsfeld würde das nur dazu führen, dass wir auf das Geschlecht reduziert werden. Man müsste gegebenenfalls Männer aussortieren und Frauen hätten das Gefühl, dass man sich vielleicht nur mit ihnen profilieren wollte. So kann man nicht das nötige Selbstbewusstsein entwickeln für unseren Beruf. Ich möchte nicht auf das Diktat der Quote reduziert werden. Wir sollten Frauen in schwächeren Phasen ihrer Karriere auffangen, sie wieder anschieben und einen langen Atem haben. Wir müssen durch Kompetenz überzeugen, sonst kommt das wie ein Bumerang auf uns zurück.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie in Ihrem Beruf besser sein müssen als Männer?

Claudia Neumann: Eigentlich nicht. Ich bin ja schon fast 30 Jahre dabei. Zumindest unter Kollegen muss ich mich nicht hervortun oder besonders positionieren. In der Außenwahrnehmung ist das vielleicht anders. Manche hören einfach diese Frauenstimme und machen sich nicht die Mühe, sich mit meinem Background zu beschäftigten. Da werde ich schon mal gefragt, ob ich das Buch nun als Rechtfertigung geschrieben habe.

Und, haben Sie?

Claudia Neumann: Nein, das wäre eine völlig falsche Auslegung. Man musste mich überreden, das Buch zu schreiben. Ich habe es dann letztlich einfach für mich selbst gemacht. Der Verlag meinte nach der ersten Arbeitsprobe, der Ghostwriter fällt besser weg. Das war eine schöne Bestätigung und eine Möglichkeit, einmal etwas anderes zu tun als reden. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, mich mit diesen ganzen Themen auseinanderzusetzen, außerhalb jeglicher Drucksituation, einfach mit Muße.

In Ihrem Buch stellen Sie einige erfolgreiche Frauen aus der Fußballwelt vor: Tina Theune, Monika Staab, Birgit Prinz, Bibiana Steinhaus und Katja Kraus. Brauchen wir mehr Role Models oder worum ging es Ihnen in dem Kapitel?

Claudia Neumann: Ich respektiere diese Frauen sehr. Es war mir eine Herzensangelegenheit zu zeigen, dass es Frauen gibt, die im Fußball tolle Sachen machen – ob als Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Manager oder Botschafter. Damit wollte ich sagen: Ich habe keine Sonderstellung und bin nicht die einzige erfolgreiche Frau in dem Berufsfeld.


Claudia Neumann stellt auf der herCAREER 2021 im Rahmen ihres Authors-MeetUps ihr Buch „Hat die überhaupt ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“ vor.

Über Claudia Neumann

Claudia Neumann, Jahrgang 1964, wächst in einem verschlafenen Nest im Rheinland auf – in einer Zeit, in der Deutschland noch geteilt ist und Frauen, die arbeiten wollen, die Erlaubnis ihres Mannes brauchen, und Mädchen die Erlaubnis ihrer Eltern, Fußball zu spielen. Sie studierte Germanistik, Pädagogik und Sport in Bonn und begann 1991 ihre Fernsehkarriere als Hospitantin bei RTL. Seit 1999 ist sie beim ZDF, wo sie 2011 als erste Frau die Frauenfußball-WM Spiele live im Fernsehen kommentierte. 2016 war sie Live-Reporterin bei der Fußball-EM in Frankreich, 2018 bei der WM in Russland. Claudia Neumann spielt selbst leidenschaftlich gerne Tennis und Fußball – und liebt es, Sportsfreunde in ihrer Küche zu bekochen. Im Frühjahr 2020 erschien ihr Buch „Hat die überhaupt ´ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten? Wie ich lernte, das Leben sportlich zu nehmen“. In einer Mischung aus Autobiographie und Sachbuch analysiert sie, was hinter der Hetze in sozialen Netzwerken steckt und erzählt von ihrem Lebensweg als Sportjournalistin.

Über die herCAREER

Die herCAREER ist Deutschlands Leitmesse für die weibliche Karriereplanung. Sie findet im September/ Oktober 2021 bereits zum sechsten Mal in Münchenstatt und wird mit dem Netzwerkevent herCAREER@Night abgerundet. Mit der Messe und der Netzwerkveranstaltung wurde eine Plattform geschaffen, die Jobeinsteigerinnen, aber auch Aufsteigerinnen und Gründerinnen Netzwerke erschließt, die sie dabei unterstützen, beruflich weiter und schneller voranzukommen.