StartBusinessKarriere„Habt Mut!“

„Habt Mut!“

Derya Guran ist Abteilungsleiterin Innovation bei „Die Autobahn GmbH des Bundes“. Im Interview erzählt sie nicht nur über die Zukunft der Infrastruktur auf Deutschlands Autobahnen, sondern auch über die von Frauen in der Technikwelt.

Sie stehen für Innovation in Ihrem Unternehmen. Wie sieht die Zukunft der Infrastruktur auf Deutschlands Autobahnen aus?

Derya Guran: Sie ist elektromobil, sie ist digital, und sie ist intelligent. Das sind für mich die drei Säulen der Zukunft der Verkehrs- beziehungsweise Fernverkehrsinfrastruktur. Was genau ist gemeint? Für mich kann die Verkehrswende in Deutschland nirgendwo besser stattfinden als auf den Autobahnen. Sie beginnt mit dem verstärkten Einsatz von Elektromobilität. So eine Entwicklung funktioniert aber nur Hand in Hand mit Digitalisierung. Wenn wir allein an Planungs- und Genehmigungsabläufe denken, wo wir für Projekte ganze Lastwagen von Projektunterlagen einreichen, um eine Planfeststellung zu bekommen, dann ist das nicht mehr zeitgemäß. Genehmigungen müssen digital erfolgen. Erste Pilotprojekte laufen, aber es ist eben noch nicht die Regel. Und es gibt natürlich auch andere Bereiche wie das Brückenmonitoring oder die Brückeninstandhaltung: Was bedeutet „intelligent“ für die Verkehrswende? Eine Infrastruktur der Zukunft muss in der Zukunft vernetzt mit Nutzer:innen, mit Fahrzeugen, mit der Umgebung kommunizieren.

Sie arbeiten in einem sogenannten typischen Männerarbeitsbereich.
Wie viele Frauen sind in Ihrem Arbeitsumfeld tätig?

Derya Guran: In meiner Abteilung haben wir eine relativ gute Quote. Ich würde sagen, wir sind 50-50. Aber allgemein ist die Verkehrsbranche schon männerdominiert. Was wir in Zukunft ändern wollen und müssen.

Wie ist Ihr eigener Werdegang in dieser Branche?

Derya Guran: Ich bin klassische Betriebswirtin und habe einen Master für Innovationsmanagement. Hier lernte ich einige Dozenten im Bereich Verkehr, Verkehrsinfrastruktur und Zughersteller kennen. Der Anfang war also mehr Zufall als Leidenschaft für die Sache, aber ich habe rasch Feuer gefangen. Was meine­ ­Fachkolleg:innen und ich so sehr schätzen: wie viel Mehrwert es bringt, wenn ­jede:r einen anderen Blickwinkel einbringt. Das betrifft nicht nur die Rolle Mann oder Frau, sondern auch unterschiedliche Fachausbildungen oder kulturellen Hintergrund. Jede:r bringt eine andere Perspektive, eine andere Denke ein. Und das kann nur bereichern.

Wie möchten Sie Frauen für technische Berufe begeistern?

Derya Guran: Fakt ist, es gibt einen demografischen Wandel, der ein gutes Momentum schafft, um junge Kolleginnen und Kollegen zu rekrutieren. Allerdings, wenn Sie heute Fachkräfte suchen, dann ringen Sie um diese eine Person zeitgleich dreimal. Das macht es nicht einfacher. Man muss sich als attraktiver Arbeitgeber viel mehr in den Fokus stellen. Das gelingt nicht immer. Noch ein wichtiger Gedanke: Wir Frauen müssen anderen Frauen Mut machen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wann immer man in Situationen ist, die einzige Frau am Tisch zu sein oder diejenige, die nicht gehört wird: Fasst den Mut und erhebt eure Stimme.

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