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Grillmeisterin Yulia Haybäck: „Lass dich nicht von Stereotypen begrenzen, sie sind nur erfunden“

In ihrer Rolle als "Grill-Role-Model" will Yulia Haybäck Frauen zum Grillen motivieren - ohne ein "Female Label" drauf zu kleben. Und der Plan geht auf: An ihren vegetarischen Grillkursen nehmen heute mehr Frauen als Männer teil. Was man daraus für andere Bereiche lernen kann und welche Kolleginnen sie inspirieren, erzählt die Weber Grillmeisterin in diesem Gastbeitrag.

Wie viele Grillmeisterinnen kennen Sie? Nicht viele? Wundert mich nicht. Ich nämlich auch nicht. Deshalb fällt es mir leicht, mich als Role Model in der BBQ-Welt zu sehen. Das ist nicht überheblich, sondern aufgrund des Mangels an Alternativen einfach eine Gegebenheit. So hat mich vor zwei Jahren am Weltfrauentag ein spanischer Grillmeister als Grill-Role Model vorgestellt. Ich habe den Herrn nie getroffen und mich gefragt: Wie kann jemand aus Spanien überhaupt wissen, dass es mich gibt? Er muss klassisch gegoogelt haben. Ich war die erste auf der Liste – einer Liste von drei. Er dürfte nicht viel mehr gefunden haben. Ich bin, verhältnismäßig, viel in Medien vertreten, aber man muss sich schon fürs Grillen interessieren, um mich wahrzunehmen. Mir ist es aber mit der Präsenz, die ich habe, wichtig, Frauen zum Grillen zu motivieren. Und wenn es dabei hilft, mich öffentlich als Role Model zu präsentieren, dann gerne.

Man muss wissen, was Frauen wollen

Also habe ich vor Jahren meine Rolle genutzt und einen Frauen-Grillkurs ins Leben gerufen. Er war aber nur schwer zu füllen. Schwer, bis unmöglich. Deshalb habe ich eine andere Herangehensweise probiert und für Weber einen vegetarischen Grillkurs entwickelt. So wollten wir Frauen zum Grillen motivieren, ohne ein „Female Label“ drauf zu kleben. Und der Plan ging auf: Bei diesem Grillkurs nehmen bis heute weit mehr Frauen als Männer teil. Was wir daraus, auch für andere Bereiche, lernen können? Wir müssen Themen nur so aufbereiten, dass sie für Frauen zugänglich sind – dann kommen sie von ganz allein. Man muss kein Girls-, Female- oder Women’s- vor den Namen setzen, man muss nur wissen, was Frauen wollen. Man kann einem „Mangel“ nur entgegenwirken, wenn man etwas Attraktives anbietet – nicht, indem man weitere Limitierungen einführt. Was wir bei Weber damit gelernt haben: Wir dürfen nicht mit selbstauferlegten Rollenbildern Menschen dazu verleiten, etwas nicht zu tun.

Wenn wir Gleichberechtigung wollen, müssen wir Held:innen schaffen

Dennoch macht das allgemein wenige frauenfokussierte Angebot den Zugang schwieriger. Aber in den vergangenen Jahren hat sich schon viel verändert. Heute sind Frauen in Grillkursen keine Überraschung mehr. Dabei geholfen hat, dass grundsätzlich die Geschlechterrollen in der Öffentlichkeit immer mehr aufbrechen, das hilft allen Branchen. Wir sehen immer mehr Frauen in männerdominierten Feldern, wir gendern und haben Frauenquoten. Das ist wichtig und funktioniert. Wenn wir Gleichberechtigung wollen, müssen wir Heldinnen und Helden schaffen, keine Opfer. Ich kann allen Frauen auch hier nur den Tipp geben: Mach, was du machen möchtest. Lass dich nicht begrenzen. Schon gar nicht, von Stereotypen – sie sind nur erfunden.

Role Models am Grill

Um es meinem spanischen Kollegen, auch wenn ich ihn bis heute nicht kennengelernt habe, gleichzutun, stelle ich euch drei vielseitige und passionierte Role Models vor, bei denen man sich das ein oder andere abschauen kann:

Florencia Abella: Mit ihr fühle ich mich fast schon aufgrund unserer Herkunft verbunden. Die ursprünglich aus Argentinien stammende Gourmet ist Küchenchefin des ausgezeichneten „Ekstedt“ in Stockholm. Hier wird ausschließlich mit uralten, skandinavischen Techniken über Feuer gekocht. Abella bereitet aber nicht nur gekonnt Speisen aller Art auf dem Grill zu, sondern hat vor kurzem auch ein, meiner Meinung nach wichtiges, Buch dazu veröffentlicht. „Asado – die argentinische Art zu grillen“ lautet der Titel und beinhaltet traditionelle Rezepte und Techniken, um spektakuläre Aromen des Fleisches hervorzurufen. Und das, ohne das Wesentlichste dabei außen vor zu lassen: das Entzünden des Feuers im Kreise von Familie und Freunden.

Laura Romeo: Kulinarisch experimentierfreudig? Dann ist Laura Romeo genau die Richtige – auf ihrem Instagram-Profil finden sich nicht nur Steaks und Wings. Hier gibt es fast alles, was das Feinschmecker:innen-Herz begehrt: von Frühlingszwiebel-Pancakes über Muscheln bis hin zu scharfen Currys ist die Palette der australischen Weber Grillmeisterin auf dem Rost vielfältig. Hier kann man sich definitiv das ein oder andere Rezept abschauen und nachgrillen. Ich finde es toll, wenn nicht nur große Fleischbrocken auf dem Grill landen, daher ist sie für mich auf jeden Fall ein Role Model.

Robyn Lindars: Auch bei der Amerikanerin Robyn Lindars kommen nicht nur Steaks auf den Grill, sondern auch Veggies, Früchte und sogar rauchige Cocktails. Sie versprüht gute Laune und bietet mit ihrer „Women’s Grilling Clinic“ Grillkurse für Frauen auf jeder Art von Grill an, um sie ans Grillen heranzuführen und ihnen beim Umgang mit dem Grill und Feuer mehr Selbstvertrauen zu geben. Ihre besten Tipps teilt sie auch auf ihrer Website in kostenlosen Videos (auf Englisch). Unbedingt reinschauen!

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