StartInnovationNew WorkGender Bias und Bildung: "Jungs sind gut in Mathe, Mädchen in Sprachen"

Gender Bias und Bildung: „Jungs sind gut in Mathe, Mädchen in Sprachen“

Geschlechtsbezogene Stereotype umfassen so gut wie alle Bereiche unserer Gesellschaft, so auch Ausbildung und Berufsleben. Jungs sind gut in Mathe und Sport, Mädchen in Sprachen und künstlerischen Fächern – dieses verbreitete Stereotyp ist ein Paradebeispiel für vorurteilsbehaftete Denkweisen. 

Selbsterfüllende Prophezeiungen

Die deutsche Psychologieprofessorin Bettina Hannover sagt in einem Interview, Geschlechtsstereotype tragen schon im Schulalter zu unterschiedlichen Leistungen von Mädchen und Jungen in verschiedenen Fächern bei. Kinder und Jugendliche versuchen, sich den gesellschaftlichen Erwartungen, wie männliche und weibliche Personen sich zu verhalten haben, anzupassen. Beispielsweise an das existierende Stereotyp, Jungs seien sportlicher oder mathematisch begabter, während Mädchen eine höhere sprachliche Kompetenz haben oder empathischer seien. Diese Annahmen, die durch Erwachsene und die Gesellschaft an Kinder herangetragen werden, beeinflussen ihre Selbstwahrnehmung. Sie bemühen sich in diesen Fächern besonders und erzielen bessere Ergebnisse – eine Art selbsterfüllende Prophezeiung tritt ein. Die Erfahrungen, die dabei gemacht werden, sind in weiterer Folge für die Studien- und Berufswahl oft ausschlaggebend.

Akademisches Umfeld: Je höher die Karrierestufe, desto männlicher ist sie dominiert

Eklatant sind die Unterschiede im akademischen Umfeld. Die Europäische Kommission definierte 2010, dass ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei einem Anteil von mindestens 40% der zwei gesellschaftlich vorherrschenden binären Geschlechtern (männlich/weiblich) bestünde. In vielen Fachrichtungen ist dieses Gleichgewicht nicht vorhanden, weder bei den Student:innen noch bei dem Lehrpersonal. 

Die global angelegte Studie U-Multirank Gender Monitor untersucht die Geschlechterunterschiede im akademischen Bereich. Der 2021 publizierte Bericht umfasst die Jahre 2018-2019 und analysiert 900 universitäre Einrichtungen aus über 80 Ländern der Welt. Was ins Auge sticht, ist folgendes: In vielen Studienrichtungen besteht zu Beginn, im Bachelorzyklus, ein mehr oder weniger ausgeglichenes Verhältnis. Je höher die Karrierestufe wird, desto weniger Frauen sind vertreten. Das wissenschaftliche Personal und Professuren sind schlussendlich überwiegend männlich dominiert. 

Quelle: U-Multiank Gender Monitor 2021

Die Ergebnisse variieren je nach Studienrichtung. Technische und naturwissenschaftliche Fächer wie Bauingenieurwesen, Mathematik, Physik, u.a. haben durchgehend einen sehr hohen männlichen Anteil, während Psychologie, Soziologie und Bildungswissenschaften überwiegend frauenlastig sind. Diese Ergebnisse spiegeln die anfangs angesprochenen Stereotype durchaus wider. Wirtschaftswissenschaftliche Fächer zählen wiederum zu den geschlechtlich ausgeglichensten Fächern. 

Bias Breaker: Initiativen für Frauen

Es gibt mehrere Initiativen, die Gender Bias in der Bildung den Kampf ansagen. Hier eine Auswahl:

  • Die TU Graz bietet seit Anfang des Jahres die Online-Plattform Science Garden an – damit sollen MINT Angebote für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich gemacht werden.
  • Die Mach MI(N)T Initiative des Frauenreferats Burgenland soll junge Frauen für technische Berufe begeistern und einer Karriere in MINT-Berufen näherbringen. Dabei soll Rollenklischees entgegengewirkt werden.
  • Der Töchtertag bietet Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren die Möglichkeit, einen Tag in einem Unternehmen zu verbringen und dort Berufe aus den Bereichen Technik/Digitalisierung, Handwerk und Naturwissenschaften kennenzulernen. 
  • Das AMS bietet mit dem FiT (Frauen in Technik) Programm eine weitere Möglichkeit, um Frauen für technische Berufe zu begeistern. Die Initiative richtet sich auch an Quer- und Wiedereinsteigerinnen und setzt somit kein Alterslimit.

 

 

 

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