StartRolemodels„Genauso viele Frauen wie Männer in wichtigen Positionen“

„Genauso viele Frauen wie Männer in wichtigen Positionen“

Sie ist das, was man gemeinhin eine Macherin nennt. Das Schöne bei Haya Molcho aber ist, dass ihr Machen von Genussreichtum, Kunstsinn und Großzügigkeit geprägt ist. Die Köchin und Gastronomin – vom renommierten Falstaff-Magazin erst kürzlich für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und kurz vor der Eröffnung ihres nächsten Lokals* – über NENI-Dubai,  Take-Away  und ihre eigene Farm – und über ihr ganz persönliches Engagement, um Frauen zu stärken.

Von Michaela Ernst

Seit wenigen Tagen gewinnen wir alle langsam unser altes Leben zurück. Gerade für Gastronomen waren die Zeiten extrem fordernd – gab es dennoch gute Erfahrungen die Sie machen konnten?

Haya Molcho: Kreativität. Die beste Erfahrung ist unser neues WIEN by NENI- Kochbuch, welches wir als Familie in der Zeit, wo alles geschlossen war geschrieben haben. Das ist eine tolle Erfahrung, neu zu denken und das Beste aus der Situation zu machen und auch die Umstände anzunehmen, wie sie sind. Es ist wichtig nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern nach vorne zu blicken und kreativ zu bleiben. Auch die IGTV-Videos, die wir für unsere Kunden machten, waren für mich tolle Erlebnisse. Sich einfach damit auseinanderzusetzen, was können wir aus der Situation machen? – es war eine schöne Erfahrung zu merken, dass man auch in nicht so leichten Situationen sofort umleiten kann.

Vor wenigen Wochen wurden Sie vom Gourmet-Magazin Falstaff für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet? Nach so einem Jahr wie dem letzten ist das ja eine ganz besondere Krönung…

Haya Molcho: Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn mit dieser Auszeichnung hätte ich nicht gerechnet, und ich schätze sie sehr. Ich nehme den Preis nicht nur für mich entgegen, sondern für meine ganze Familie, die mich immer unterstützt hat. Diesen Ehrenplatz nehme ich für mich und meine Familie und Freunde, die alle in dieser Zeit etwas weniger von mir hatten.

Haya Molcho in dem neuen NENI am Prater mit ihren Söhnen: (von links nach rechts) Ilan, Haya, Nadiv, Elior und Nuriel Molcho.

Werfen wir dennoch einen kurzen Blick zurück – was war Ihre größte Enttäuschung im letzten Jahr? 

Haya Molcho: Zurückblickend war das die Ungewissheit – gerade in unserem Gebiet der Gastronomie, da wir über 100 Angestellte in Wien beschäftigt haben. Es war zu wenig Information Seitens der Politik vorhanden, um zu wissen wie bestmöglich und vorausschauend gehandelt werden kann.

Zurück in die Gegenwart. Hinter dem NENI-Konzept stand seit seiner Gründung ein sehr dynamisches Mindset mit immer wieder neuen Ideen und Adaptionen. Werden Sie dieses Innovations-Tempo weiter halten? Oder geht es jetzt erst einmal um ganz andere Dinge?

Haya Molcho: Ganz klar die Bürokratie, wird eine Herausforderung für die ganze Gastronomie sein. Was wir in der letzten Zeit gemerkt und auch erlernt haben, ist das Take Away-Business. Wir werden Social Media noch mehr pushen, um unsere treue Community so zu erreichen und neue NENI-Fans dazu zu gewinnen. Als Neuheit oder Innovation möchte ich auch die NENI-Farm erwähnen. Wir sind auf der Suche nach einer Landwirtschaft, denn Nachhaltigkeit ist die Zukunft und steht für NENI.

Was wird also die größte Herausforderung in den kommenden Monaten sein? 

Haya Molcho: Auch währende der Pandemie darf man nicht stillstehen. Wir planen zwei neue Lokale. Dubai steht in den Startlöchern und das NENI am Prater möchte ab Juni besucht werden. Corona-technisch gut zu planen, ist hier sehr wichtig und unumgänglich. Außerdem vergrößern wir unsere Produktion. Wir übersiedeln noch heuer von Wien an einen neuen Standort in Gumpoldskirchen und freuen uns darauf.

Zum Schluss noch ein paar Fragen, die uns als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und Österreich ganz besonders interessieren: Sind Sie in einem Netzwerk aktiv?

Haya Molcho: Ich arbeite gerne mit Start-ups und Frauen, hier möchte ich gerne OLAV als Beispiel für einen produktiven Austausch angeben. Es gefällt mir, dass die Gründerin eine großartige und kompetente Frau ist, darum freue ich mich umso mehr über diese Kooperation. Denn Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen. Außerdem bin ich Mitglied bei ZUKI, Zukunft für Kinder. Bei dieser Organisation, die von Claudia Stöckl geleitet wird, habe ich eine Patenschaft für eine Patentochter in Indien übernommen und mache mich für ihre Ausbildung und Gesundheit stark.

Welche Bedeutung hat es für Sie, sich in Zeiten wie diesen mit Gleichgesinnten auszutauschen?

Haya Molcho: Ich engagiere mich selbst immer sehr dafür, dass Frauen eingestellt werden bei NENI. Zum Beispiel in unserem neuen NENI am Prater liegt der Frauenanteil bei 60 Prozent, meine Assistentin im Bereich Franchise ist eine Frau. Das Ziel ist, genauso viele Frauen wie Männer in wichtigen Positionen zu besetzen. Es sollte kein Thema in der heutigen Zeit sein, Frauen zu beschäftigen. Daran sollte sich die Regierung ein Beispiel nehmen, hier appelliere ich: Es gehört noch mehr gefördert und unterstützt! Der Staat muss in Zukunft viel mehr dahingehend leisten und Unternehmen dabei helfen, sich für Frauen zu entscheiden, egal ob diesen eine Schwangerschaft bevorsteht oder nicht. Bis es zur Gleichberechtigung kommt – auch in der Bezahlung! – müssen wir Frauen eben umso mehr zusammenhalten.

*am 1. Juni eröffnet NENI am Prater im Dachgeschoß der SUPERBUDE, Perspektivstraße 8, 1020 Wien. Tel: +43-1-904 34 39 50

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