In demselben Jahr, in dem Ramla Ali als Champion aus einem internationalen Boxwettkampf hervorging, wurde sie von Peter Lindbergh für ein Vogue-Cover abgelichtet. Ein Widerspruch? Keinesfalls.
Tippt man den Namen »Ramla Ali« in die Suchmaschine ein, dann wird es schnell seltsam widersprüchlich. Einerseits ist von »Hair Rituals« die Rede, dann aber wieder von gewonnenen Boxwettkämpfen und den harten Seiten des Leistungssports. Ein Eindruck, der trügerisch ist, denn Ramla Ali ist sowohl als Boxerin als auch als Model und Influencerin Vorbild für unzählige Frauen auf der ganzen Welt. Außerdem ist »Schönheit zu 100 % Stärke in einem selbst«, wie sie betont. »Du musst sie fühlen – das ist es, was Schönheit für mich bedeutet.«
Ramla Ali folgt einem strengen Trainingsplan, der sich bezahlt macht. 2016 gewann sie in ihrer Gewichtsklasse den Titel der besten Amateurboxerin innerhalb des Vereinigten Königreiches. 2019 ging sie als African Zone Featherweight Champion aus den Wettkämpfen hervor. Im selben Jahr wurde sie von Peter Lindbergh für das Cover der Vogue abgelichtet. Ein Widerspruch? Keinesfalls.
Ihren Trainingsplan konnte Ramla Ali aber nicht immer auf diese Weise verfolgen. Als junge Frau in einem muslimischen Haushalt stieß sie beim Thema Boxen auf großen Widerstand. Boxen sei für eine Frau zu gefährlich, hieß es. Heimlich schlich sie sich trotzdem ins Training, gab vor Joggen zu gehen und bestritt Wettbewerbe, ohne dass ihre Familie davon wusste. Erst aus dem Fernsehen erfuhr ihre Familie davon, dass sie boxt. Heute ist sie mit ihrer Geschichte ein Vorbild für viele muslimische Mädchen und Frauen.
Ins Vereinigte Königreich kam Ramla Ali als Kriegsflüchtling. Ihre Familie war Anfang der 1990er Jahre aus Somalia geflohen, nachdem ihr ältester Bruder, der damals gerade neun Jahre alt war, beim Spielen in ihrem Vorgarten an den Folgen einer Granate gestorben war. Aus Angst um ihr Leben floh die Familie aus Mogadischu über ein überfülltes Boot nach Kenia, bevor sie sich schließlich in London niederließ.