Sie haben bei der Salzburg AG in Teilzeit begonnen. Heute sind Sie Geschäftsführerin der Salzburg Netz GmbH. Wie schwierig war es, in diese Position zu kommen?
Christina Staude: Ich habe nach dem
Juratudium in einigen anderen Unternehmen erste Erfahrungen gesammelt und 1996 in der Energiebranche angeheuert. Dort war ich für Beteiligungen zuständig und verbrachte einige Jahre in meiner ersten Führungsposition im Ausland. Nach der Geburt meiner Tochter kehrte ich nach Salzburg zurück und bekam 2006 die Chance, in Teilzeit bei der Salzburg AG zu starten. 2010 übernahm ich die Leitung der für die Vorstandsunterstützung und Beteiligungen zuständigen Stabsstelle und war eine der ersten Führungskräfte der Salzburg AG in Teilzeit. Warum hat das funktioniert? Weil mir die Kolleginnen und Kollegen und auch der Vorstand bei Terminsetzungen entgegenkamen und ich meinerseits versuchte, möglichst flexibel zu sein. Mein weiterführender Karriereweg hat sich ganz natürlich ergeben. Mit der Chance, die Geschäftsführungsfunktion der Salzburg Netz GmbH, einer 100 % Tochter der Salzburg AG übernehmen zu können, hatte ich gar nicht gerechnet. Ich leitete davor die Rechtsabteilung der Salzburg AG Gruppe. Es war nicht immer einfach, ich musste auch Hindernisse meistern, habe mich aber nie entmutigen lassen. Ich kann nur allen Frauen raten: Traut euch selbst mehr zu!
Was sind heute die größten Herausforderungen?
Christina Staude: Heute sind meine Herausforderungen die gleichen wie bei einem männlichen Kollegen. Ich bin seit knapp sechs Monaten in dieser Funktion, gemeinsam mit einem Kollegen mit Schwerpunkt Technik. Das breite Feld, das wir beide abdecken, hilft uns dabei, in einem sich rasch ändernden Umfeld zu agieren. Wir kämpfen – wie so viele – mit beschränkten Ressourcen. Gleichzeitig tragen wir Verantwortung für rund 750 Kolleginnen und Kollegen. Das macht mich demütig und stolz.
In Ihrem Job hat man viel mit Techniker:innen zu tun. Wie ist da die Zusammenarbeit?
Christina Staude: Spannend. Techniker:innen blicken mit anderen Augen auf die Dinge. Entweder etwas funktioniert – oder eben nicht. Für Juristen sind die Dinge komplizierter. Es gibt kein Schwarz-Weiß, sondern viele Grauschattierungen. Beide Berufsgruppen können sich perfekt ergänzen, wenn sie die jeweils andere Sichtweise zulassen.
Fällt man in der Energiebranche als Frau immer noch auf? Oder ist der Frauenanteil höher geworden?
Christina Staude: Der Frauenanteil ist gestiegen, trotzdem sind Techniker:innen nach wie vor rar gesät. Deshalb startete die Salzburg AG Gruppe viele Initiativen, um Mädchen möglichst frühzeitig für die Technik zu begeistern. Wir eröffnen einen Betriebskindergarten mit MINT-Schwerpunkt, fördern Schulprojekte, veranstalten Ferienprogramme.
In den Führungsetagen der Branche sind Frauen noch eindeutig in der Minderzahl, Tendenz steigend. Die Mühlen mahlen langsam, aber stetig.