StartBusinessFamily-Business: "Geteilte Verantwortung ist keine halbe Verantwortung"

Family-Business: „Geteilte Verantwortung ist keine halbe Verantwortung“

Anna Weber und ihr Bruder Jan Weischer führen gemeinsam das Familienunternehmen BabyOne. Dabei setzen sie auf Transparenz und Vernetzung – und machen einiges anders als ihre Eltern.

Wie funktioniert Shared Leadership bei Ihnen konkret?

Anna Weber Wir sind mit den besten Vorbildern groß geworden, unsere Eltern haben BabyOne ebenfalls schon als Doppelspitze geführt. Dabei war unser Vater eher der Außenminister und meine Mutter eher für das Innere zuständig. Wir organisieren uns heute in fachlichen Bereichen.

Jan Weischer Anna verantwortet die Bereiche Retail, Marketing, E-Commerce und People, bei mir liegen Finanzen, Einkauf, IT und Recht. Alle großen Entscheidungen treffen wir gemeinschaftlich. Dafür ist es wichtig, dass wir uns eng abstimmen. Wir tragen die gleichen wichtigen Botschaften nach außen. Deshalb telefonieren wir zum Beispiel häufig.

Wo liegen die Vorteile einer Doppelspitze?

J.W. Es ist toll, sich abstimmen zu können – gerade in Phasen wie Corona, in denen es so große Herausforderungen gab, hat uns das sehr geholfen.

A.W. Auch mal eine Vertretung zu haben, die 100 Prozent Verantwortung übernehmen kann, ist eine echte Erleichterung. Und: Chef oder Chefin zu sein macht schnell einsam. Das Problem haben wir nicht.

Aus Unternehmen ist vielfach zu hören, dass es jüngere Mitarbeitende nicht mehr in Führungspositionen zieht. Ist eine Doppelspitze ein Weg, um Leadership wieder attraktiver zu machen?

J.W. Wir können das nicht bestätigen, wir sehen genug Leute da draußen, die gern Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit übernehmen.

A.W. Eine Doppelspitze heißt auch nicht, dass es nur leicht ist. Außerdem ist geteilte Verantwortung keine halbe Verantwortung.

Sie sind beide sehr aktiv auf der Plattform LinkedIn, wo Sie sehr offen über ihre täglichen Routinen und persönlichen Challenges berichten. Warum ist Ihnen das wichtig?

A.W. Transparenz ist uns ein echtes Bedürfnis. Wir lernen dort so viel von anderen Unternehmen, die ihre Erfahrungen teilen, da wollen wir ebenfalls etwas einbringen und zurückgeben.

Was ist das Besondere daran, ein Familienunternehmen zu lenken?

J.W. Es macht einfach extrem viel Spaß, ein Unternehmen zu leiten und so viel Gestaltungsfreiheit zu haben. In unserem Familienunternehmen verfolgen wir sehr langfristige Ziele und denken nachhaltig, statt dem kurzfristigen Profit hinterherzujagen.

Wie wichtig sind Netzwerke für Sie?

J.W. Die sind extrem wichtig für den Austausch mit anderen Familienunternehmen und Händlern. Es macht nicht nur Spaß, sich dort einzubringen, sondern spart auch eine Menge an Beratungskosten.

A.W. Es hilft viel, sich mit anderen Unternehmer:innen zu vernetzen, die Dinge konkret umsetzen – uns gerade beispielsweise bei der Einführung unserer neuen Eigenmarke. Wir müssen ja nicht alle Fehler selbst noch einmal machen.

Welchen Rat können Sie an andere Nachfolgende in Familienunternehmen weitergeben?

J.W. Uns hat es sehr geholfen, dass unsere Eltern irgendwann das Unternehmen wirklich
verlassen haben. Nur dann haben die Nachfolgenden auch wirklich radikale Gestaltungsfreiheit.

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