StartBalanceEva Muellers Sunday Artletter: schönheit und bedrohung

Eva Muellers Sunday Artletter: schönheit und bedrohung

Es ist schon 9 Jahre her. Aber gerade wieder hat mich jemand auf die damaligen Eindrücke angesprochen, die noch immer tief nachwirken.

Es war ein von aussen unscheinbarer Pavillon auf der Biennale in Venedig 2013, den ich auf meiner Tour unbedingt zeigen wollte. Irland hatte den Künstler Richard Mosse ausgewählt. Im Inneren lief eine Videoinstallation. Auf den ersten Blick farbenfroh, unglaublich schillernd. Nur die Männer, die hier durch den in feuerrotes Licht getauchten Busch liefen, wirkten unheimlich.

Richard Mosse führte uns mitten in den Kongo. Die Bedrohung war zu spüren. Überall auf den Wegen zwischen hohen Büschen lauerte Gefahr. War Lords haben die Schreckensherrschaft der ehemaligen Kolonialherren unter König Leopold II von Belgien übernommen.

Gerade der Kontrast so unglaublich schöner, farbig intensiver Landschaftsbilder, kombiniert mit körperlich spürbarer Bedrohung  geht tief unter die Haut. Richard Mosse verwendet Infrarotfilme und Wärmebildkameras, die ansonsten militärisch für die Luftaufklärung genutzt werden. So identifiziert man Menschen über ihre Wärmestrahlung in dicht bewachsender Landschaft.

Neueste Drohnenbilder des Künstlers aus dem Regenwald des Amazonas, mit dem Titel „Tristesse Tropiques“, sind jetzt in der Bremer Kunsthalle zu sehen. Abholzungen, grossflächige Brandrodungen, Auswirkungen des Goldschürfens, Aluminiumfabriken.

Richard Mosses Kunst zwischen Schönheit und Bedrohung lässt niemand unberührt.

Es wird klar, wofür wir einstehen müssen.

Mit den besten Wünschen
Ihre Eva Mueller


Abb.: Richard Mosse_“Tower of Song“ aus der_Serie Infra, digitaler C-print, 183×229 cm, Privatsammlung, Courtesy artist, Jack Shainman Gallery, New Yoir und Carlier/Gebauer Berlin/Madrid.

Die Ausstellung „Robert Mosse“ ist noch bis zum 31.7.2022 in der Bremer Kunsthalle zu sehen.

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