Wenn Sie nicht gerade in der Gegend um Jagsthausen leben, kennen Sie wahrscheinlich ein unfeines Zitat, das dem Götz von Berlichingen zugeschrieben wird. Aber dass er aus dem Heilbronner Gebiet stammt, ein um 1480 geborener, anscheinend eigensinniger Knabe, der sich nicht so gern unterordnete, als Ritter stets in allerlei Kämpfe und Fehden verwickelt war und schliesslich eine Hand dabei verlor, das weiss man weniger.
An seiner Legende arbeitete er im Alter mit einer eigenen Biografie, die ihn als edlen Verteidiger der Armen zeigte. Johann Wolfgang von Goethe nahm diesen Stoff für sein Schauspiel „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ auf. An seinem Beispiel thematisierte er den Aufstand gegen feudale Gewalt.
Seit 1950 gibt es bei den sommerlichen Burgfestspielen natürlich dieses Drama und weitere Theateraufführungen. Im Park der Götzenburg, am Roten und Weissen Schloss, ergänzt eine Skulpturenausstellung das vielseitige Programm.
Heuer bespielt diese Plätze der Bildhauer Rüdiger Seidt, mit dem ich auch schon Projekte durchführen konnte. Seine Formen aus Cortenstahl gründen fast immer auf dem Tetraeder, also einer Figur mit vier dreieckigen Seitenflächen. In immer neuen Abwandlungen entwickelt der Künstler daraus eine faszinierende Vielfalt an grossen und kleinen Plastiken. (Als Plastiken bezeichnet man Formen, die aufgebaut werden, als Skulpturen, wenn etwas aus dem Material genommen wird, z.B. bei Holz oder Stein).
Die Vier steht nach Rüdiger Seidt für die vier Elemente. Und ich denke auch für die vier Himmelsrichtungen, die bei jedem Kunstwerk im Freien eine grosse Rolle spielen. Die jeweilige Umgebung muss genau bedacht werden. Wer schon einmal bei der Platzierung mit dabei war weiss, wie schon wenige Zentimeter (im Innenraum sogar Millimeter) Blickwinkel und Wirkung gravierend verändern können.
(Den wunderbar helfenden Händen, die mir in solchen Fällen zur Seite stehen auch an dieser Stelle einen grossen Dank für ihre Geduld)!
Rüdiger Seidts Arbeiten sind präzise geplant, handwerklich perfekt ausgeführt und platziert. Bis zum 9. Oktober, am Besten bei einem Spaziergang auf der Burg Jagstfeld (oder bis 2. Oktober auf der Gartenschau Eppingen) zu geniessen.
Mit sommerlichen Grüssen
Ihre Eva Mueller
Abb. im Header: Conetetra von Rüdiger Seidt im Schlosspark von Jagsthausen