Sie haben den Ascon-Algorithmus, den internationalen Standard für Lightweight Cryptography, mitentwickelt. Was bewirkt dieser Algorithmus?
Maria Eichlseder: Zur Ascon-Familie gehören mehrere Algorithmen. Der zentrale Algorithmus ist ein sogenanntes „authentifiziertes Verschlüsselungsverfahren“. Damit kann man Nachrichten so verschlüsseln, dass sie auch über einen ansonsten unsicheren Kommunikationskanal übertragen werden können, ohne dass Dritte sie lesen oder unbemerkt manipulieren können. Solche Algorithmen sind eine der wichtigsten Grundzutaten für sichere Kommunikation übers Internet. Für einige Anwendungen, die diesen Schutz brauchen, waren die bisherigen Standards aber nicht effizient und robust genug – dort ist Ascon besonders relevant.
Was fasziniert Sie an Ihrem Berufsfeld?
Maria Eichlseder: Mir gefällt sowohl die technische Seite als auch die Arbeit im akademisch-universitären Bereich allgemein. Kryptographie im Speziellen fasziniert mich bereits, seit ich das erste Mal damit in Kontakt kam, und hat mich auch mit zu meiner Studienwahl motiviert. In dieser Fachrichtung treffen sich spannende Themen aus Informatik, Mathematik, vielleicht eine kleine Prise Linguistik oder Kommunikation. Insbesondere Kryptanalyse, also das Suchen von potenziellen Schwachstellen in kryptographischen Systemen, verbindet Logik mit spielerischen Aspekten – es macht einfach Spaß, so, wie gute Rätsel Spaß machen. Und als ob das nicht genug Argumente wären, ist es auch noch nützlich.
Sie haben letztes Jahr den Hedy-Lamarr-Preis verliehen bekommen. Glauben Sie, dass solche Auszeichnungen für Frauen ein Anreiz sind, sich mehr mit Wissenschaft und Technik zu beschäftigen?
Maria Eichlseder: Ich sehe Preise weniger als Anreiz, sondern mehr als Inspiration. Sie tragen sicherlich zu einer besseren Sichtbarkeit von wissenschaftlicher Forschung und der Rolle von Frauen darin bei. Ich merke das selbst, wenn ich sehe, welche großartigen Kolleginnen solche Preise bekommen – es öffnet einem die Augen für die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die man als Technikerin oder Informatikerin hat. Der Hedy-Lamarr-Award, der mit einer Veranstaltung für Schülerinnern kombiniert ist, kann im Idealfall zukünftige Technikerinnen inspirieren.
Was kann man sonst noch tun, um mehr Frauen für Technik zu interessieren?
Maria Eichlseder: Auf keinen Fall sollten wir Frauen desinteressieren – etwa durch entmutigende Kommentare. Auf der positiven Seite ist einer der wirkungsvollsten Hebel eine gelungene Präsenz in der Schulbildung. Das ist nur einer von vielen Gründen, warum Informatik in allen Schulen in ausreichender Tiefe und Breite auf dem Stundenplan stehen sollte. Die TU Graz ist in dem Bereich schon lange sehr engagiert, etwa mit Ferienprogrammen für Schüler:innen. Damit war sie übrigens auch bei mir selbst erfolgreich – nach einem spannenden Ferialpraktikum fiel mir die Studienwahl nicht mehr schwer.18