StartBusiness„Erfolg ist ein breites Grinsen und ein voller Kühlschrank“

„Erfolg ist ein breites Grinsen und ein voller Kühlschrank“

Susanne Krammer ist Unternehmerin, Beauty-Influencerin und Make-up Artist – und lebt damit ihren Traum. Einfach war der Weg dahin nicht, doch sie hat immer an sich und ihre Berufung geglaubt. Und sagt heute: Wenn man macht, wofür man brennt, kann es nur gut werden.

Warum der eigene Weg immer der beste ist

Susanne, du bist erfolgreiche Influencerin, hast ein Unternehmen, berätst Konzerne und verkaufst deine eigenen Produkte – das klingt nach dem Traum vieler Mädchen und Frauen. Wie hast du es geschafft, da zu sein, wo du heute bist?

Ich fand schon als kleines Kind alles, was mit Schminken, Frisuren und Mode zu tun hatte, total spannend. Ich wusste schon immer, dass ich unbedingt in diesen Bereich gehen möchte. Das habe ich dann auch getan, erst als Model, dann als Friseurin. Aber das hat mich all das meinem Ziel nicht nähergebracht. Ich hatte einen richtigen Drang in mir, der mir ganz deutlich gesagt hat, wo ich hinwill: nämlich Backstage auf die Fashionweeks der Welt! Ich hatte ein Einser-Abi, habe dann eine Friseurlehre angefangen und abgebrochen – mein Umfeld und meine Eltern waren schockiert. Aber ich war überzeugt, dass das richtig ist. Ich wollte Make-up Artist werden und nichts anderes.

Und, war es richtig?

Absolut! Ich habe dann vorübergehend als Texterin beim Musikfernsehen gearbeitet und auch da wieder gesehen: Mode, Beauty, Stars, das ist es, was ich machen will! Also habe ich – parallel zu meiner ersten Schwangerschaft – eine Ausbildung zum Hair & Make-up Artist gemacht. Und dann endlich international gearbeitet, in London, in Paris, in New York. Ich hatte mein Ziel erreicht. Zumindest vorübergehend (lacht). Denn die nächsten Ziele ließen nicht lange auf sich warten: ein Vogue-Shooting, ein Cover, und so weiter. Mir ging es aber gar nicht um diese faktischen Ziele. Sondern um das Gefühl, dass ich einfach mein Leben lebe.

Das klingt nach der perfekten Karriere. Aber einfach war es vermutlich nicht immer…

Nein, ich habe extrem hart dafür gekämpft. Ich hatte mein Kind immer dabei, ich war arm wie eine Kirchenmaus! Ich konnte teilweise nur das Essen für mein Kind bezahlen, nicht für mich. Mir wurde der Strom in meiner Wohnung abgestellt. Ich wusste teilweise nicht, ob ich meine Miete am Ende des Monats begleichen kann. Aber das war ok, denn ich wusste immer, wofür ich das mache.

Dir kam vermutlich zugute, dass du schon früh sehr deutlich gespürt hast, was deine Berufung ist. Woher weiß man, was das Richtige ist, wenn es nicht so auf der Hand liegt wie bei dir?

Jeder hat so etwas in sich, aber die meisten werden durch das Elternhaus oder andere Menschen, die sie beeinflussen, davon abgebracht. Irgendwie meinen wir immer, dass alles, was wir machen, einen riesigen Erfolg haben muss. Niemand möchte Youtuber werden, weil es ihm Spaß macht. Alle wollen ein erfolgreicher Youtuber sein. Aber was ist Erfolg überhaupt? Eine Million Follower? Ein dickes Konto? Für mich ist Erfolg, abends mit einem breiten Grinsen ins Bett zu gehen, mit einem vollen Kühlschrank im Haus. Egal ob du gerne töpferst oder Leute zum Lachen bringst: Wir müssen uns trauen, diesem Gefühl von Glück zu folgen, das uns eine bestimmte Sache gibt. Mein Rat: Neugierig bleiben und beobachten, was uns glücklich macht. Dann meistern wir auch Widrigkeiten viel besser und beschweren uns weniger. Weil wir wissen, wofür wir kämpfen.

„Wenn du Angst hast, dass dein Vorhaben nicht klappen könnte, kann es genauso gut klappen. Also riskiere es!“

Trotzdem trauen sich viele nicht, einfach ihrem Herzen und ihrer Intuition zu folgen, denn sie haben ein großes Sicherheitsbedürfnis – und die Miete muss am Ende bezahlt werden. Was rätst du ihnen?

Wenn du Angst hast, dass dein Vorhaben nicht klappen könnte, kann es genauso gut klappen. Also riskiere es! Ich verspreche dir, dass es gut wird, wenn du das machst, was du machen willst.

Mach es jetzt. Das Leben ist so kurz, du wirst es sonst bereuen. Ich will eines Tages im Sessel sitzen und mir denken: Ich habe alles gemacht, was mir wichtig war.

Vergleich deinen Weg mit einem Sprung vom Dreimeter-Brett: Wenn man es einfach macht, ist es gar nicht schlimm. Was soll schon passieren? Es kann nichts passieren, außer, dass es toll wird. Und wenn nicht, lernen wir aus den Fehlern und es klappt beim nächsten Mal. Außerdem gibt es immer einen Weg zurück.

Inwieweit haben dir Mentoren oder Vorbilder auf deinem Weg geholfen?

Ich habe mir alles selbst beigebracht und allein gestemmt. hätte mir jemanden gewünscht, der gesagt hätte, wenn es zu viel war, wenn ich zu wenig auf ich geachtet habe. Trotzdem ist es wichtig, dass wir unseren Weg gehen und nicht den von jemand anderem oder in dessen Handschrift. Wichtig ist, dass man sich traut, um Hilfe zu bitten, wenn es nötig ist.

Du sagst: No Pain – no Gain. War es all die Mühe wert?

Absolut! Und Pain gab es auf meinem Weg viel. Mein zweites Kind war nicht so einfach zu haben wie das erste, ich musste meinen Traumjob aufgeben. Aber so hart es war, hat sich auch da eine neue Chance ergeben und ich konnte die Redaktionsleitung von zwei Frauenzeitschriften übernehmen. Ein toller Job, aber nicht meine Intuition. Nach vier Jahren habe ich deswegen mein eigenes Beauty-Onlinemagazin gegründet, Freelance für große Firmen gearbeitet, Beautyprodukte mitentwickelt, großen Konzerne beraten und mich immer mehr mit Social Media beschäftigt. Ich habe dann aus dem Bauch heraus einen Tiktok-Account erstellt – übrigens das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas überhaupt nicht durchdacht habe. Da war fraubeauty geboren und mein Unternehmen, wie ich es heute führe.

„Wer jemanden imitiert, wird nicht erfolgreich. Erst als ich mein eigenes Ding machte und mich ganz authentisch so gezeigt habe, wie ich bin, ging es durch die Decke.“

Als fraubeauty hast du inzwischen auf Tiktok fast 395.000 Follower, auf Instagram 214.000 Fans, eine große Community, namhafte Kooperationen und verkaufst sogar deine eigenen Produkte. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Das war nicht von Anfang an so erfolgreich. Meine ersten Social Media-Versuche bestanden aus schönen Selfies, auf denen ich meinen Kaffee gezeigt habe. So, wie es Tausende Influencerinnen machen. Dass das nicht funktioniert hat, ist kein Wunder, denn das war einfach nicht ich. Ich habe andere nachgemacht und gedacht, dass man das halt so macht. Aber wer jemanden imitiert, wird nicht erfolgreich. Erst als ich mein eigenes Ding machte und mich ganz authentisch so gezeigt habe, wie ich bin, ging es durch die Decke. Meine Produkte – derzeit vor allem Augenpatches – sind total erfolgreich und das liegt daran, dass ich bei der Entwicklung den Menschen zuhöre. Ich schaue, wo ihre Probleme und Bedürfnisse liegen, nutze Social Media für einen Dialog und geben den Menschen eine Antwort auf ihre Fragen mit Produkten. Ich verwirkliche mich mit diesen Produkten nicht selbst, sondern höre meinem Gegenüber erstmal respektvoll zu. Da braucht es keine Produkte, die super sexy sind oder zum Mond fliegen können, sondern Dinge, die funktionieren.

Welches ist dein wichtigstes Learning aus den 20 Jahren, in denen du für deinen eigenen Traum gekämpft hast?

Ich habe gelernt, dass wir nicht gut nach vorne fahren, wenn wir dauernd in den Rückspiegel schauen. Wenn wir immer darauf achten, was wir mal gehört oder bei anderen gesehen haben, was alles schiefgehen könnte, dann kommen wir nicht voran. Selbst wenn etwas bei zwei Millionen anderen Menschen nicht geklappt hat: Bei dir kann es klappen!

Das Interview führte Julia Gundelach.


Über die Person

Susanne Krammer (aka fraubeauty) ist nicht nur Journalistin, Influencerin und Hair & Make-up Artist – sie ist Unternehmerin. 2016 entwickelte sie das erste deutsche Beauty Online Magazin June Mag. Seit sechs Jahren unterstützt sie mit ihrer Systemic Brand Strategy kleine und große Unternehmen, deren Marken inhaltlich, sowie Consumer-zentriert auszurichten und die Strategie über die verschiedenen Social-Media-Kanäle effektiv zu verbreiten. Sie hat schon mit allen großen Marken wie Gucci, Chanel, L’Oréal und Prada gearbeitet.  Mit ihren eigenen Kanälen erreicht Susanne mittlerweile fünf Millionen Menschen. Vor allem auf Instagram hat sie sich eine treue Community aufgebaut, die ihr auch bei ihrem Podcast-Projekt „Trotzdem Schön“ zur Seite stand.

Am 12. Oktober 2023 hält Susanne Krammer auf der herCAREER Expo einen Vortrag zum Thema „Vom Kindheitstraum zum Business-Modell: Wie du mit dem, was dich glücklich macht, erfolgreich wirst“. Ausserdem ist sie als Table Captain am 12. Oktober 2023 auf der herCAREER@Night zu Gast.

Der Beitrag ist Teil einer Content Kooperation von Sheconomy & herCAREER und wurde zuvor bereits auf www.her-career.com veröffentlicht.

herCareer Expo

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Fotomaterial(c) Her Career

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