Seit der Ankündigung im Oktober 2024 wurde intensiv daran gearbeitet, die Integration von IP Österreich in die internationale Struktur der RTL AdAlliance, dem internationalen Total-Video-Vermarkter der RTL Group, voranzutreiben. Dieser Prozess ist nun erfolgreich abgeschlossen.
Mit dem Abschluss dieser Integration wurde zugleich die neue Führungsriege für die Zeit ab dem 1. Jänner 2026 präsentiert – und damit die Nachfolge von Walter Zinggl geregelt. Elisabeth Frank übernimmt die Position der Managing Director, Claudia Ostermann-Schabata wird VP & Deputy Managing Director. Damit steht erstmals ein weibliches Duo an der Spitze von IP Österreich. sheconomy hat das zum Anlass genommen, die Beiden zum Interview zu bitten.
Claudia Ostermann-Schabata – Strategin mit Vertriebsfokus
Claudia Ostermann-Schabata ist seit 2012 Teil der RTL AdAlliance (vormals IP Österreich) und hat sich seither kontinuierlich zur zentralen Führungspersönlichkeit entwickelt. Nach ihren Anfängen als Assistentin der Geschäftsführung und im Marketing übernahm sie 2017 den Aufbau und die Leitung der Marketing Unit in Österreich. Mit der Verleihung der Prokura im Jahr 2021 wurde sie ins Management Team berufen. Seit 2024 verantwortet sie als Director Marketing & Business Development die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsbereichs und prägt mit ihrem Weitblick und ihrer partnerschaftlichen Führung maßgeblich die Zukunft des Unternehmens.
Was war Ihr persönlicher Game-Changing-Moment?
Für mich waren es die JA-Momente zum richtigen Zeitpunkt – beruflich wie persönlich. Dazu gehört auch ein klares Ja zu mir selbst und meiner eigenen Energie. 2022 stand ich kurz vor einem Burn-out und musste bewusst Prioritäten setzen: ein Ja zu mir bedeutete damals auch ein Nein zu manchen Projekten und Aufgaben. Gleichzeitig haben mich gerade die mutigen Jas weitergebracht – zu neuen Aufgaben, zu Beförderungen, zu Vorträgen. Oft habe ich erst danach realisiert, worauf ich mich da eigentlich eingelassen hatte. Aber genau diese Entscheidungen waren die echten Game Changer. Rückblickend merke ich: Der Unterschied entsteht nicht bei den sicheren Entscheidungen, sondern bei den mutigen.
Was hätten Sie zu Beginn der Karriere gebraucht, was damals noch nicht vorhanden war, aber heute verfügbar ist?
Weibliche Role Models und Mentorinnen. Vieles in meiner beruflichen Laufbahn habe ich von männlichen Vorbildern und Mentoren gelernt – das war großartig und prägend. Aber gerade, wenn es darum geht, als Frau weitere Karriereschritte zu machen und das vielleicht Mitte 30 mit dem Wunsch nach Familiengründung zu verbinden, braucht es sichtbare weibliche Vorbilder. Frauen, die Mut machen, zeigen, wie es gehen kann – oder auch, wie man es nicht machen sollte. Dieses Netzwerk habe ich mir über die Jahre aufgebaut, und es ist ein fortlaufender Prozess. Gleichzeitig möchte ich selbst ein solches Vorbild für andere Frauen sein.
Was hatte den größten Impact auf Ihre Laufbahn?
Am stärksten geprägt haben mich Menschen, die an mich geglaubt haben – oft sogar mehr als ich selbst. Vorgesetzte, die mir Verantwortung gegeben haben, bevor ich mich bereit fühlte, und mich damit aus meiner Komfortzone geholt haben. Gleichzeitig hat mich mein persönliches Umfeld – Familie, Freunde, Partner – immer bestärkt, mir Mut gemacht und mich getragen. Und meine eigene Neugier, Neues zu lernen, mich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, hat mir geholfen, diese Chancen zu nutzen. Diese Kombination aus Vertrauen, Rückhalt und Wissbegierigkeit war bisher der größte Treiber meiner Laufbahn.
Was war der größte Karriere-Boost?
Das war zum einen 2021 die Prokura und damit die Beförderung in die Geschäftsleitung – plötzlich hatte ich mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch deutlich höhere Erwartungen, die an mich gestellt wurden. Aktuell liegt der größte Boost darin, dass ich mich als Mutter mit einer noch sehr kleinen Tochter für die Position der Deputy Managing Director beworben – und diese Chance auch bekommen habe. Das hat Mut, Selbstvertrauen und eine gute Portion Organisation verlangt. Für mich ist es der Beweis, dass Karriere und Familie sich nicht ausschließen müssen, sondern dass beides möglich ist.
In welchen Situationen denken Sie heute: „Hätte ich das bloß früher gewusst“?
Dass Fragen stellen keine Schwäche ist und Perfektion eine Illusion. Früh habe ich mir vieles selbst beigebracht und alles aus eigener Kraft erarbeitet. Erst meine Mutterschaft hat mir gezeigt, wie sehr Fragen neue Perspektiven eröffnen und dass man gemeinsam stärker ist. Perfektion gibt es nicht – und selbst wenn man sie erreicht, würde sie Stillstand bedeuten. Es geht darum, weiterzugehen, zu lernen und flexibel zu bleiben.
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit mehr Frauen Führungspositionen erreichen und erfolgreicher als Unternehmerinnen werden?
Für mich ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein zentrales Thema. Als Führungskraft und Mama weiß ich, wie herausfordernd es sein kann, beidem gerecht zu werden. Es braucht flexible Strukturen, die wirklich funktionieren, und eine Unternehmenskultur, in der Familie kein „Karrierekiller“ ist. Dazu kommen sichtbare Role Models, die zeigen: Man kann Verantwortung im Job übernehmen und gleichzeitig ein erfülltes Familienleben führen. Solche Vorbilder fehlen noch zu oft, besonders in Top-Positionen. Und letztlich braucht es Unternehmen, die Diversität nicht nur fördern, sondern aktiv leben – denn Vielfalt zahlt direkt auf den Erfolg ein.
Ihr persönlicher Rat an alle, die eine erfolgreiche (Konzern-)Karriere anstreben?
Seid neugierig und mutig. Fachlich gut zu sein ist die Basis, aber es reicht nicht. Baut euch Netzwerke auf, sucht euch Verbündete und habt keine Scheu, eure eigenen Erfolge sichtbar zu machen. Und: Verbiegt euch nicht. Langfristig erfolgreich ist man nur, wenn man die Karriere so gestaltet, dass sie zur eigenen Persönlichkeit passt. Gerade in großen Konzernen gibt es oft spezielle Regeln – geht diese soweit mit, wie es authentisch bleibt.
Elisabeth Frank – Visionäre Markenstrategin mit Gestaltungswillen
Elisabeth Frank ist Expertin für strategische Markenkommunikation, Geschäftsmodellentwicklung und Organisationsgestaltung. Mit ihrem Team verfolgt sie einen konsequent konsumentenorientierten Ansatz, um innovative und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die Unternehmen und Marken nachhaltig stärken. Ihre Kolleginnen und Kollegen schätzen sie als inspirierende Führungspersönlichkeit mit klarer Vision und ausgeprägtem Gestaltungswillen.
Mit langjähriger Erfahrung im digitalen und technologischen Umfeld sowie umfassendem Know-how in integrierten, reichweitenstarken Businesslösungen unterstützt sie Kundinnen und Kunden dabei, ihre Ziele erfolgreich zu erreichen.
Was war Ihr persönlicher Game-Changing-Moment?
Da gab es einige Momente. Bei mir war es immer eine Kombination aus „naiv optimistischem“ das begeistert mich, „ich mach das jetzt „ und dem Willen und persönlichem Antreiber proaktiv Gestalten zu wollen“ ohne dabei den Fokus auf das, was wirklich wichtig ist im Leben (für mich: die menschlichen Beziehungen), zu verlieren.
Immer wenn sich durch einen klareren Blick (das sogenannte Bigger Picture, einen Schritt zurück machen, um sich das gesamte Bild ansehen zu können) ein gemeinsames Wachstum und der Erfolg ergibt, ist es pures Glück.
Was hätten Sie zu Beginn der Karriere gebraucht, was damals noch nicht vorhanden war, aber heute verfügbar ist?
Ich hätte gerne mehr finanzielle und den eigenen Selbstwert- stärkende Bildung gehabt. Weibliche Role Models und Mentorinnen habe ich mir in unterschiedlichen Varianten (Schriftstellerinnen, Wissenschaftlerinnen Architektinnen, Schauspielerinnen, Widerstandskämpferinnen – sozusagen Gestalterinnen, generell starke Frauen etc.) erlesen.
Ich bin in meiner beruflichen Laufbahn immer von männlichen Vorbildern und Mentoren unterstützt worden, von ihnen habe ich viel gelernt – das war menschlich beeindruckend und aus jetziger Perspektive richtig schön aber leider immer noch nicht selbstverständlich. Mit einer gewissen Reflexion hat mich meine Mama immer sehr gefördert. Mein Vater ist mein Vorbild, in dem er niemanden und nichts bewertet und eine gewisse Leichtigkeit mit über 83 Jahren hat, welche ihresgleichen sucht. Und meine Schwester und ich sind in der glücklichen Lage, keine Scheidungskinder zu sein.
Ich freue mich, dass viele ehemalige Kolleg:innen mittlerweile zu Freund:innen geworden sind und ich sie auf ihrem (Karriere) Weg begleiten darf.
Was hatte den größten Impact auf Ihre Laufbahn?
Ich wurde immer zum (für mich) richtigen Zeitpunkt gefragt, neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Wenn ich gemerkt habe, ich langweile mich, habe ich persönlichkeitsbildende Coachings und Ausbildungen in Anspruch genommen. Meine Konfliktlösungs-Kompetenzen und dass ich Verbindungen („connecting the dots“) smart identifizieren und auch herstellen kann, haben mir dabei geholfen. Es geht darum selbstbestimmt weiterzugehen, zu lernen und flexibel zu bleiben. Und mittlerweile sage ich auch: bewusst die Vorbild Rolle anzunehmen, auch mal richtig unbequem zu sein und mit dieser Verantwortung auch umzugehen.
Was war der größte Karriere-Boost?
Meine Networking- Kompetenz. Mir wurde in einer Stakeholder Umfrage bestätigt: „Elisabeth unterstützt immer gerne, ohne eine Gegenleistung zu erwarten“ und ich denke das stimmt. Ich gehe „naiv optimistisch“ in eine Vorleistung, im Glauben & Wissen, das das einen Wert schafft, der irgendwann zurückkommt. Mit dieser Haltung bin ich immer sehr gut „gefahren“. Versteht mich nicht falsch, es geht nicht darum blauäugig zu sein, aber „she pays it forwards“, ist eine Art Lebensphilosophie, die zu mir und für mich passt.
In welchen Situationen denken Sie heute: „Hätte ich das bloß früher gewusst“?
Gemäß einem meiner Motti „Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft“, zitiert nach Salvador Dali, habe ich null Bedauern oder „bad feelings“.
Aber ich bin froh, dass ich früher nicht wusste, wie Frauen systematisch über alle Zeiten klein gehalten und unterdrückt wurden und noch immer werden. Das lässt mich mittlerweile richtig richtig grantig werden.
Meinen beiden Töchtern möchte ich gerne mitgeben, dass ein selbstbestimmtes Leben immer erstrebenswert ist. Und das vieles geht, aber vielleicht nicht gleichzeitig, wobei hey warum eigentlich nicht …?
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit mehr Frauen Führungspositionen erreichen und erfolgreicher als Unternehmerinnen werden?
Für mich ist die authentische Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen und als erfolgreiche Unternehmerinnen von zentraler Bedeutung. Ja Quoten helfen. Ja eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Basis. Als Führungskraft und Mama weiß ich, wie lässig es ist, der eigenen, gesellschaftlich geprägten Erwartungshaltung zu „entwachsen“.
Wir bieten bei der RTL AdAlliance flexible Strukturen, die wirklich funktionieren, und eine Unternehmenskultur, in der Familie ein Plus und kein „Karrierekiller“ ist. Und letztlich braucht es Unternehmen, die endlich eingestehen, dass eine höhere Frauen-Quote zu besseren Erfolgen führt. Wissenschaftlich in vielen Studien nachgewiesen. Und jetzt darf ich noch ein Zitat von Heidi Kabel anführen: Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn auch einmal eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position gerückt ist.
Ihr persönlicher Rat an alle, die eine erfolgreiche Karriere anstreben?
Lasst euch nicht beirren und verwirren. Bleibt neugierig und mutig. Seid kompetent und geht all in. Arbeitet nicht in Teilzeit, ihr bekommt das in jedem Fall effektiv gewuppt. Es gibt wirklich großartige Menschen, die euch unterstützen, sucht sie euch und fordert eure Rechte ein.
Weitere Porträts aus der Serie „Hätt ich das bloss früher gewusst“