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Ein Umsatztraum in Pink

Der neue Barbie-Film spielt mit Stereotypen und will als Komödie für Gleichberechtigung sensibilisieren. Wie glaubhaft sind die Diversity-Botschaften des Herstellers Mattel? Über die Entwicklung des Unternehmens und den Erfolg von Regisseurin Greta Gerwig.

Ja, ich bin eine Betroffene. Mehrere Jahre habe ich die langen blonden Haare meiner Barbie gekämmt, sie angezogen und ihr Traumhaus hin- und hergetragen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich zum Kaufhaus geradelt bin, um mein Taschengeld gegen die neuesten Accessoires einzutauschen (und wie oft einer der bunten High-Heels im Staubsauger verschwunden ist). Mein Schönheitsideal hat die ach so perfekte Dame dabei stark beeinflusst.

Diversity im Barbie-Regal, das kam erst deutlich später. Inzwischen gibt es laut Hersteller Mattel mehr als 175 verschiedene Modelle, in der Kampagne zum aktuellen Film steht neben der weißen, blonden Bestseller-Barbie zum Beispiel die Woman of Color als Präsidentin im Mittelpunkt, im Movie tanzt eine Barbie im Rollstuhl in der großen Choreographie mit.

Glaubhafte Wandlung eines Mega-Konzerns?

Barbie hat die Baby-Puppen abgelöst und damit neue Welten abseits von „Mama“ und „Haushalt“ eröffnet. Barbie hatte eine eigene Villa, als Frauen in den USA gerade einmal ein eigenes Bankkonto führen durften. Auch in den Weltraum starteten die weiblichen Puppen früher, als andere Nationen in der Realität. Im Barbieland haben die Ladies das Sagen. Soweit der pinke Traum von der Gleichberechtigung, geschaffen von Mattel.

Doch wie glaubhaft ist ein globales Unternehmen in punkto Diversity, das im Leadership-Team nur eine überschaubare Anzahl von Frauen präsentiert? Zwar kann die Konzernspitze darüber im Movie über sich lachen, aber ein kritischer Blick auf die öffentlichkeitswirksame Wendung des Konzerns schadet nicht – ein Konzern, der mit Tonnen von Plastik-Spielzeug sein Geschäft macht und dabei „Purposeful Play“ propagiert. So oder so, gewonnen hat Mattel schon jetzt – für den Film gibt es Partnerschaften mit zahlreichen Top-Marken, dafür fließen Lizenzgebühren in Millionenhöhe – vom echten Malibu Dreamhouse bis zur simplen Zahnbürste.

Vielleicht dringen ja tatsächlich einige der (zum Teil etwas wirren) Botschaften aus dem Film in das Bewusstsein der Heranwachsenden oder der begleitenden Eltern. Die blonde Kultpuppe als Botschafterin für Selbstbestimmung, das funktionierte für mich vor allem am Schluss des Films: Rein in die bequemen Schuhe, runter von den ewigen Barbie-High Heels (wobei Frauen wie Tijen Onaran – zu sehen auf dem Cover unseres aktuellen Print-Magazins – längst zeigen, dass feminine Outfits und Feminismus ebenfalls gut zusammenpassen).

Erfolg für Regisseurin

Einen weiblichen Erfolg aus dem echten Leben gibt es jedoch tatsächlich zu berichten – laut The Guardian schreibt Regisseurin Greta Gerwig bereits Geschichte, der Barbie-Film spielte mehr als 300 Millionen Dollar innerhalb der ersten Tage ein – damit war es das erfolgreichste Debüt eines Films, bei dem eine Frau Regie geführt hat.

Der Film ist eine leichte Sommerunterhaltung, aber kein typischer Kinderfilm. Als Geschenk für Kids empfehle ich danach Bücher wie „Good Night Stories for Rebel Girls: 100 außergewöhnliche Frauen“ von Elena Favilli, Francesca Cavallo und Birgitt Kollmann. Und für die Erwachsenen arbeiten wir hier bei Sheconomy jeden Tag daran, die spannendsten Rolemodels zu entdecken und zu interviewen. Wir freuen uns, wenn Sie uns dafür weiterempfehlen!


Diese Opinion ist als Editorial in unserem Newsletter erschienen, den Sie hier abonnieren können.

 

Fotomaterial© Mattel

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