Hohe Preise, große Investitionen, steigender Fachkräftemangel: Wie bleibt man heute als Hotelier gelassen?
Eva Hauber: Die Zukunft wurde immer schon als schwierig prognostiziert. Natürlich fühlt man sich da oft verloren. Gleichzeitig aber auch gestärkt durch die Möglichkeiten der Technik und Automatisierung. Uns macht Verantwortung Übernehmen eine Riesenfreude. Wir treiben gerne das Eigene voran und setzten dabei unsere Ideen um. Das Schöne daran: Wir fördern und stärken mit unserem Betrieb junge Menschen. Wir sind noch ganz konservativ mit und in der Natur großgeworden und haben von ihr viel gelernt. Wir wissen: Grashalme stehen nach Starkregen wieder auf und starten ihren Prozess erneut. So denken auch wir: Es gibt immer eine Lösung!
Wie begegnet ein Hotelbetrieb mit Pools und Saunen dem Trend der Nachhaltigkeit?
Haubers Naturresort heizt mit Holzhackschnitzeln die neuen, großen Poolanlagen. Für die Zukunft ist es unserer Meinung nach keine Frage, ob man in erneuerbare Energien investieren soll; sondern eher, wie und in welchem Ausmaß dies ein Unternehmen umsetzen kann.
Das Allgäu liegt im Trend. Ist es schwer, dabei herauszustechen?
Nicht mit einem klaren Konzept. Haubers Naturresort setzt schon in der dritten Generation auf Natur, Erholung und Gesundheit. Historisch bedingt integrieren wir authentisch die Landwirtschaft ins Hotelwesen. Zum Beispiel mit einem eigenen Wanderweg, der an Rindern, eigenen Bienen, einem rauschenden Bach, Waldhängematten und an von Gästen gepflanzten Babytannen vorbeiführt. Bei uns im Spa-Bereich können Gäste selbstgemähtes Bergheu fühlen und erleben. Immer sonntags frühstücken unsere Gäste auf dem Berg unter freiem Himmel.
Das Gästeverhalten ändert sich. Was wird in Zukunft im Urlaub immer wichtiger?
Persönliche Kontakte. Reduktion aufs Wesentliche. Und ganz wichtig: die Qualität. Regionalität und Echtheit begleiten den Urlaub der Zukunft in allen Bereichen.
Was macht die junge Generation heute schon anders als früher?
Wir gehen anders mit dem Personal um. Speziell in der Hotellerie und Gastronomie muss man Details in Verträgen einhalten. Das ist die Basis. Der Abbau von Stunden und Urlaub ist ein Muss. Das ist in anderen Branchen längst üblich. Jetzt auch bei uns. Wir achten auf die Bedürfnisse aller Generationen im Unternehmen. Unser wichtigstes Tool ist echte Wertschätzung.
Ist ein Hotel noch ein 24-Stunden-Job?
Es gibt schon noch Häuser, in denen das so ist. Die werden aber in den nächsten fünf Jahren entweder umdenken müssen oder bald nicht mehr existieren. Für die Work-Life-Balance ist jeder selbst verantwortlich, als Arbeitgeber muss man sich aber – wie die Arbeitnehmer*innen auch – an die Rahmenbedingungen halten.
Sie machen das in Zusammenarbeit mit Ihrem Vater und Ihren beiden Geschwistern. Wie gelingt das?
Bei uns hat jeder seine Aufgabe. Alle wissen, was die anderen leisten und kennen auch ihre Aufgabengebiete. Die Grundeinstellung zu den wichtigsten Themen ist bei uns gleich. So entsteht kein Streit um jede Kleinigkeit. Wir alle haben unsere Kompetenzen, die wir dort einsetzen, wo sie gebraucht werden.
Ein Blick in die nächste Generation: Wie klappt das mit Familie und Beruf im Hotel?
Wirklich gut. Ich kann mir meine Zeit frei einteilen. Kinder wurden bei uns schon immer mitten im Betrieb groß. Wichtig ist mir, dass ich mir als Mutter trotzdem Raum für mein Baby schaffe. Ich habe die Bedürfnisse immer im Blick. Manche Termine finden deshalb
ohne mich statt – oder ich mache sie ohne das Baby. Sonst wird es unprofessionell.
Im Allgäu ist Tradition ein großes Thema. Ist das bei Ihnen im Betrieb eher
nützlich oder hinderlich?
Traditionen und Werte sind uns wichtig; gerade im Familienunternehmen, wo Stammgäste oftmals nur wegen diesen wiederkommen. Wir verrücken Traditionen gern. Wir passen sie an. Wir hüllen sie in eine neue Welt. Das gibt uns jeden Tag Halt. Ohne sie würden wir uns in ständig neuen Trends verlieren. Auch das ist Diversität.