StartBusinessVdU-Präsidentin Christina Diem-Puello im Interview: „Es braucht Fleiss und innovative Ideen"

VdU-Präsidentin Christina Diem-Puello im Interview: „Es braucht Fleiss und innovative Ideen“

Der Klick zum Glück: Christina Diem-Puello hat mit der DD Deutsche Dienstrad GmbH ein Leasing-Unternehmen gegründet, das sich Technologie und Digitalisierung zunutze macht, weil Kund:innen Fahrräder so ganz individuell bestellen können. Mit ihrer Idee wurde sie Vorreiterin der ganzen Branche. Die neue Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU) ist Unternehmerin, Gründerin und Investorin und sagt: „Wir können in diesem Land noch immer innovativ sein.“

Frau Diem-Puello, Sie nennen Ihr Unternehmen gerne liebevoll das „100-jährige Start-up“. Warum?

CHRISTINA DIEM-PUELLO: Wir bringen einerseits die Dynamik eines innovativen Speedboots mit, aber auch unsere Werte, die auf der 100-jährigen Unternehmergeschichte meiner Familie basieren. Dazu zählen Nachhaltigkeit, Beständigkeit und Langfristigkeit. Wir haben superkonservativ gegründet, mit einem Bankkredit und ohne Venture Capital, weil wir unsere Firma Stein um Stein aufbauen wollten.

Wie begeistern Sie Fachhändler dafür, sich auf Ihrer Plattform zu präsentieren?

Die Traditionalisten muss man ganz speziell mitnehmen und für das neue Zeitalter der Digitalisierung begeistern. Wir erklären ihnen, dass wir ein digitales Schaufenster bieten, in dem sie ihre Produkte selbst vermarkten und entscheiden können, ob sie Kund:innen spezielle Aktionen anbieten möchten. Gerade jetzt, wo der Fahrrad-Fachhandel voller Ware ist, freuen sie sich, dass sie zusätzlich eine digitale Plattform haben, auf der sie sich ganz Deutschland präsentieren können. So haben Händler erstmals die Möglichkeit, gegenüber Online-Shops zu bestehen.

„Für mich ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung wichtig und innovativ.“

Wann kommt bei Ihnen die Dynamik eines innovativen Speedboots ins Spiel?

Unsere Firma ist ein einziges Transformationsprojekt, das mit ganz vielen kleinen TeilTransformationen jeden Tag immer wieder neu an den Start geht. Für mich ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung wichtig und innovativ. Die Vision, der weltgrößte Marktplatz betrieblicher Mobilität zu werden, hält uns fit und dynamisch. Natürlich bringt das viel Reibung mit sich, dennoch sind wir kein Start-up, das die erste Brigade verbrannt hat. Wir haben eine wahnsinnig motivierte Mannschaft.

Wie setzen Sie Motivation in Taten um?

Wir haben im operativen Bereich extrem gute Leute. Und, ganz wichtig: Priorisieren und Depriorisieren. Unsere Mitarbeiter:innen können das Wort „depriorisieren“ schon gar nicht mehr hören. Es gibt Mammutprojekte, auf die wir einen kontinuierlichen Langfristfokus legen. Manche Projekte fallen auch hinten runter. Denn eines haben wir gelernt – wir dürfen nicht zu stark beschleunigen. Lieber machen wir zwei, drei Dinge sehr gut, anstatt den ganzen Bauchladen anzubieten. Derzeit konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenz – Fahrrad und Dienstrad. Genauso stringent planen wir auch die Weiterentwicklung.

Was sind derzeit die größten Chancen in der deutschen Wirtschaft?

Wir müssen uns wieder auf unsere Stärken besinnen. Mein Unternehmen Deutsche Dienstrad ist der lebende Beweis dafür, dass wir am Wirtschaftsstandort Deutschland nach wie vor gründen können und Wissen über Technologie sowie Digitalisierung haben. Wir können in diesem Land noch immer Innovation!

Welche Rolle spielt dabei die Politik?

Es könnte effizienter laufen, wenn die Politik bessere Rahmenbedingungen für Gründer:innen und Unternehmer:innen in diesem Land schaffen würde. Darunter verstehe ich beispielsweise das Thema der flächendeckenden Kinderbetreuung. Aber mit Mut, Fleiß, einer innovativen Idee und einer Vision kann man alles realisieren. „Krisenzeiten sind Unternehmerzeiten“, hat Verena Pausder einmal gesagt.

Mit Liebe und Leidenschaft: Für die VdU-Präsidentin ist das Fahrrad das „schönste Fortbewegungsmittel der Welt“, das viel Potenzial birgt.

Haben Sie dafür Beispiele?

Ganz konkret sehe ich das in der Fahrradindustrie. Meine Eltern haben sich entschlossen, noch einmal komplett durchzustarten – mit ihrer Marke Raymond. „Ihr könnt doch nicht in der schlechtesten Phase der Fahrradbranche glauben, dass das funktioniert?“, wurde ihnen gesagt. Sie haben das Gegenteil bewiesen und auf der Eurobike ein neues Fahrrad-Modell vorgestellt, das in Kooperation mit einem von ZF neu gelaunchten Elektro-Fahrradantrieb ausgestattet ist. Warum? Weil wir als Unternehmer Krisen als Chancen erkennen. In jeder Krise stecken Möglichkeiten für die Zukunft. In meinem Umfeld sind das beispielsweise die Themen Energie und Mobilität. Überall haben wir Potenziale. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur die passenden Vorbilder schaffen müssen.

„German Dream statt German Angst – das wünsche ich mir.“

Hat Deutschland ein Problem mit der Fehlerkultur?

Meiner Ansicht nach machen wir in Deutschland viele Dinge erst gar nicht, weil wir Angst davor haben, Fehler zu machen.

Wie sehen Ihre Pläne als VdU-Präsidentin aus?

Wir befinden uns derzeit in einer ganz besonderen Situation. Im kommenden Jahr steht die Bundestagswahl an, es geht ein Rechtsruck durch Europa – und unsere Wirtschaft erlebt eine Rezession. Es ist gut, dass wir alle für Demokratie werben. In gewisser Form hat dies funktioniert, da immer mehr Menschen zur Wahl gehen. Wir als VdU werden aber noch mehr die demokratischen Parteien aus der Mitte unterstützen und uns dafür einsetzen, dass parteipolitische Grenzen zwischen diesen liberalen Gruppen aufgebrochen werden. Wir als VdU haben schon immer die Gleichstellungs- und Vereinbarkeitspolitik als unseren USP gesehen. Nun müssen wir uns auch massiv für Themen wie Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit und -sicherheit einsetzen. Das machen wir – als weibliche Stimme der Wirtschaft – konstruktiv, positiv, weltoffen, wertschätzend und verbindend. Wir wollen zum Topverband werden: noch größer und noch lauter.

War die Stimme des VdU bisher nicht laut genug?

Sie muss vor allem deutlicher werden. Die populistischen Parteien setzen gezielt Themen und destabilisieren damit die ganzheitlichen, geopolitischen Problemstellungen. Wir als Verband müssen deshalb mehr in die wirtschaftspolitische Kommunikation hineingehen. Wir brauchen ein netzwerkübergreifendes Zusammenkommen, den Diskurs und den Dialog mit den anderen großen Verbänden des Landes. Wir müssen Kontakte knüpfen und gemeinsam noch stärker werden. Das bedeutet, dass wir Verbände-Allianzen schließen und zusammen mit gewichtigen Stimmen lauter zu den relevanten Themen kommunizieren.

Haben Sie den Geist einer Unternehmerin schon als Kind oder Jugendliche in sich gespürt?

Ein Stück weit ganz sicher. Klar war: Ich wollte immer beim Thema Fahrrad bleiben, ich liebe diese Industrie. Das Gesamtumfeld hat so viel Potenzial, außerdem ist das Fahrrad das schönste Fortbewegungsmittel der Welt. Das Fahrrad ist auch das Produkt, das die Frauenemanzipation getragen und vorangebracht hat wie kein anderes. Dazu war meine Mama, die 40 Jahre an der Spitze des Unternehmens stand, für mich ein großes Vorbild – ich bin in ihrer Firma aufgewachsen. Dass ich meine Leidenschaft nun der Verbandsarbeit widmen darf, macht mich unfassbar stolz. Gemeinsam mit den tollen, wundervollen Unternehmerinnen möchte ich im ehrenamtlichen Engagement den Verband weiterentwickeln. Ich verspreche: Wir werden wachsen und eine wahnsinnige Strahlkraft entfalten.


Zur Person

Christina Diem-Puello (geboren 1988) stammt aus einer Unternehmerfamilie. Ihr Ururgroßvater, der Radrennfahrer Engelbert Wiener, legte 1921 mit der E. Wiener Einzelhandelsfirma in Schweinfurt den Grundstein. Hier wurden Fahrräder in Einzelmontage hergestellt und verkauft. Ihre Mutter Susanne Puello gründete 1996 mit ihrem Ehemann Felix die Marke Haibike – und brachte das erste eMTB weltweit auf den Markt. 2020 rief Christina Diem-Puello zusammen mit ihrem Mann Maximilian Diem die DD Deutsche Dienstrad GmbH ins Leben, das Paar bestreitet die Geschäftsführung. Im Juli 2024 wurde Christina Diem-Puello mit 91,4 Prozent der Stimmen zur neuen VdU-Präsidentin gewählt.


Die Idee hinter Deutsche Dienstrad

Mit dem Leasing-Dienst Deutsche Dienstrad gelingt es, Fahrräder mit wenigen Klicks zu personalisieren – zur Hilfe kommen dabei Technologie und Digitalisierung. Die Vorteile: Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter:innen motivieren, indem sie Fahrräder und E-Bikes als Gehaltsumwandlung oder als Bonus zum Gehalt anbieten. Mitarbeiter:innen sparen zudem bis zu 40 Prozent gegenüber einem Privatkauf.

 

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