StartBusinessKarriereBrauchen wir eine Karriere, um erfolgreich zu sein?

Brauchen wir eine Karriere, um erfolgreich zu sein?

Erfolgreich zu sein, hieß in den letzten Jahren zunehmend, erschöpft zu sein. Persönlich, aber auch im übertragenen Sinne – erschöpfte Ressourcen, erschöpfte Märkte. Kein Wunder, dass sich nun immer mehr Menschen bei ihrer beruflichen Entwicklung die Sinnfrage stellen.

In meiner über zehnjährigen Erfahrung mit dem Thema Leadership, ausgehend von der Frage „Welches Potenzial tragen wir in uns, das anerkannt und dann in die Welt gebracht werden will?“, habe ich bei meinen Coaching-Klient:innen einen massiven Wandel der Bedeutung vom klassischen „Karrieremachen“ hin zu „etwas Sinnhaftes tun“ erlebt und beobachtet.

Die Frage, die sich bei dieser Transformation vor allem stellt: Wie können wir dabei auch den Begriff „erfolgreich sein“, mitnehmen? Denn es ist evident: „erfolgreich sein“ heute, im Jahr 2024, ist etwas völlig anderes als vor zehn Jahren. Meiner Einschätzung nach hat das vor allem mit dem veränderten Begriff von Leistung zu tun; Leistung als etwas, das am Beginn von menschlichen Rangordnungen (aka Hierarchien) stark an physische Fähigkeiten und Möglichkeiten gebunden war, hat sich dann in der Übertragung auf die Wirtschaftswelt in Messlatten wie Umsatz, Personalverantwortung, Produktivität gewandelt. Ein Game, das dem „Höher – schneller – weiter“ untergeordnet war und mit Aufkommen des Turbokapitalismus, spätestens mit der Globalisierung des Waren- und Produktionskreislaufs, zu seiner eigenen Erschöpfung wurde.

Sinn und Wertesystem

Erfolgreich zu sein, hieß zunehmend, erschöpft zu sein. Persönlich, aber auch im übertragenen Sinne – erschöpfte Ressourcen, erschöpfte Märkte, etc. Daher musste sich früher oder später (wie bei jedem Zyklus) die Sinnfrage stellen – im Individuum auf der Karriereleiter, aber auch im Kollektiv der Gesellschaft.

Den Sinn zu identifizieren, ist natürlich stark vom jeweiligen (individuellen und kollektiven) Wertesystem abhängig, Sie werden mir sicher beipflichten: Vieles, von dem wir in unserer westlichen Industriegesellschaft denken, dass es Sinn macht, hinterlässt wenig Eindruck – etwa im Kontext einer agrarischen Kultur im Pazifik (vermutlich mit ein Grund, warum unsere Urlaubsziele immer exotischer werden, damit wir diesen vermeintlichen Gründen entfliehen können, so meine These.)

Aber sagen wir mal, Sie haben Ihrer Tätigkeit statt dem reinen Leistungsprinzip (in dem Sie keinen Sinn mehr erfahren haben) nun wieder Sinn zugefügt – was bedeutet das für die Maßstäbe, nach denen wir gelernt haben, Erfolg zu messen? Da wird es so richtig spannend: Wer diesen Gap meistert, sinnhaftes Arbeiten mit neuen Parametern als erfolgreich zu empfinden, gehört zu den Gewinner:innen der diversen Transformationsprozesse, in denen wir uns unleugbar alle befinden.

Die Fragen, die ich meinen Coaching-Klient:innen daher immer wieder stelle:

Was wäre, wenn Erfolg daran gemessen würde, wie viel FREUDE SIE an Ihrer Tätigkeit haben? Was wäre, wenn Erfolg daran gemessen würde, wie viel Freude Sie BEI ANDEREN durch Ihre Verantwortung generieren könnten? Was wäre, wenn Erfolg bedeuten würde, dass Sie den SINN Ihrer Tätigkeit jeden Tag erleben würden?


Über die Autorin:

Sonja Kato-Mailath ist Moderatorin und systemischer Leadership Coach, ausgebildet in der Schweizer Coachingakademie St. Gallen – ihren Podcast Neuland können Sie kostenlos auf Spotify hören. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Fotomaterial(c) Canva

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