Unterlagen, die von der investiven Recherche-Plattform ProPublica veröffentlicht wurden, zeigen wie die reichsten US-Amerikaner Steuerzahlungen vermeiden. Darunter Jeff Bezos, Elon Musk, Bill Gates und Mark Zuckerberg. Unterdessen demonstrieren Millionär*innen in den USA für die gerechte Besteuerung der Reichen.
Sie stampfen vor den Villen von Jeff Bezos in New York und Washington D.C., halten selbstbemalte Schilder hoch und schreien „Cut the bullshit, tax the rich“ („Hört auf mit dem Scheiß, besteuert die Reichen“). Am 17. Mai, dem nationalen Tax Day in den USA, demonstrierten zahlreiche Millionär*innen des Vereins „Patriotic Millionaires“ für eine gerechte Besteuerung der Reichen, ohne Steuerschlupflöcher. Unter anderem vor den Häusern des Milliardärs Jeff Bezos.
Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt. Sein Vermögen machte er mit dem Konzern Amazon, der dafür bekannt ist, besonders niedrige Steuern zu bezahlen. 2020 bezahlte Amazon in den USA nur einen Steuersatz von 9,4 Prozent, weniger als halb so viel wie die festgeschriebenen 21 Prozent. Über die letzten drei Jahre hinweg gesehen waren es sogar nur 4,3 Prozent.
Die kürzlich geleakten geheimen Unterlagen der US-Steuerbehörde IRS zeigen, dass nicht nur Amazon, sondern auch Bezos selbst fast keine Steuern zahlte. Während sein Vermögen in dem Zeitraum von 2014 bis 2018 um 99 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, zahlte er nur 973 Millionen US-Dollar Steuern. Das entspricht weniger als einem Prozent des Vermögenszuwachses.
Dies ist weder illegal geschehen, noch ist Bezos der Einzige, der auf sein riesiges Vermögen vergleichsweise kaum Steuern zahlt. In der Recherche von ProPublico werden weitere prominente Namen wie Tesla-CEO Elon Musk, Microsoft-Gründer Bill Gates, sowie Facebook-CEO Mark Zuckerberg und Großinvestor Warren Buffett aufgezählt. Sie alle zählen zu den reichsten Menschen in den USA und sie alle vermeiden Steuern in Millionen- oder Milliardenhöhe.
Schuld daran sei das durchlässige Steuersystem der Vereinigten Staaten, sagt Erica Payne, Präsidentin des Vereins „Patriotic Millionaires“, im Gespräch mit SHEconomy. Der 2010 gegründete Verein setzt sich für die gerechte Besteuerung reicher Amerikaner*innen ein, ohne Möglichkeiten der Steuervermeidung wie Tax-Loss-Harvesting. Der Bezeichnung reiche Amerikaner*innen trifft auch auf die Mitglieder des Vereins zu. Sie sind Millionär*innen, die ihren fair share an Steuern bezahlen und andere Vermögende ebenfalls dazu verpflichten wollen.
Dass die Gruppe genau vor dem Haus von Jeff Bezos demonstrierte und damit viel mediale Aufmerksamkeit generierte, hat keine persönlichen Gründe. „Wir haben nichts gegen Jeff Bezos persönlich,“ so Erica Payne, „Aber er ist das Paradebeispiel dafür, wie idiotisch das US-amerikanische Steuersystem ist.“ Tatsächlich offenbart der Blick auf die bekanntgewordenen Zahlen eine eindeutige Schieflage: Die 25 reichsten Amerikaner*innen besaßen 2018 gemeinsam ein Vermögen von 1,1 Billionen US-Dollar (rund 903 Milliarden Euro) auf das sie im selben Jahr 1,9 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) an Steuern zahlten. Es bräuchte 14,3 Millionen Normalverdienerinnen, um auf ein jährliches Vermögen von 1,1 Billionen US-Dollar zu kommen. Der Unterschied: die Steuern dieser Normalverdienerinnen würden gemeinsam einen Betrag von 143 Milliarden US-Dollar (rund 117 Millionen Euro) ausmachen.
Die Veröffentlichung der geheimen Unterlagen über Einkommenssteuern der Super-Reichen wird die Diskussion um die gerechte Besteuerung wohl wieder anheizen und US-Präsident Joe Biden, sowie Finanzministerin Janet Yellen unter Handlungsdruck setzen.