Das Medizintechnikunternehmen W&H hat zahlreiche Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit ins Leben gerufen und wurde deshalb 2022 mit dem Umweltmanagement-Preis für die Erweiterung des Werks 2 in Bürmoos ausgezeichnet. Welche nachhaltigen Projekte werden im Unternehmen umgesetzt? Und was ist Ihre Aufgabe dabei?
Pamela Polanetz: Ich bin für generelle Themen rund um Nachhaltigkeit zuständig. Den Umweltpreis haben wir damals für ganzheitliche Prozessverbesserungen und den Einsatz neuester Technologien im Zuge der Betriebserweiterungen bekommen. Wir haben die Produktion in Bürmoos zusammengelegt – aus zwei Standorten wurde einer. Dadurch hat sich eine enorme Reduktion der Umweltauswirkungen ergeben. Egal, ob in den Bereichen Material, Abfall, Energie oder bei Prozessen die die Fertigungskette betreffen. Hier wurde zum Beispiel die komplette In-house-Logistik optimiert. Darüber hinaus produzieren wir ausschließlich in Europa. 95 Prozent unserer Lieferanten sind weniger als 800 Kilometer entfernt. Wir setzen in Bürmoos auf 100 Prozent LED-Beleuchtung. Die Wärme- und Kälteversorgung funktioniert bei uns über Grundwasser und 100 Prozent zertifizierten Öko-Strom. Hochwertige Materialien und durchdachte Produktionsprozesse optimieren ganz im Sinne der Nachhaltigkeit die Haltbarkeit und die Lebensdauer unserer Produkte. Und wir haben ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem nach ISO140001 und EMAS.
Daniela Reidl: Ich bin im Facility Management für Bautechnik und Projektmanagement verantwortlich und war beim Neubau von Anfang an dabei. Wir haben versucht, so zu planen, dass wir die Nachhaltigkeit und den Umweltgedanken in allen Entscheidungen immer gleich mitnehmen. Zum Beispiel haben wir die Dachfläche mit PV-Anlagen bespielt. Grundsätzlich würden wir gerne die gesamte Fläche mit PV-Modulen ausstatten, jedoch haben wir als Technikbetrieb am Dach oft nicht die Gegebenheiten dafür. Mit der Werkserweiterung konnten wir das jetzt schlussendlich realisieren. Da sind jetzt 536 Kilowatt Peak drauf. 1.800 Photovoltaikmodule sparen 500 Megawattstunden Strom pro Jahr. Außerdem haben wir in unserer Fertigung eine neue Späneaufbereitung, durch die 98 Prozent des verwendeten Öls wiederverwendet werden können. Wir müssen deutlich weniger Maschinenöl zukaufen, weil wir das so gut recyceln können.
Welche Karrierewege haben Sie zum Medizintechnikunternehmen W&H geführt?
Pamela Polanetz: Mit einem abgeschlossenen Betriebswirtschaftsstudium und dem Schwerpunkt Marketing hatte ich 2018 in diesem Bereich meinen Start. Berufsbegleitend habe ich Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement an der FH Krems studiert. 2021 bin ich dann in die Position der Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagerin bei W&H gewechselt.
Daniela Reidl: Ich bin seit 2015 bei W&H und war von Anfang an im Team Facility Management. Seither war ich jedes Jahr bei Umbauten, Neubauten, Übersiedelungen dabei. Ich bin auch im Umweltmanagement-Team. Wir sind aus unserem Bereich sogar zu dritt. Uns betrifft das Thema Umweltmanagement sehr stark, weil bei uns sehr viele Verbräuche anfallen. Deshalb ist es sehr cool, dass wir die Projekte von Anfang an begleiten dürfen. Dadurch können wir Umwelt und Nachhaltigkeit in der Planung schon mitdenken und müssen nicht im Nachhinein versuchen, etwas umzusetzen. Grundsätzlich ist das Umweltmanagement-Team bereichsübergreifend aufgebaut und vereint somit Expertise aus unterschiedlichen Themengebieten.
Pamela Polanetz: In einem produzierenden Betrieb ist natürlich alles, was Gebäude und Bautechnik betrifft, ein sehr großer Hebel im Bereich der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung. Ebenso wie alles, was Produktionsprozesse betrifft.
W&H Dentalwerk ist ein hochtechnisierter Betrieb. Viele Frauen haben beim Thema Technik immer noch Berührungsängste. War das bei Ihnen anders?
Pamela Polanetz: Für mich persönlich war es schon eine Challenge, in den Bereich hineinzukommen. Zum Glück war mein Studium interdisziplinär, da waren Betriebswirtschaft, Naturwissenschaft und Technik dabei. Das hilft, die Zusammenhänge zu verstehen und sich nicht in Details zu verlieren. Im Grunde ist das, glaube ich, auch ein ganz guter Tipp für Interessentinnen. Es ist wichtig, dass es Personen in Unternehmen gibt, die immer den Überblick bewahren.
Daniela Reidl: Die Baubranche ist schon noch sehr männerlastig. Es wird besser, aber man hat nach wie vor mit Vorurteilen zu kämpfen. Wenn man gut ist in seinem Beruf, weiß, was man kann, und auf seinem Standpunkt bleibt, dann ist das immer eine gute Basis für eine wertschätzende Zusammenarbeit. Wichtig ist, sich nicht verunsichern zu lassen. Man muss sich selbst die Zeit geben und darf auch in die Rolle hineinwachsen. Einfach mal probieren! Wenn man den Job gern und mit Leidenschaft macht, dann schafft man das.