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Baustoffpreise bleiben hoch

Von Holz über Glas bis hin zu Beton – die Kosten für fast jeden Rohstoff, der beim Hausbau benötigt wird, stiegen im Jahr 2021 rasant an. Die UBS Group AG geht davon aus, dass die Rohstoffpreise insgesamt im nächsten Jahr um etwa 10 % steigen werden. Dieser Trend wirkt sich sowohl auf den privaten, als auch auf den öffentlichen Sektor der Baubranche im DACH-Raum aus.

Die Kosten für Rohstoffe sind mit einem Hoch in das Jahr 2021 gestartet und auf ein Niveau gestiegen, das seit Jahren nicht mehr erreicht wurde. „Die wichtigsten Faktoren, die die Rohstoffpreise antreiben, sind die Erholung der Weltwirtschaft und die Beschleunigung der Wiedereröffnungsphase„, sagt Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei der UBS Group AG. China spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für Angebot und Nachfrage nach Rohstoffen. Insbesondere da die Regierung versucht, die Produktion von Schlüsselmetallen wie Stahl und Aluminium zu reduzieren.

Preise im DACH-Raum gestiegen

Die Pandemie hat die Sehnsucht nach dem Eigenheim vergrößert. Was zu einem Boom in der Baubranche führt, der mit steigenden Preisen einhergeht, wie der Baukostenindex der Statistik Austria verdeutlicht. Auch eine Analyse der Bank Austria zu Baukosten zeichnet eine klare Preissteigerung. Dieser zufolge wurde Stahl im österreichischen Großhandel im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 37 Prozent teurer, Schnittholz und Holzplatten um elf Prozent.

In Deutschland sind die Preise für Baustoffe ebenfalls gestiegen. Metallische Sekundärrohstoffe aus Eisen-, Stahl- und Aluminiumschrott wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 70 Prozent teurer. Die Preise für gesägtes und gehobeltes Holz stiegen um knapp 40 Prozent, wie das deutsche Statistikamt mitteilte. Doch nicht nur die gestiegenen Preise könnten Bauherr*innen einen Strich durch die Rechnung machen: Aufgrund der massiv gestiegenen Nachfrage kommt es laut deutschen Branchenvertretern bereits zu Lieferengpässen bei Kunststoff, Holz und Stahl.

Eine Umfrage des Verbands Holzwerkstoffe Schweiz HWS bei Schweizer Händler*innen hat ergeben, dass die Preise der Produkte allein zwischen Ende November 2020 und Ende März 2021 um 10 bis 35 Prozent gestiegen sind. Besonders spürbar war die Teuerung bei Massivholz- und Mehrschichtplatten sowie Leimholz. Die Baubranche findet sich in einer bisher nie dagewesenen Situation wieder. «So was hab ich noch nie erlebt!», sagte Zimmermann Daniel Schärer (51) vor kurzem zu Blick. Er ist Geschäftsführer der Holzbau Schärer Söhne AG in Möriken AG.

Neubau wird 7 Prozent teurer

Was heißt das nun für all jene, die aktuell ein Haus bauen oder gerne eins bauen würden? In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus stecken zwischen 20 und 40 Kubikmeter Holz. Dazu kommen etwa fünf bis sechs Tonnen Bewehrungsstahl. Die Materialkosten sind jedoch nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten eines Hausbaus. Viel stärker ins Gewicht fallen Dienstleistungen. «Der Anstieg des Stahlpreises verteuert den Rohbau insgesamt um etwa zwei Prozent», sagt Matthias Engel (42), Sprecher des SBV. Rechnet man die Teuerung für Holz und alle weiteren Rohstoffe mit ein, ergibt das laut Kressebuch ein Kostenanstieg von rund sieben Prozent für einen Neubau.

Die hohen Rohstoffpreise haben bisher noch keine flächendeckenden Baustopps ausgelöst. Doch Bauherr*innen müssen sich auf Komplikationen einstellen. Holz, Stahl, Dämmmaterial – Baustoffe sind derzeit knapp und werden immer teurer. Konstruktionsvollholz etwa verteuerte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Mai 2021 um 83,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Dachlatten um 45,7 Prozent und Bauholz um 38,4 Prozent. Auch die Stahlpreise trieben die Kosten auf dem Bau in die Höhe. Da die Rohstoffpreise weltweit weiter ansteigen, wird der Druck auf die Bauunternehmen, ihre Kosten zu erhöhen, wahrscheinlich noch stärker werden.

Wie Bauunternehmen mit Beschaffungspreisrisiken umgehen

Da die Gewinnspannen gering und die Vorlaufzeiten für Bauprojekte lang sind, müssen Bauunternehmen die Preisentwicklung bei Baumaterialien genau verfolgen und Absicherungsmaßnahmen ergreifen, um Verluste zu minimieren. Die Verwendung einer Preisgleitklausel ermöglicht es den Auftragnehmer*innen, Preissteigerungen bei der Beschaffung an Kund*innen weiterzugeben. Dies wird vor allem bei größeren Infrastrukturprojekten und Nichtwohnungsbauprojekten angewandt. Preisklauseln auf dem Wohnungsmarkt, wo die Kunden oft private Verbraucher*innen sind, sind schwieriger zu erreichen und daher nicht üblich.

Auftragnehmer*innen können die Baustoffe auch erst direkt bei Abschluss des Bauprojekts beschaffen. Damit sichern sie sich den kalkulierten Beschaffungspreis zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses. Auch eine Absicherung mit einem Rohstoff-Future ist eine Option. Doch Preisfutures gibt es zwar für einige Rohstoffe, nicht aber für die Halbfertigprodukte, die Bauunternehmen häufig verwenden. Außerdem müssen die Laufzeit des Futures und der Betrag übereinstimmen. Die „perfekte Absicherung“ mit Warentermingeschäften zu finden, könnte daher eine Herausforderung sein. Futures sind außerdem komplizierte Finanzprodukte, die ständig überwacht werden müssen. Die letzte Möglichkeit ist, „es so zu nehmen, wie es ist“. Dies hat den Vorteil, dass es dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft, da es das Preisrisiko des Kunden übernimmt. Allerdings wird der Gewinn dadurch unbeständig.

Preisrückgänge erst mit 2022 zu erwarten

Auch im öffentlichen Bereich sei mit Folgen zu rechnen. Die steirische Sparte Gewerbe und Handwerk fordert daher eine weitere Verlängerung der Fertigstellungsfristen bei der Errichtung von Betriebsgebäuden, die mit Investitionsprämien unterstützt werden. Das würde den Druck aus der gegenwärtigen Lage etwas herausnehmen. Zusätzlich appelliert Spartenobmann Hermann Talowski an die öffentlichen Auftraggeber*innen, veränderliche Preise bei den Ausschreibungen zuzulassen, bis sich die Situation wieder entspannt. Ein weiteres Problem, das sich anbahnt: Bei der aktuellen Entwicklung könnte der geförderte, soziale Wohnbau zum Erliegen kommen. Man müsse deswegen auch die Förderrichtlinien anpassen.

Es wird mindestens bis zum Sommer 2022 dauern, bis mit einem Preisrückgang bei einigen Baustoffen, insbesondere bei Beton, Ziegeln und Zement, gerechnet werden kann. Infolgedessen erwarten viele europäische Hersteller, dass sie ihre Produktionspreise weiter anheben werden. Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission im Juli gaben etwa 40 % der Lieferanten von Beton, Zement und Ziegeln an, dass sie mit weiteren Preiserhöhungen rechnen. Bei Holz und Stahl ist der Prozentsatz der Unternehmen, die mit einer Erhöhung der Verkaufspreise rechnen, sogar noch höher. Dennoch sieht es so aus, als sei die Hochphase für diese Produkte vorbei, aber der Arbeitskräftemangel und die unsichere Entwicklung der Delta-Variante könnten die Stabilisierung oder die Anpassung der Preise nach unten ebenfalls verzögern.

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