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Wie Frauen weltweit Karriere machen

Bettina Al-Sadik-Lowinski, Wirtschaftswissenschaftlerin, Autorin und Executive Coach, hat 110 Topmanagerinnen aus Deutschland, Frankreich, Russland, China und Japan in einer globalen wissenschaftlichen Untersuchung interviewt und sie nach ihren Erfolgsrezepten, Hindernissen und Sprungbrettern gefragt.

Regelmäßig publiziert sie ihre Erkenntnisse auf SHEconomy.media. Heute im Fokus: Eine Typologie der Karrierewege von internationalen Topmanagerinnen als Orientierungsmuster für qualifizierte Frauen im Management

Karrierewege und Karrieremuster von erfolgreichen Frauen, die bereits die Spitzen von Unternehmen erreicht haben, können andere Frauen inspirieren und sie darin unterstützen, ihre Karrieren strategischer zu planen.

Es gibt fünf Karrieremuster für Frauen im Senior Management:

Bounded  – Unbounded global – Stop and Go – Flexible hoppers – Lean on and move up.

Diese fünf Karrieretypen sind Ergebnis der wissenschaftlichen internationalen Forschung.

Die Untersuchung analysiert, dass die Mehrheit der Topmanagerinnen ihre Karrieren durch lokale Unternehmenswechsel oder den globalen Wechsel von Arbeitgebern aufbaut. Die weiblichen Rollenvorbilder besitzen eine starke Karriereorientierung und verfolgen unabhängige, eigenverantwortliche Karrieren. Die Familienorientierung der Mehrheit der Frauen ist ihrer primären Rolle als Managerin untergeordnet.

Es gibt für Managerinnen weltweit also nicht nur ein Karrieremuster oder den einen richtigen Karrierepfad. Von den fünf Karrieretypen, die hier beschrieben werden, dominieren drei. Die Flexible Hoppers stehen für 44 % der gesamten Gruppe, gefolgt von den Unbounded Global (28%) und Stop-and-go Frauen (17%).

Flexible Hoppers- Frauen, mit rein lokalen Karrieren im eigenen Land, die sich durch gezielte, häufige Unternehmenswechsel an die Spitzen katapultieren. 

Mit 44 % ist dieses die größte Gruppe der internationalen Untersuchung. Sie zeigen in ihren Karriereverläufen vier bis zu neun unterschiedlichen Unternehmen und haben eine starke Mobilität zwischen verschiedenen Arbeitgebern, die sie entsprechend der Aufstiegsmöglichkeiten auswählen. Die Fexible Hoppers sind nicht langfristig an einen Arbeitgeber gebunden. Diese Frauen suchen nach Herausforderungen und wollen in ihrer Karriere weiterkommen, sprich hierarchisch nach oben. Dementsprechend wechseln sie Arbeitgeber, wenn diese ihnen Aufstiegschancen bieten. Ihre Mobilität gilt innerhalb ihres Heimatlandes, innerhalb dessen dem viele von ihnen für einen neuen Job umziehen. Diese Frauen suchen geradezu nach Herausforderungen und wollen so viel und so schnell wie möglich lernen.

Unbounded global – Die zweitgrößte Gruppe des Forschungspools (28%) sind Frauen, die ihre Karrieren auch im Ausland verfolgen und sowohl Land wie auch Unternehmen mehrfach wechseln.

Die Karrierewege sind gekennzeichnet durch einen flexiblen Wechsel von Unternehmen und Ländern, gerade in den ersten zehn bis fünfzehn Jahren des Aufstieges. Flexibilität umfasst auch die Nationalität des Headoffices der gewählten Firma. Frauen in dieser Gruppe planen ihre Karrieren durchdacht strategisch und reflektieren ihre Karriereambitionen und – ziele sehr ausführlich.

Stop-and-Go – machen holistische Karriereentscheidungen, in die sie andere Aspekte wie Partnerschaft und Familie häufiger einbeziehen als die anderen Gruppen.

Auch Spitzenmanagerinnen in dieser Gruppe (17%) treffen ihre Karriereentscheidungen aus einer starken intrinsischen Motivation heraus autonom und legen Wert auf lebenslange Weiterentwicklung. Jedoch akzeptieren sie Seitenschritte, laterale Phasen und Pausen mit Rücksicht auf Familie und Partner. Die meisten der Frauen in dieser Gruppe wollen bestimmte Aspekte der Kindererziehung bewusst nicht delegieren. Auch die Stop-and-Go Frauen machen Auslandserfahrungen und wechseln ihre Unternehmen. Es ist erstaunlich, dass keine deutsche Frau entsprechend der Kriterien in diese Gruppe typisiert wurde. Aufgrund der noch geringen Beteiligung an Frauen im Seniormanagement und der hohen Teilzeitrate in Deutschland, hätte man vermuten können, dass hier viele deutsche Frauen zu finden sein würden. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Hypothese zu diesem Ergebnis ist, dass gerade Frauen in Umfeldern mit noch wenigen Frauen im Seniormanagement keine Stop-and-go Karrieren verfolgen können, wenn sie in das Top Management aufsteigen wollen.

Bounded – Diese Gruppe umfasst Frauen mit traditionellen, hierarchischen Karriereverläufen, die an ein einziges Unternehmen gebunden sind.

Nur sieben Prozent der Gesamtgruppe findet sich in dieser Gruppe wieder. Die Karrieren der Frauen zeichnen sich aus durch eine starke Bindung an ihre Unternehmen und kann sowohl lokal als auch international verlaufen. Frauen in dieser Gruppe zeichnen sich aus durch eine hohe interne Flexibilität bei gleichzeitiger Adaptationsfähigkeit für die Belange ihres Unternehmens. Sie haben ein hohes Maß an Verständnis für die Entscheidungsprozesse und das Machtgefüge in ihrem Unternehmen und können dieses Wissen für den eigenen Weg strategisch nutzen. 

Lean on and move up – richten ihre Karrieren stark nach Mentoren und Sponsoren aus.

Die kleinste Typologie Gruppe mit nur vier Prozent ist eine Nischengruppe dieser Untersuchung. Einige folgen ihren Mentoren*innen bei Unternehmenswechseln. Sie folgen bei Karriereentscheidungen dem Rat ihrer Mentoren*innen und richten sich nach ihnen aus. Ihre Karrieremotivation ist eher extrinsisch geprägt. 

Deutsche Topmanagerinnen gehören mehrheitlich zu der Gruppe der Unbounded Global Frauen, die weltweite Karrieren verfolgen und mehrfach in das Ausland umziehen. Daneben sind über vierzig Prozent der deutschen Frauen Flexible Hoppers, die Karrieren gezielt durch Unternehmenswechsel aufbauen und dahin gehen, wo Chancen warten. Das impliziert auch, dass sie der gläsernen Decke und möglichen Diskriminierungen mit der Wahl von Unternehmen begegnen, die gleichwertige Chancen für Frauen und Männer bieten. Für Unternehmen in Deutschland bedeuten diese Erkenntnisse, dass sie in der Zukunft im Kampf um die besten Talente weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um talentierte Frauen zu gewinnen und zu binden.

Die Typologie der internationalen Karriereverläufe und-muster kann in systemischen Coaching Prozessen eingesetzt werden, die speziell auf die Belange von Frauen ausgerichtet sind, die eine Managementkarriere planen oder verfolgen. Das Global Women Career Lab bietet Mentor-Coaching für ausgewählte qualifizierte Frauen aus dem Management basierend auf den Ergebnissen der globalen Untersuchung an. Die neue Gruppe, die von der Vorständin Britta Bomhard begleitet wird, startet im September 2021. Mehr Informationen hierzu über die Autorin: Dr. Bettina Al-Sadik-Lowinski, alsadik@bas-coaching.com.

Zur wisschenschaftlichen Studie:

Die Typologie der Forschung von Dr. Bettina Al-Sadik-Lowinski analysiert die Muster, nach denen weibliche Rollenmodelle weltweit ihre Karrieren aufbauen und die Merkmale und Charakteristika, die die Frauen im Hinblick auf eine Führungsrolle Management beschreiben. Die Spitzenmanagerinnen unterscheiden sich durch die verfolgten Karrierepfade und verschiedenen Karrieredeterminanten, wie z.B. den Einfluss von Familie, Mentoring und Networking, wie auch die individuelle Motivation. Die fünf Karrieretypen, die Ergebnis der globalen Untersuchung sind, stehen exemplarisch für typische Karriereverläufe und -muster von sehr erfolgreichen Managerinnen aus verschiedenen Nationen und Umfeldern.

An der wissenschaftlichen qualitativen Untersuchung nahmen 110 Topmanagerinnen aus fünf Nationen- Russland, China, Frankreich, Japan und Deutschland- teil. Die Karrierewege dieses Pools erfolgreicher Managerinnen umfassen 500 Unternehmen weltweit und mehr als 21 Länder. Ergebnis der Auswertungen sind fünf Karrieretypen von Frauen in Top Führungsfunktionen aus verschiedenen Nationen. Mehr zu den Ergebnissen können interessierte Leser hier erfahren „Typology of career paths of international top women managers, Cuvillier, 2021“: https://cuvillier.de/de/shop/publications/8457-typology-of-career-paths-of-international-top-women-managers-global-orientation-pattern-for-qualified-women-in-management (mit Zusammenfassung auf Deutsch).

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