Nachhaltigkeit liegt stark im Trend. Das ist natürlich gut, weil dadurch mehr Bewusstsein für den Klimaschutz geschaffen wird. Aber es gibt auch eine Schattenseite: Sie besteht darin, dass viele Unternehmen sich durch die Kund:innenwünsche gezwungen sehen, grüne Markenbotschaften auszusenden – und zwar auch dann, wenn ihre Produkte dem Nachhaltigkeitsanspruch gar nicht genügen. Diese Art des Marketings hat einen Namen: Greenwashing. Aber woran erkennt man, ob die Ware, die man bestellen will, wirklich umweltverträglich ist?
1. Auf Formulierungen achten
Bezeichnungen wie „Nachhaltig“, „natürlich“ und „kontrolliert“ hören sich gut an. Geschützte Begriffe sind „biologisch“, „ökologisch“, „kontrolliert biologisch” bzw. „kontrolliert ökologisch“, „biologischer“ bzw. „ökologischer Landbau“. Sie stehen üblicherweise mit einem kontrollierten Gütesiegel in Verbindung.
2. Gütezeichen nachchecken
Willkommen im Zertifizierungs-Dschungel: Alleine in Österreich gibt es mehr als 200 Gütesiegel sowie Güte-, Marken- und Qualitätszeichen. Laut einer Greenpeace-Analyse sind allerdings rund ein Drittel nicht, nur bedingt oder wenig vertrauenswürdig. Auf greenpeace.at findet man unter dem Suchbefehl „Greenwashing“ eine Bewertung gängiger Gütezeichen, auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) führt regelmäßig einen Greenwashing-Check durch. Via konsument.at können auch Verdachtsfälle gemeldet werden.
3. Auf den Preis schauen
Ökologische Artikel sind zumeist aufwendiger und daher teurer in der Herstellung. Kostet ein als nachhaltig beworbenes Produkt dennoch nicht mehr als jene aus nicht-nachhaltiger Produktion, darf man ruhig stutzig werden. Ist der Verarbeitungsprozess wirklich umweltfreundlich? Werden faire Löhne gezahlt? Umgekehrt ist ein höherer Preis noch kein Grün-Garant. Deshalb: Immer auch das Kleingedruckte auf der Verpackung lesen.
4. Bei Vergleichen aufhorchen
Auch das kleinere Übel ist ein Übel. Ein beliebte Grünwäscher-Methode besteht darin, auf die Perspektive des Konsumenten Einfluss zu nehmen – etwa, indem man ein Produkt mit einem anderen, noch weniger umweltfreundlichen vergleicht. Dadurch soll Ersteres in einem besseren Licht erscheinen. Nur: Wirklich aussagekräftig ist das nicht.
5. Die Relevanz prüfen
Ein weiterer lustiger Schmäh, auf den man hineinfallen kann: Wenn etwas damit geworben wird, dass eine ohnehin verbotene Substanz nicht enthalten ist – beispielsweise „FCKW-frei“ bei Kühlschränken. Solche Aussagen sind dann zwar wahr, aber im Grunde genommen irrelevant.
6. Nicht ablenken lassen
Verpackungen in grüner Farbe oder im „Altpapier“-Look und hübsche Naturbilder werden gerne eingesetzt, um Waren umweltfreundlich wirken zu lassen – und verbrauchen manchmal gerade dadurch mehr Rohstoffe, etwa, wenn es sich um Umverpackungen handelt. Ebenfalls ein beliebtes Ablenkungsmanöver: „Green“-Kampagnen, die keinerlei Bezug zum angebotenen Produkt haben. Es ist zwar nett, wenn der Hersteller eines Wegwerfartikels ab und zu Bäume pflanzt, nur: der Müllberg wird dadurch leider nicht kleiner.
7. Sich Fragen stellen
Kann ein Einmalprodukt besonders umweltfreundlich sein? Ist der Bereich, mit dem ein Unternehmen für gelebte Nachhaltigkeit wirbt, sein Kerngeschäft? Ist die gesamte Produktpalette „grün“ oder nur ein sehr kleiner Teil des Sortiments? Gibt es in anderen Bereichen Kontroversen, in die das Unternehmen verwickelt ist? Ist angepriesene Emissionsfreiheit durch Kompensation wirklich glaubwürdig? Findet man nachvollziehbare Informationen, die öffentlich einsehbar sind? Wer an der grünen Oberfläche kratzt, stellt häufig fest, dass es mit der Nachhaltigkeit nicht weit her ist.
Bleiben immer noch Fragen offen?
Dann kann es sinnvoll sein, das Unternehmen direkt um Antworten zu ersuchen – indem man beispielsweise eine E-Mail schickt. Je nachdem, wie die Rückmeldung ausfällt und ob überhaupt eine erfolgt, kann man Rückschlüsse darauf ziehen, wie ernst der Kund:innenwunsch nach Nachhaltigkeit genommen wird.
Man kann aber auch ein Posting in den sozialen Medien verfassen und durch die Öffentlichkeitswirksamkeit die Chance auf eine klare Antwort erhöhen. Oder man kontaktiert eine Verbraucher- oder Umweltschutzorganisation, die den jeweiligen Händler oder Produzenten möglicherweise bereits unter die Lupe genommen hat – oder einem dabei hilft, es selbst zu tun.
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