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Was geht, Österreich?

In ihrem ersten Buch schreibt Eva Reisinger über ihre Jugend im oberösterreichischen Nirgendwo. Sie setzt sich kritisch-satirisch mit ihrem Herkunftsland auseinander und schafft es, Österreich für Außenstehende etwas verständlicher zu machen.

„Österreich ist ein Schnitzel. Zumindest von oben betrachtet,“ stellt Eva Reisinger zu Beginn des Kapitels B wie Bundesländer fest. Vorherige Abschnitte betitelt sie mit A wie Amen oder B wie Ball, später folgen etwa W wie Wiederbetätigung und Y wie Yippie, Ibiza! In der alphabetischen Anordnung der Kapitel sieht Reisinger eine österreichische Lösung, schließlich wollte sie Jörg Haider ebenso ein eigenes Kapitel zugestehen wie dem Kaffeehaus und der Kaiserschmarren darf auch nicht fehlen.

In ihrem Debüt-Buch „Was geht, Österreich?“ versucht die 29-jährige Journalistin häppchenweise zu erklären, was Österreich ausmacht und warum das Land eben so ist, wie es ist. In ihrer Zeit in Berlin als Österreich-Korrespondentin für zett.de, das Jugendmagazin der ZEIT, war sogar die schlagfertige Reisinger oft ratlos, wenn Kolleg*innen sie fragten, warum der Rechtsextremismus innerhalb einer Partei denn schon wieder als Einzelfall abgetan werde.

Die österreichische Mentalität hat viele Facetten. So zeichnet die Autorin einerseits das Bild der charmanten österreichischen „Wurstigkeit“, zeigt aber auch ihre Gefahren auf, wenn etwa bei häuslicher Gewalt gegen Frauen weggeschaut wird. In Kapiteln wie V wie Vaterland schlägt Reisinger ernste Töne an und lockert die Stimmung anschließend wieder mit einem ABC der österreichischen Begrüßungen (Habidere!).

Ihr Buch stelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit, betont Reisinger an mehreren Stellen, es sei unmöglich das ganze Land auf 288 Seiten darzustellen. Die messerscharfen Analysen der österreichischen Politik haben jedoch Hand und Fuß und die humorvollen Anekdoten aus Reisingers Landjugend unterhalten sogar die grantigsten Wiener*innen. Österreicher*innen werden sich an einigen Stellen dieses Buchs wiedererkennen und können von dem kritischen Blick auf ihr Land profitieren. Deutsche und Schweizer Leser*innen werden nach der Lektüre den schnitzelförmigen Nachbarn vielleicht ein wenig besser verstehen.

 

Fotomaterial© Lukas Gansterer

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