StartBusinessEntrepreneurUnternehmensnachfolge: "Vernetzung schafft Blick über den Tellerrand"

Unternehmensnachfolge: „Vernetzung schafft Blick über den Tellerrand“

Der Familienbetrieb ist für Veronika Kamm, Mitglied der Geschäftsführung der Huber Technik GmbH ein Herzensprojekt, Produkte rund um "Kuhkomfort" stehen dabei im Mittelpunkt. Was sie gemeinsam mit ihrer Schwester anders macht als ihre Eltern und wie sie der Schnelllebigkeit im Business begegnet.

Sie sind Familienunternehmerin in 4. Generation – gemeinsam mit Ihrer Schwester führen Sie die Firma Huber Technik in Erding mit mehr als 100 Angestellten. Unter dem Stichwort #Kuhkomfort geht es bei Ihnen neben Gummi-Erzeugnissen, beispielsweise landwirtschaftliche Kuhstallmatten, auch um Fördertechnik für verschiedene Industrien und Einsatzzwecke. Was fasziniert sie daran?

Zunächst einmal unsere Geschichte. Von kaputten Reifen, die meine Urgroßeltern als Taxifahrer repariert haben, über die Vulkaniseur-Arbeiten meines Opas bis hin zur heutigen Fördertechnik und eben den modernen Gummimatten für Kühe. Ich bin in diesem Unternehmen groß geworden, und bin überzeugt von dem, was wir tun – und von unserer Größe. Mit meiner Schwester und den Beschäftigten, die wir ja alle persönlich kennen, den Familienbetrieb gemeinsam voran zu bringen und zu sehen, was wir alles schaffen, das fasziniert mich.

War es denn schon immer klar, dass Sie den Betrieb übernehmen?

Für unseren Bruder schon (lacht) – mein Ziel war es nicht von Anfang an. Allerdings hätte ich das Unternehmen auch nie in andere Hände geben können, es gehört einfach zu uns.

Wie bringen Sie Innovationen voran?

Wir sprechen direkt mit den Zwischenhändlern und den Kunden, was gebraucht wird. Es entstehen neue Märkte, und die Nachfrage verschiebt sich – indem wir im Gespräch bleiben, können wir darauf reagieren. Das ist wichtig, denn wir haben viel Konkurrenz – von Asien bis Oberbayern.

Welche Herausforderungen machen Ihnen gerade am meisten zu schaffen?

Die neue Schnelllebigkeit ist für uns, aber eben auch für die langjährigen Mitarbeitenden nicht so leicht. Hat ein ERP-System früher 20 Jahre lang einfach funktioniert, gibt es inzwischen halbjährliche Updates und damit Änderungen. Das erfordert ein anderes Mindset und eine andere und neue Herangehensweise. Auch für mich selbst ist es schwieriger geworden, am Ball zu bleiben.

Wie gelingt Ihnen das? Mit wem tauschen Sie sich aus?

Durch viele Webinare und Veranstaltungen, die von unterschiedlichen Trägern angeboten werden. Auch engagiere ich mich im Regionalausschuss der IHK. Hier bilde ich mich auch gezielt weiter. Vor allem aber pflege ich den Kontakt zur UnternehmerTUM, dort finde ich immer die richtigen Ansprechpartner. Vor einem Jahr habe ich am Programm „NextGen4Bavaria“ teilgenommen, ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der UnternehmerTUM (Anm der Redaktion.: eines der größten Innovations- und Gründerzentren in Europa) und dem Bayerischen Digitalministerium. Hier kommen Firmennachfolger zusammen und dieser Austausch auf Augenhöhe ist großartig.

Warum sind Ihnen diese Kontakte besonders wichtig?

Wir alle teilen ähnliche Herausforderungen rund um das Thema Unternehmensnachfolge. Die wenigsten Unternehmerinnen und Unternehmer haben ja im Freundeskreis Menschen, die ähnliche Situationen zu meistern haben. Über das Programm, bzw. die heutigen Alumni-Treffen, können Sorgen und Probleme teilen, aber eben auch gemeinsam zu schnellen innovativen Ideen und Lösungen kommen. Meine Schwester macht nun im dritten Jahrgang mit.

Mit Blick auf Ihre, aber auch die Erfahrungen der anderen Teilnehmenden bei NextGen4Bavaria, welche Tipps würden Sie gern weitergeben?

1) Vernetzt Euch mit Gleichgesinnten, nur so gelingt der Blick über den Tellerrand.

2) Hier kann ich nur für mich sprechen, aber ein strukturierter, geplanter Übergang macht sicher Sinn – bei uns hat sich vieles aus dem operativen Geschäft heraus entwickelt.

3) Die Eltern müssen irgendwann das Zepter komplett übergeben, sonst kann sich die nächste Generation nicht weiterentwickeln. In unserer Familie herrscht zum Glück großes Vertrauen in unsere Fähigkeiten.

Was machen Sie denn anders, als Ihre Eltern?

Vieles (lacht). Meine Schwester und ich sind sehr stark im operativen Geschäft eingebunden. Das wird sich mit der Zeit wahrscheinlich ändern. Und einige Zuständigkeiten haben sich ganz von allein ergeben. Ich kümmere mich inzwischen neben Personal auch um die Finanzen und den Vertrieb unserer Kuhstallmatten, während meine Schwester neben dem Maschinenbau u.a. die IT und alles Rechtliche verantwortet.

Und was möchten Sie gern von Ihren Eltern übernehmen?

Meine Kindheitserinnerungen rund um den Betrieb waren immer positiv, meine Eltern haben uns Probleme nie spüren lassen. Wir standen auch klar an erster Stelle, es gab keine Absagen von wichtigen Terminen wegen der Firma. Vielleicht bin ich deshalb so optimistisch.


Das nächste Format von NextGen4Bavaria startet am 13.3.25. Interessierte Nachfolgende in Familienunternehmen können sich bereits bewerben.

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