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Startup der Woche: myBioma

Das Startup myBioma wurde 2018 von Dr. Barbara Sladek und Dr. Nikolaus Gasche gegründet. Gemeinsam arbeiten sie daran, das diagnostische Potenzial des Darmmikrobioms nutzbar zu machen. Kurz nach der Gründung folgte das erste Produkt, bei dem Bakterien mittels DNA-Sequencing untersucht werden. Durch die daraus resultierenden Informationen, erfahren Kund*innen wie sie Ihre Lebensqualität verbessern können.

Über 1000 verschiedene Bakterienstämme und über 30 Billionen Mikroorganismen finden sich im Darm eines jeden Menschen. Der Begriff „Mikrobiom“ umfasst alle Bakterien, Pilze, Viren, Archaeabakterien und deren genetische Informationen. Damit wir uns fit und gesund fühlen können, muss eine ausgewogene Zusammenarbeit zwischen Darm und Bakterien bestehen. Im Gespräch mit Dr. Nikolaus Gasche erfahren wir mehr über die Analyse des Mikrobioms und die Unternehmensgründung als diverses Team.

Herr Gasche, worum geht es in Ihrem Startup und welches Problem lösen Sie damit?

Unsere Firma, Biome Diagnostics GmbH, hat mit myBioma die erste wissenschaftlich-fundierte Darm-Mikrobiom-Analyse für alle Menschen im europäischen Raum zugänglich gemacht. Basierend auf Next-Generation Sequenzierung und fortschrittlicher Bioinformatik haben wir einen Darmflorascan entwickelt, der alle Bakterien und deren Funktionen im Darm identifizieren kann. Der stuhlbasierte Test ermöglicht es, die Ursachen für Darmbeschwerden und Immunschwächen schnell zu erkennen. Weiters ist ein Medizinprodukt zum besseren Management von Therapien bei KrebspatientInnen in Entwicklung.

Was war die größte Hürde, die Sie bei der Gründung gemeistert haben?

Einerseits war es für uns ein riesiger Meilenstein erste Investoren von unserer Idee zu überzeugen und so finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben, um die Entwicklung unseres Tests voranzutreiben und die Firma inklusive Angestellten und Büro aufzubauen. Andererseits musste der komplette Prozess von Kitproduktion, Logistik bis hin zur bioinformatischen Auswertung, Berichtgenerierung und Vermarktung aufgesetzt werden.

Können Sie sich vorstellen warum von Frauen gegründete Startups noch immer weniger Fundings bekommen, als von Männern gegründete Startups?

Frauen als Gründerinnen sind genauso qualifiziert wie Männer. In unserem Fall sehen wir, dass die Kombination von Frau Sladek und mir einen großen Teil zu dem Erfolg unseres Unternehmens beigetragen hat. Durch unsere verschiedenen Expertisen und unterschiedlichen Zugänge an Problemstellungen ergänzen wir uns hervorragend. Für uns hat ein geschlechter-gemischtes Günderteam bisher nur Vorteile gebracht. Ob von Frauen gegründete Start-Ups weniger Funding erhalten, kann ich nicht einschätzen. Fest steht jedoch, dass vor allem der österreichischen GründerInnen-Szene mehr gemischte Gründer-Teams beziehungsweise mehr weibliche Gründerinnen einen Vorteil bringen würden.

Wie ergänzen Sie und Frau Sladek sich im Arbeitsalltag?

Unsere Aufgabenbereiche sind auf Basis unserer Ausbildung und Interessen aufgeteilt. Frau Sladek ist insbesondere für den finanziellen und wissenschaftlichen Teil im Unternehmen zuständig. Durch ihre naturwissenschaftliche Ausbildung an der University von Oxford bringt sie die notwendige wissenschaftliche Expertise mit, sowie durch ihre Arbeitszeit bei Siemens Healthineers und im Rahmen ihres MBAs hat sie sich mit wirtschaftlichen Themen vertiefend auseinandergesetzt. Aufgrund meiner medizinischen Ausbildung an der Medizinischen Universität Graz und als Serial Entrepreneur mehrfach gesammelten technischen Erfahrung, fokussiere ich mich auf die Produktentwicklung sowie die dahinterliegenden Regulierungen und Qualitätsstandards. Vor allem für das entstehende Medizinprodukt ist hier eine Verschränkung von technischer Expertise mit medizinischem und wissenschaftlichem Know-How entscheidend.

Wie sind Sie mit der Entwicklung Ihres Unternehmens zufrieden?

Über die letzten Jahre mussten wir als Unternehmen zahlreiche Hürden überwinden. Vor allem die Covid-Pandemie hat uns anfänglich vor neue Herausforderungen gestellt, wie zum Beispiel Änderung unserer Arbeitsweise (hin zu agile und lean), Flexibilität mit Lieferanten und Herausforderungen im täglichen Umgang mit unseren KundInnen. Rückblickend hat uns das als Team zusammengeschweißt und gestärkt. Durch unsere koordinierte Teamarbeit war es uns sogar möglich während der letzten Monate unseren Umsatz zu vervielfachen. Zusätzlich sind wir 2020 zum weltweit ersten Unternehmen im Mikrobiombereich nach ISO 13485 und ISO 9001 zertifiziert worden. Darauf sind wir sehr stolz.

Wo soll die Reise noch hingehen?

Wir arbeiten derzeit an der ersten Mikrobiom-Diagnostik für den Krebsbereich und haben diesbezüglich Anfang dieses Jahres eine österreichweite Studie gestartet. Ziel ist es die Komplexität des Mikrobioms zu entschlüsseln und für die Beurteilung von komplizierten Krebstherapien zu nutzen. So möchten wir einen großen Schritt Richtung personalisierter Medizin setzen.

Welche drei Eigenschaften helfen Ihrem Unternehmen dabei, erfolgreich zu sein?

Diversität – Unsere größte Stärke ist unser diverses Team nicht nur bezogen auf Geschlecht, Alter und Herkunft, sondern auch auf die unterschiedlichsten Expertenbereiche, von Bioinformatik bis hin zu Marketing-Automatisierung.

Hartnäckigkeit – Wir konnten viele Hürden nur dadurch überwinden, dass wir als Team konstant an einem Strang gezogen haben.

Vorausdenken – ohne unser Bauchgefühl wären wir nicht auf myBioma gekommen. Damals war das „Mikrobiom“ großteils ein unbekannter Begriff. Es freut uns, dass wir durch unsere Arbeit die Relevanz der Darmbakterien für unsere Gesundheit noch mehr aufzeigen können.

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Es freut mich, dass in der Startup-Landschaft bereits viel Awareness dazu geschaffen wird und ein Fokus auf Förderungen explizit für Frauen gesetzt wird. Für besonders wichtig halte ich es zusätzlich, dass bereits in der Kindheit und der Schulbildung keine gendertypischen Rollenbilder vermittelt werden und stattdessen aufgezeigt wird, dass Frauen in bisher männerdominierten Bereichen erfolgreich sind. Mädchen sollen ebenso wie Buben angeregt werden sich mit Technik und Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Außerdem wünsche ich mir, dass in Schulen vermehrt die Grundzüge der Unternehmensgründung erklärt werden und das Interesse an der eigenen Firma geweckt wird.

Leider hat die Covid-Pademie gezeigt, dass sehr schnell alte Rollenbilder wieder in den Vordergrund rücken. Vor allem im 21. Jahrhundert ist so ein Trend schockierend. Hier müssen wir vereint zusammenarbeiten, dass solche Kluften nicht vermehrt entstehen können und es zu echter Gender Equality kommt.

 

Mehr über myBioma erfahren Sie hier:

www.mybioma.com

Fotomaterial© Eccli

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