»Sie brauchen eine Glock!«, sagt Tommy Lee Jones als Marschall im US-Blockbuster »Auf der Jagd« – und nimmt dem Secret-Service-Agenten seine Waffe ab. Tatsächlich ist Glock nicht nur Ausstatter von insgesamt zwei Drittel aller US-Polizisten, sondern auch als internationaler Player beim Law Enforcement ein Begriff. Seit sieben Jahren ist Kathrin Glock Aufsichtsrätin beim Welt- und
Technologieführer im Bereich der Pistolen – die Top-Managerin über Innovation, Verantwortung und den eigenen Weg an die Spitze eines Weltkonzerns.
Frau Glock, wie ist es, in einem Konzern mit mehr als 1.200 ArbeitnehmerInnen in Österreich und 482 Millionen Umsatz Verantwortung zu tragen?
Natürlich ist das eine große Verantwortung. Es erfüllt mich mit großem Stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein.
Seit sieben Jahren agieren Sie als Aufsichtsrätin in der Glock GmbH. Was hat sich seit 2012 im umsatzmäßig stärksten Unternehmen der Gruppe getan?
Wir haben seither mehr als 30 neue Pistolenmodelle auf den Markt gebracht und konnten deutlich Marktanteile und viele neue Kunden gewinnen. Es ist uns gelungen, den Umsatz dadurch mehr als zu verdreifachen, und die Zahl der MitarbeiterInnen hat sich mehr als verdoppelt. Aktuell beschäftigt die Glock-Unternehmensgruppe in Österreich 1.200 und weltweit insgesamt 1.800 MitarbeiterInnen. Mit der Produktion in den USA und der Slowakei haben wir auch die Internationalisierung des Unternehmens deutlich vorangetrieben.
Welche Aufträge an Ihren Konzern sind besonders bemerkenswert?
Aufgrund der stetigen und konsequenten Innovationskraft unserer angebotenen Produkte gewinnen wir weltweit die meisten Ausschreibungen. Einige Beispiele dafür sind etwa die Customs and Border Protection in den USA, die Polizei von Rio de Janeiro, die Singapore Police Force sowie die Polizei von Sachsen-Anhalt. Gerade haben wir die Ausschreibung der São Paulo Military Police für die Lieferung von 50.000 Pistolen gewonnen. Das ist der größte Südamerika-Auftrag in unserer Firmengeschichte. Und es ist natürlich besonders erfreulich, wenn der Gouverneur des größten brasilianischen Bundesstaates bei der offiziellen Präsentation die Glock als die beste Pistole der Welt bezeichnet. Aber auch unser Bundespräsident wird von seinem Sicherheitsteam mit Glock-Pistolen beschützt.
Ihr Mann Gaston Glock hat mit seiner Entwicklung der Glock 17 in den 80er-Jahren die Branche revolutioniert und Glock zur weltweit beliebtesten Behördenwaffe gemacht. Tradition und Innovation werden im Konzern gleichermaßen groß geschrieben. Ist das ein Geheimnis des kontinuierlichen Erfolges?
Ja, wobei ich für den Markterfolg die Bedeutung der Innovation sogar noch stärker betonen würde. Unsere Kunden erwarten sich stets höchste Qualität, Zuverlässigkeit und Präzision. Ohne ständige Innovation wäre es nicht möglich, die Marktführerschaft zu bewahren.
Glock stellt seit 40 Jahren Sicherheitstechnik auf höchstem Niveau her. Wie sehen Sie sich mit Ihrem Konzern gegen die internationale Konkurrenz aufgestellt?
Wir sind Weltmarkt- und Technologieführer, gewinnen mit Abstand die meisten Behördenausschreibungen und haben auch den höchsten Marktanteil am Zivilmarkt. Hervorzuheben sind unter anderem auch unser weltweites First-Class-Kundenservice, die Inhouse-Produktion und unsere hochqualifizierten MitarbeiterInnen. Natürlich legen wir auch auf den sicheren Umgang und Gebrauch der Waffe größten Wert und bieten diesbezüglich weltweite Trainings an. Glock steht seit nunmehr fast 40 Jahren für Innovation und stetige Weiterentwicklung. Also zusammengefasst sind wir hier sehr gut aufgestellt.
Nach wie vor ist Glock die weltweit bei weitem erfolgreichste und beliebteste Behördenwaffe. Warum ist das so?
Unsere Kunden schätzen die absolute Zuverlässigkeit, die Sicherheit, die hohe Haltbarkeit, die Treffsicherheit, die Einfachheit in der Handhabung und die kostengünstige Wartung der Glock-Pistolen. Wir haben eine extrem umfangreiche Modellpalette, sodass wir für alle Anforderungen eine geeignete Lösung anbieten können. Wenn sich eine Behörde einmal dafür entschieden hat, Glock-Pistolen zu verwenden, wechselt sie sehr selten zu einem anderen Produkt. Wir sind immer sehr nahe am Kunden und können so rasch auf neue Anforderungen reagieren. Ein aktuelles Beispiel aus den USA zeigt, wie es ist, wenn solche Anforderungen des Kunden nicht erfüllt werden. In diesem Fall wehrte sich eine gesamte Polizeieinheit, ein Konkurrenzprodukt aufgrund eines Produktmangels im Dienst zu verwenden, weil es unzuverlässig war. Schlussendlich wurde diese eingeschrottet und stattdessen Glock-Pistolen angefordert. Diese sind nun als aktuelle Dienstwaffe im Einsatz. Was letztendlich zählt, sind also Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit der Waffe für den Anwender. Denn nur so kann sie auch Leben schützen, oder wie man in den USA sagt: »In Glock we trust«.
Glock beschäftigt inklusive USA 1.800 Mitarbeiter, davon 1.200 in den beiden Werken in Österreich. Damit sind Sie ein sehr wesentlicher Arbeitgeber und Steuerzahler in Österreich. Haben Sie das Gefühl, dass das Lebenswerk Ihres Mannes speziell in Österreich geschätzt wird?
Die Marke Glock ist heute weltweit ein Begriff, aber besonders viel Wertschätzung schlägt dem Lebenswerk meinesMannes hierzulande nicht entgegen. Fakt ist, mein Mann hat eine Waffe entwickelt, die weltweit von Behörden erfolgreich zum Schutz der Bevölkerung eingesetzt wird. Man sollte in Österreich eigentlich stolz darauf sein.
Trotzdem blieb Glock immer seinen österreichischen Standorten treu. Möchten Sie diesen Weg weitergehen oder gäbe es Weichenstellungen, mit denen Sie schwer leben könnten?
Wir schätzen unsere beiden österreichischen Standorte mit ihren hochqualifizierten und motivierten MitarbeiterInnen. Man muss aber auch klar sagen, dass wir weniger als ein Prozent unseres Umsatzes in Österreich machen. Die Exportpolitik ist daher ein absoluter Standortfaktor. Es gibt zwar einen Branchentrend der Verlagerung der Produktion aus Europa in die USA, aber wir haben aktuell keine derartigen Pläne.
»Der Erfinder- und Unternehmergeist meines Mannes ist ungebrochen.«
Gibt es Aktivitäten in anderen Bereichen als im Kerngeschäft?
Ja, denn der Erfinder- und Unternehmergeist meines Mannes ist ungebrochen. So wurden in den letzten Jahren zusätzlich zum Kerngeschäft im Bereich der erneuerbaren Energie die Glock Ökoenergie GmbH und im Bereich der Medizin die Glock Health, Science & Research GmbH erfolgreich aufgebaut.
Was war die Intention Ihres Mannes, die Glock Ökoenergie zu gründen?
Der aktuell thematisierte Klimanotstand war meinem Mann schon lange bewusst. Daher begann er vor Jahren, ein Holzgas-Blockheizkraftwerk zu entwickeln und gründete die Glock Ökoenergie GmbH. Sein Ziel war es, dem Markt ein Produkt zur Verfügung zu stellen, das auf biogene, nachhaltige und nahezu schadstofffreie Art und Weise Wärme und Strom produziert und nachhaltig den Umweltschutz fördert. Die Blockheizkraftwerke sind bereits erfolgreich im Einsatz.
Welche Verantwortung tragen Sie in der GlockÖkoenergie?
Ich bin Vorsitzende des CSR-Beirates. Dieser hat Richtlinienkompetenz gegenüber der Gesch.ftsführung und die Aufgabe, die Handlungen der Geschäftsführung im Hinblick auf die Wahrnehmung der Themen von sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit zu überwachen und zu beraten. Der CSR-Beirat ist natürlich auch in die besonders zukunftsweisenden Themen der Unternehmensentwicklung und von R&D involviert.
Womit befasst sich das Unternehmen Glock Health, Science & Research und wie sieht hier Ihr Aufgabenbereich aus?
Das Unternehmen befasst sich mit medizinischer Forschung auf Basis der Grundsubstanz Zeolith. Es handelt sich hier um ein reines Naturprodukt. Wir stellen mit einem weltweit einzigartigen, äußerst aufwendigen und patentierten Aufbereitungsverfahren den reinsten natürlichen Zeolith her, der am Markt erhältlich ist. Wir arbeiten mit anerkannten Wissenschaftlern und Universitäten wie etwa der medizinischen Universität Wien zusammen. Dazu haben wir gemeinsam mit der Universität Wien auch die Gaston-H.-Glock-Laboratorien für exploratorische Arzneimittelforschung gegründet. Ich selbst bin im medizinischen Beirat der Glock, Health, Science & Research GmbH tätig.
Vertreiben Sie schon ein Produkt?
Ja, wir vertreiben das gereinigte Zeolith unter dem Namen „G-PUR“ in den USA. Eine Markteinführung in Europa ist im Jahr 2020 geplant.
Verraten Sie uns mehr zu Ihrem Buchprojekt über Ihr Leben an der Seite Ihres Mannes?
Ich freue mich schon sehr darauf, mein persönliches Buchprojekt im nächsten Jahr umzusetzen. Ich werde die Möglichkeit wahrnehmen, unsere gemeinsame Geschichte zu erzählen. Denn hier sind viele unterschiedliche Varianten im Umlauf, die zum Teil unwahr oder sogar diffamierend sind. Es werden viele wunderbare Erlebnisse, aber auch jene Ereignisse, die mein Leben für immer veränderten, Platz finden. Mehr möchte ich jetzt dazu noch nicht verraten. Es wird sehr spannend, aber es wird nicht alle erfreuen!
Sie werden im Buch sicher auch auf Ihren beruflichen Werdegang eingehen. Unterscheidet Sie etwas von anderen Managerinnen?
Mein beruflicher Werdegang ist eher ungewöhnlich und unterscheidet sich sicher von Lebensläufen anderer Managerinnen. Nach der Grundschule besuchte ich das Gymnasium, und es folgten drei Jahre an der CHS in Villach. Später arbeitete ich als Kellnerin. Dieser Beruf hat mir grundsätzlich viel Freude bereitet. Als ich im Jahr 2004 meinen Mann kennenlernte, war es sein Wunsch, nachdem er meine Talente erkannte, mich in seine Unternehmungen zu integrieren. Er war und ist der beste Mentor, den man sich wünschen kann. Zusätzlich begann ich im zweiten Bildungsweg im Jahr 2008 mit dem Lehrgang für die Studienberechtigungsprüfung an der Universität in Klagenfurt. Diesen unterbrach ich, da im selben Jahr mein Mann einen schweren Schlaganfall erlitt. Aufgrund der familiären Streitigkeiten haben wir beschlossen, dass ich meinen Mann direkt in den Unternehmungen unterstütze. Er hat mir alles beigebracht, was ich für das toughe Business brauche. Heute bin ich neben meiner Aufsichtsratstätigkeit in der Glock GmbH in sechs Glock-Gesellschaften als Geschäftsführerin tätig, bin Vorstandsmitglied der IGG Privatstiftung sowie Stifterin der Gaston und Kathrin Glock Privatstiftung.
»Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben und immer an sich selbst zu glauben!«
Was möchten Sie jungen Menschen mit auf ihren Weg geben?
Jeder sollte seine Chancen auf Ausbildung und Bildung bestmöglich wahrnehmen und abschließen. Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben und immer an sich selbst zu glauben! Man kann alles erreichen, wenn man das Ziel stets im Auge behält und hart dafür arbeitet.
Menschen, die Sie gut kennen, beschreiben Sie als äußerst disziplinierten, zielstrebigen Menschen. Stimmt das?
Ja, das stimmt. Mein Mann hat mir gezeigt, dass Disziplin, Zielstrebigkeit aber auch Fleiß und Loyalität zum gewünschten Ziel führen. Was ich mir vornehme, erreiche ich auch – egal, wie viele Steine im Weg liegen. Das Positive daran ist, dass mich Hürden sogar motivieren!
Ist es richtig, daß Sie ganz konsequent und über Jahre Ihre Ernährung umgestellt haben, um fitter und letztlich erfolgreicher zu leben?
Lifestyle-Gründe waren nie meine Motivation, vegan zu leben. Ich wurde nur aus einem einzigen Grund Veganerin: Ich liebe alle Tiere und esse sie daher auch nicht.
Sie selbst agieren im Konzern höchst erfolgreich. Wie sehen Sie denn die Divergenz und das Umfeld zum Thema »Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen«?
Bei der Glock GmbH sind die Hälfte der Aufsichtsräte Frauen, bis 2017 haben wir sogar 2/3 des Aufsichtsrats gestellt, es gibt aber keine vorgegebenen Quoten.
Wenn Sie fünf oder zehn Jahre vorausschauen: Wo sehen Sie sich im Glock-Konzern?
Es erwarten mich sicher noch viele neue und spannende Schwerpunkte im Rahmen meiner Tätigkeit im Glock-Konzern. Ich bin darauf vorbereitet, alle Herausforderungen mit der Unternehmensphilosophie »Glock Perfection« und viel Elan umzusetzen.
Foto © Andreas Tischler