Im festlichen Ambiente des Hauses der Industrie in Wien wurden am 12. März 2025 die Phönix-Gründungspreise verliehen. Der vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium initiierte und von IV, FFG und aws unterstützte Award zeichnet seit 2012 österreichische Projekte aus, die Forschungsergebnisse erfolgreich wirtschaftlich umsetzen. Mit den vier Kategorien Start-up, Spin-off, Prototyp und Female Entrepreneurs wird gezielt die Sichtbarkeit von Innovation und Unternehmertum gefördert.
Innovative Nachhaltigkeitslösung bringt doppelten Sieg
Die Gewinnerin des Abends war Birgit Mitter, deren gemeinsam mit Nikolaus Pfaffenbichler gegründetes Start-up Ensemo in gleich zwei Kategorien triumphierte: „Female Entrepreneurs“ und „Prototyp“. Das Unternehmen verbindet Biologie und Mechatronik, um natürliche Mikroorganismen vollautomatisch direkt in Saatgut einzubringen. Bei diesem innovativen Verfahren werden die Körner vereinzelt, fixiert, aufgeschnitten, mit Mikroorganismen versehen und wieder verschlossen. Die Technologie ermöglicht den Einsatz biologischer Alternativen zu Agrochemikalien, schützt Böden und Gewässer und hilft bei der Produktion von Lebensmitteln ohne gesundheitsgefährdende chemische Rückstände.
Insgesamt waren 197 Einreichungen aus ganz Österreich zu verzeichnen. „Besonders erfreulich ist, dass die Hälfte aller Projekte in der Kategorie Female Entrepreneurs eingereicht wurden“, betonte Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner. Der Phönix schaffe damit nicht nur unverzichtbare Role Models, sondern zeige auch einmal mehr den hohen Entrepreneurial Spirit von Forscherinnen und Gründerinnen.
Die starke Teilnahme unterstreicht den intensiven Wettbewerb im österreichischen Innovationsökosystem. Neben Ensemo wurden auch die ProtectLIB GmbH (Sieger Kategorie Spin-off) für ihre Batterierecycling-Technologie und NovoArc GmbH (Sieger Kategorie Start-up) für medizinische Innovationen ausgezeichnet. „Die Bedeutung des österreichischen Gründungspreises Phönix zeigt sich auch heuer wieder in der hohen Qualität der Projekte“, unterstrichen Bernhard Sagmeister und Gerfried Brunner, aws-Geschäftsführer.
GEM-Studie: Fortschritte und Hürden für Gründerinnen
Parallel zur Preisverleihung wurden die aktuellen Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) präsentiert – eine seit 1999 durchgeführte internationale Vergleichsstudie, die in mehr als 100 Nationen Schlüsselindikatoren zum Unternehmertum erhebt. Mit Blick auf weibliches Unternehmertum zeigt die Studie eine positive Entwicklung: Der Frauenanteil bei Jungunternehmen in Österreich ist auf 48 Prozent gestiegen. Gleichzeitig deckt die Studie jedoch strukturelle Defizite auf: Bei Unterstützungsangeboten für Unternehmerinnen rangiert Österreich nur auf Platz 19 von 21 in Europa, beim gleichberechtigten Zugang zu Finanzierung auf Rang 14.

In diesem Zusammenhang betonte Unternehmerin Verena Eugster, dass Gründung zwar zunehmend weiblich sei, es aber dringend die richtigen Rahmenbedingungen brauche, um diesen Trend zu verstärken. Als besonders wichtige Faktoren nannte sie eine flächendeckende Kinderbetreuung und Entbürokratisierung, die es Frauen erleichtern würden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Besonders auffällig: Nur 53 Prozent der Gründungsteams sind gemischtgeschlechtlich besetzt – ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Diversität. Das Potenzial weiblicher Gründerinnen werde in Österreich noch immer nicht vollständig ausgeschöpft, obwohl gleichzeitig der Frauenanteil bei Neugründungen steige, resümiert die Studie.
Umfassende Förderlandschaft für innovative Gründungen
Im europäischen Vergleich punktet Österreich mit einer starken Infrastruktur und als Spitzenreiter bei Förderprogrammen. Die FFG unterstützte Start-ups, Scale-ups und Spin-offs allein 2024 mit über 90 Millionen Euro, wie FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth im Rahmen der Veranstaltung berichtete. Alle diesjährigen Preisträger:innen wurden von Beginn an in ihren Innovationsprojekten durch die FFG gefördert – so auch das Start-up NovoArc, das im Rahmen eines FFG Spin-off Fellowships aus der TU Wien ausgegründet wurde. Von aws-Seite fließt rund ein Drittel des Finanzierungsvolumens des Kerngeschäfts in die Förderung innovativer Start-ups. Um das Ökosystem für akademische Spin-offs weiter zu verbessern, wurde zudem die Spin-off Initiative ins Leben gerufen, die aktiv die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und privaten Investor:innen unterstützen soll.
Gleichzeitig identifiziert die GEM-Studie aber auch deutliche Schwächen: Während 46 Prozent der Österreicher:innen Gründungschancen sehen (Rang 9 von 21 in Europa), verfolgen nur 7,5 Prozent tatsächlich Gründungsabsichten (Rang 20). Die Angst vorm Scheitern und geringe Risikobereitschaft würden zu „wir könnten, trauen uns aber nicht“ führen. Staatssekretärin Elisabeth Zehetner betonte in diesem Zusammenhang: „Österreich soll die Nummer 1 für Start-ups werden – dafür brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen. Start-ups sind das Salz in der Suppe einer innovativen Wirtschaft, sie treiben Wandel und Fortschritt voran.“ Neben Spitzenforschung und Entwicklung brauche es vor allem ein unternehmensfreundliches Umfeld, das Gründer:innen ermutigt, Risiken einzugehen und groß zu denken.

Europäische Kooperation für technologische Souveränität
Christoph Neumayer, IV-Generalsekretär, mahnte dass Europa dringend daran arbeiten müsse, in den Schlüsseltechnologien der Zukunft technologische Souveränität zu erlangen. Dazu sei eine langfristig gesicherte Finanzierung von Forschung und Entwicklung durch Forschungseinrichtungen, Universitäten sowie Unternehmen unerlässlich. „Die Schlüsseltechnologien der Zukunft wie etwa Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz oder Life Sciences müssen in einer grenzüberschreitenden europäischen Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft und mit passenden Programmen in einem starken nächsten EU-Forschungsrahmenprogramm vorantreiben und kommerzialisieren“, so Neumeyer. Die Umsetzung des im Regierungsprogramm verankerten 4-Prozent-Forschungsquotenziels sei dabei eine zentrale Säule zur Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandorts Österreich.
Der Doppelerfolg von Birgit Mitter ist mehr als nur ein persönlicher Triumph – er ist ein Wegweiser für die künftige wirtschaftliche Entwicklung Österreichs. In einer Zeit, in der der globale Wettbewerb immer intensiver wird, kann es sich ein Innovationsstandort nicht leisten, auf die Hälfte seines kreativen Potenzials zu verzichten. Die Herausforderung für die Zukunft liegt nun darin, die identifizierten strukturellen Barrieren abzubauen und eine echte Gründungskultur für alle zu schaffen.