Mitte September ist ganz Frankfurt im Ausnahmezustand. Während der Internationalen Automobil-Ausstellung, kurz IAA, dreht sich alles um Kraftfahrzeuge und zukunftsträchtige Concept Cars verdrehen den BesucherInnen der Messe kräftig den Kopf. Vor dem Messegelände warnt ein riesiger CO2-Ballon vor dem Automobil als Luftverschmutzer. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Nach den ersten Runden über das Messegelände scheinen sich zwei Vermutungen schnell zu bestätigen – die Zukunft des Automobils wird von alternativen Antriebsformen ganz schön in Richtung Zukunft getrieben und eindeutig von Männern dominiert. Für Letzteres gilt: So war es immer schon und so wird es – so scheint es – auch noch länger bleiben. Nicht ganz: Ein schneller Schauplatzwechsel bringt eine andere Zukunftsmusik ins Spiel. Eine nämlich, die einen schönen Abend lang klassische »Autogeräusche« und von Männern gehaltene Vorträge und Workshops erfolgreich übertönte. Der deutsche Konzern Daimler, zu dem auch Mercedes-Benz gehört, hat zu einem Networking Dinner in eine Frankfurter Bar eingeladen – rund 80 Frauen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt und aus verschiedenen Branchen sind gekommen. Spätestens nach dem ersten Welcome Drink ist klar, dass die erste Person, mit der man heute gesprochen hat, nicht die letzte sein wird. Schließlich gibt es einiges zu besprechen und noch sehr viel mehr aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

So verschieden die Blickwinkel und die Geschichten der einzelnen Frauen auch sind, so eindeutig ist das gemeinsame Ziel: Motivierte, inspirierende und kompetente Frauen gibt es in jeder Branche und sie sollen auch gesehen und gehört werden. Motivierte, inspirierende und kompetente Frauen gibt es sogar in Branchen, die seit jeher als klassische Männerdomänen gelten. Im Motorsport zum Beispiel. Um bei den von der IAA diktierten thematischen Rahmenbedingungen zu bleiben, wurden auch gleich zwei erfolgreiche Frauen aus dieser Branche eingeladen, um bei einem von Hilary Rosen geführten Podiumsgespräch Erfahrungen, Ideen und Vorstellungen auszutauschen. Die ehemalige Rennfahrerin und Venturi-Teamchefin Susie Wolff war eine davon, Daimler-Marketingchefin Bettina Fetzer die andere. Wie es gelingt, sich als Frau in einer von Männern dominierten Branche durchzusetzen und sich nicht bloß durchzuschlagen oder gar durchzuwursteln (wie es in Österreich heißt), war eines der wichtigsten Themen. »Bei Daimler habe ich sehr viele Frauen erlebt, die befördert wurden, sich aber nicht wie Frauen, sondern eher wie Männer verhalten haben«, erklärt Bettina Fetzer und fügt noch hinzu, dass das gar nicht notwendig ist. »Seid stolz auf euch, seid stolz darauf Frauen zu sein. Als ich gefragt wurde, ob ich die Marketingleitung bei Daimler übernehmen möchte, hatte ich gerade ein vier Monate altes Baby auf meinem Schoß sitzen.«

Susie Wolff hingegen war selbst fast noch ein Kleinkind, als sich abzuzeichnen begann, wohin sie ihr stets schneller Weg wohl führen wird: In den Rennsport nämlich. »Als ich damit begonnen habe Rennen zu bestreiten, war ich erst acht Jahre alt. Damals habe ich noch gar nicht so richtig wahrgenommen, dass es in dieser Welt kaum Frauen gibt.« Das hat sie erst etwas später mitbekommen. Nun beginnt sich aber auch dieses Bild wieder etwas zu wandeln, der Rennsport wird diverser, Frauen füllen in unterschiedlichsten Bereichen des sogenannten »Motorsportzirkus« verantwortungsvolle Positionen aus. Außerdem ist das Geschlecht, wie Susie Wolff erklärt, letztlich auch einfach egal: »Ich finde es unglaublich toll, dass alle einen Helm aufhaben und es damit egal wird, wie man aussieht. Oder welches Geschlecht man hat. Worauf es ankommt, ist die Performance. Und Performance ist Power.« Das gilt es, darin sind sich alle anwesenden Frauen einig, auch an die nächste Generation weiterzugeben. Doch nicht nur die Automobilbranche hatte, anlässlich dieses Events, ihre stärksten Frauen nach Frankfurt entsandt. Das inspirierende Dreigestirn am Podium wurde nämlich noch von der Science Fiction-Autorin Sheree Reneé Thomas komplettiert. Und natürlich auch von all den anderen Frauen, die sich an diesem Abend in Frankfurt eingefunden hatten und den Satz »Performance ist Power« nach dem Event stolz in die Nacht hinaustrugen.

Infobox:

Mit She’s Mercedes möchte Mercedes-Benz Frauen inspirieren, sie untereinander vernetzen und befähigen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Plattform besteht aus Networking-Veranstaltungen, einem Magazin und dieser Website, deren primäres Ziel darin besteht, einen Dialog in Gang zu setzen. Die Verbindung ist eigentlich eine naheliegende: Bertha Benz, die Ehefrau und Geschäftspartnerin von Karl Benz, war schließlcih auch die erste Person, die mit einem Fahrzeug eine Fernreise unternahm.