StartInnovationTechNista: Energie-Effizienz-Software im Abo-Modell

Nista: Energie-Effizienz-Software im Abo-Modell

Wer Energie sparen muss, geht zu Nista. Das Wiener Start-up hilft Unternehmen, bis zu 20 Prozent energieeffizienter zu werden. Wir haben mit Co-Founderin Anna Pölzl über Einsparungen im fünfstelligen Bereich, lernende Software und darüber gesprochen, was ihr Unternehmen beisteuern kann, um Österreich vor dem vielbeschworenen Blackout zu bewahren.

„Wir haben einen Sinn in unserer Arbeit gesehen, um die Industrie energieeffizienter zu machen. Das hat einen Riesen Hebel auf globale Emissionen und da fühlen wir uns sehr wirkungsvoll.“ So benennt Anna Pölzl ihr persönliches „Warum“ hinter der Gründung von Nista. Die 29-Jährige BOKU- und TU-Absolventin versteht nicht nur etwas von Sensordaten und Lastprofilen, sondern auch von Growth-Strategien, Datenanalyse und Automatisierung. Und sie weiß, was Stromanbieter in zehn Jahren brauchen werden, wenn ihre Netze nicht durch Überlast ins Blackout rutschen sollen.

Konkrete Daten, konkrete Einsparungen

Nista ist eine Software, die Unternehmen energieeffizienter macht. Gegründet wurde es 2020 von Anna Pölzl, gelernte Umwelt-Technologin und Ressourcen-Managerin, gemeinsam mit dem Maschinenbauer und Energieeffizienz-Profi Benjamin Mörzinger und dem Informatiker Markus Hoffmann.

Die Funktionsweise von Nista klingt simpel, der Teufel steckt im Detail: Energieverbrauchsdaten von Unternehmen werden über Dashboards in Echtzeit ausgespuckt. Es wird also ablesbar, wann wie viel Energie verbraucht wird. So weit, so bekannt. Es gibt bereits einige Unternehmen am Markt, die dieses Service anbieten. Was Nista laut Pölzl auszeichnet, sind zwei Faktoren: Die regelmäßige Analyse von Verbrauchsdaten wie beispielsweise Lastprofile der eingesetzten Maschinen mittels künstlicher Intelligenz – so wird erstmals klar, welche Maschine wie viel Energie verbraucht, und die Vernetzung der Unternehmen mit Energie-Effizienzexpert:innen aus der jeweiligen Branche.

Gräbt man tief genug, finde man Effizienzlücken, die gestopft werden können, erklärt Pölzl. Man müsse nur an den richtigen Rädchen und Schräubchen drehen. Je länger die Software im Einsatz ist, umso genauer die Findings und umso höher auch die Energie-Einsparungspotenziale der Unternehmen. Innerhalb kürzester Zeit werden so Erkenntnisse erzielt, die mehrere hunderttausend Euro im Jahr an von der Stromrechnung streichen können: „Bei einem Alugusswerk haben wir aufgrund einer ungenau eingestellten Lüftung ein Einsparpotenzial von 70.000 Euro pro Jahr aufgezeigt. Und das war vor der Steigerung der Energiepreise“, sagt Pölzl.

Gesamtlösung statt schnöder Software

Und was, wenn es nicht mit einer Umstellung der Lüftung getan ist? „Dann schicken wir unsere Berater:innen ins Feld, die entsprechende Branchenexpertise mitbringen“, verweist Pölzl auf Schritt zwei in der Zusammenarbeit.

Nista setzt nach der Datenanalyse auf Expert:innen, die Unternehmen bei der Maßnahmenfindung am Weg zu mehr Energieeffizienz unterstützen. Die Unternehmen profitieren dabei vom Netzwerkeffekt des Start-Ups. Finden sich beispielsweise in den Lastprofilen eines Papierherstellern Anomalien, die zu einem gesteigerten Energieverbrauch führen, werden diese „Spikes“ nicht nur in diesem Unternehmen behoben, sondern auch in allen anderen Papierwerken, die Nista betreut.

Deshalb ist die Software auch nicht als Einmalkauf zu haben, sondern wird als Abo verkauft. Macht das Nista nicht einfach teurer für Unternehmen? „Nein“, sagt die junge Founderin. „Durch das Abo-Modell stellen wir sicher, dass Unternehmen immer auf dem neusten Stand sind.“

Die Abos starten bei 1500 Euro im Jahr. Das umfasst die Datenanbindung und das Dashboard, also das Monitoring für den Energieverbrauch, sowie erste Analysen und Tipps, wo eingespart werden kann. Es fallen also keine hohen Initialkosten von mehreren (zehn-)tausend Euro an, um die Software zu erwerben. Damit will Nista verhindern, dass sich nur große Firmen ressourcenschonendes Produzieren leisten können.

Das Ziel sei es, auch kleinen Betrieben und Familienunternehmen unter die Arme zu greifen, die durch neue Nachhaltigkeitsvorgaben und steigende Energiepreise überrollt werden: „Die haben genug andere Sorgen. Und die Sorge um Energie lagern sie an uns aus.“

Nista für zuhause

Aber wer sind typische Kunden von Nista? Das sei unterschiedlich, sagt Pölzl. Natürlich profitieren energieaufwändige Segmente am meisten von der Software, so etwa Zementwerke, die metallverarbeitende Industrie oder Papierhersteller. Aber: „Autohäuser lieben uns!“ Die E-Flotten und mit ihnen die Photovoltaikanlagen und Ladestationen wollen so effizient wie möglich betrieben werden.

Und wie steht es um Privathaushalte? „Da muss ich ausholen“, meint Pölzl und lacht, bevor sie einmal tief Luft holt. Man habe einen Testballon im Herbst 2022 gestartet, der sehr gut gelaufen sei. Durch den hohen Automatisierungsgrad, den die Software nach kürzester Zeit erreicht, sei es kein großes Ding, diese auch für Haushalte anzubieten. Alleine – das Startup ist ausgebucht. Es bräuchte eine ordentliche Investitionsspritze und damit eine Beauftragung zur Entwicklung der B2C-Sparte. „Wir könnten das. Aber wir sind in einer Phase, wo wir es uns als junges Startup strategisch nicht erlauben kommen, uns bereits aufzuspalten.“

Diese Investoren könnten einerseits Regionen, Städte oder der Bund sein, je nachdem, wer die Bürger:innen schneller energieeffizienter machen will. Oder aber – die Stromanbieter selbst. „Wir sind bald an einem Wendepunkt angelangt, wo es ein datenbasiertes Management der Netzbelastung brauchen wird“, erklärt Pölzl. Denn: Fossile Energieträger kann man auf- und wieder zudrehen. Das geht bei den Erneuerbaren nicht. Die Sonne scheint bekanntlich, wann es ihr passt, und der Wind weht je nach Wetterlage und nicht nach Strombedarf. Wird die Energiewende also ernsthaft vorangetrieben, braucht es Hebel und Möglichkeiten, eine hohe Einspeisung an windigen, sonnigen Tagen mit einer ebenfalls gesteigerten Nachfrage zu verschränken, um keine Netzüberlastung und im schlimmsten Fall ein Blackout zu riskieren.

Was hieße das für Stromanbieter, was für die Bezieher:innen? „Unsere Datenmessungen könnten Energieanbieter in einer App nutzen, um einen direkten Draht zu ihren Kund:innen zu haben. Wird viel Strom ins Netz gespeist, könnte man den Verbrauchspreis senken, um den Stromverbrauch anzukurbeln und so für Netzstabilität sorgen.“

Also Wäschewaschen und Klimaanlage einschalten, wenn Photovoltaikanlagen und Windräder richtig viel Strom liefern? „Genau. Das ist die Zukunft am Strommarkt. Es wird eine Lösung brauchen und wir sind nur wenige Schritte davon entfernt, Teil dieser Lösung zu sein.“ Interesse gäbe es bereits, sagt Pölzl. Es werde sich weisen, mit wem eine Zusammenarbeit in Zukunft möglich wird.

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