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Neue Narrative für neue Zeiten

Veränderungen brauchen auch neue Begriffe, meint Autorin Simone Fasse. Denn nur was wir benennen, können wir für unsere Zukunft gestalten. Beim Blick über den Tellerrand hilft die Verbindung von Technologie und Kunst, zeigen Vordenkerinnen in aktuellen Projekten.

Wissen Sie, was eine Xtopie ist? Eigentlich fand ich es schon immer schwierig, mich beim Gedanken an eine mögliche Zukunft entscheiden zu müssen – für eine Dystopie mit negativem Ausgang oder der positiv besetzten Utopie. In der sogenannten Futures Literacy, mit der sich unter anderem die UNESCO beschäftigt, geht es darum, verschiedene Zukunftsszenarien zu entwerfen und dabei etwa wünschenswerte oder mögliche Zukünfte zu durchdenken sowie entsprechende Maßnahmen zu treffen. Wissenschaftler*innen verschiedener Institutionen wie der Universität Kassel und dem Deutschen Institut für Urbanistik haben nun einen Werkzeugkasten entwickelt, um mögliche „Xtopien“ zu entwerfen. Dabei gehen Xtopien zum Beispiel davon aus, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was wünschenswerte und was vermeidenswerte Zukünfte sind. Sie lassen die Ambivalenzen zu und stellen diese sogar in den Mittelpunkt.

In einer Zeit, in der sich so vieles verändert und das auch noch in rasendem Tempo, müssen wir lernen, Altbekanntes zu verlernen und uns dem Neuen zu öffnen. Veränderungsmüdigkeit ist verständlich, doch die können wir uns leider nicht leisten. Denn jetzt geht es darum, eine neue Zukunft aktiv zu gestalten. Und wie wäre es, uns nicht darauf zu konzentrieren, was wir durch Veränderungen verlieren – sondern das in den Mittelpunkt zu stellen, was wir gewinnen könnten?

Dabei hilft wie immer der Blick über den Tellerrand, verschiedene Themenfelder zusammen zu bringen und interdisziplinär zu arbeiten. Technik und Kunst gehören bei vielen Vordenker*innen längst zusammen. Auch Telekom-Vorständin und Innovationschefin Claudia Nemat hat sich gemeinsam mit der Universität der Künste Berlin aufgemacht, um „Weak Signals“ ausfindig zu machen: Trends, die sich leise ankündigen, aber ebenso  Entwicklungen, für die es neue Begriffe braucht, haben die Autor*innen in einem inspirierenden Buch zusammengeführt – übrigens auch mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz. Mehr dazu lesen Sie in unserem aktuellen Interview mit Claudia Nemat.

Ohne einen neuen Blick werden wir Probleme wie den Klimawandel nicht in den Griff bekommen, zeigte auch Ramona Liberoff, Geschäftsführerin von PACE – einer Public-Private Kooperationsplattform, die darauf abzielt, den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Sie warb auf dem Innovationstreff DLD Conference dafür, neue Energien und Klimaschutz mit neuen Narrativen zu versehen und die Stärken des Marketings zu nutzen, um die positiven Seiten von Ressourcenschonung in den Fokus zu rücken.
„Wir brauchen eine Mindset-Veränderung“, so Liberoff.

Was wir nicht benennen, können wir nicht erschaffen. Oder um es mit Thomas Manns Worten in „Der Zauberberg“ zu sagen: „Denn das schöne Wort erzeuge die schöne Tat.“


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