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Netzwerk der Woche – UN Women Deutschland

Als eines von 12 nationalen Komitees weltweit sorgt UN Women Deutschland auf nationaler Ebene als gemeinnütziger Verein seit 2011 für eine größere politische und finanzielle Unterstützung von UN Women. UN Women Deutschland wurde gegründet, um durch die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Frauenrechte das Recht einer jeden Frau auf ein Leben frei von Gewalt, Armut und Diskriminierung zu realisieren und dadurch zu einer globalen Entwicklung beizutragen, von der alle profitieren. Unsere Fragen hat Anna Kösters, Referendarin bei UN Women Deutschland, beantwortet. 

Womit beschäftigt sich Ihr Netzwerk und wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab?

UN Women Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Gleichstellung der Geschlechter und für die Rechte von Frauen einsetzt – in Deutschland und Weltweit. Der Verein wurde gegründet, um die Arbeit von UN Women politisch und finanziell zu unterstützen. Ziel ist es, durch die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Frauenrechte das Recht einer jeden Frau auf ein Leben frei von Gewalt, Armut und Diskriminierung zu realisieren und dadurch zu einer globalen Entwicklung beizutragen, von der alle profitieren.

Innerhalb von UN Women Deutschland läuft der Austausch über die Mitgliederversammlung, regelmäßige Newsletter mit Einladungen zu Veranstaltungen, Social Media und über die Veranstaltungen selbst. Mit aktuellen Kampagnen wie Generation Equality ebenso wie mit einer aktive Social Media Präsenz bspw. auf der Plattform Instagram erreichen derzeit ca 17 000 Menschen. 

Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

Leider gibt es immer noch viele solcher Klischees. Und ich kann sie alle nicht mehr hören.

Dass Führungspositionen nur Vollzeit und ohne Unterbrechungen möglich sind. Dass nur die Qualität und nicht Quoten über die Besetzung von Führungspositionen entscheiden sollten. Dass kein Mann aber fast jede Frau sich für ihre Familienplanung rechtfertigen muss und danach gefragt wird, wie sie ihre Mutterpflichten mit ihrer beruflichen Stellung in Einklang bringen will. Dass erfolgreiche und strebsame Frauen krankhaft ehrgeizig sind, während Männer mit den gleichen Ambitionen als durchsetzungsfähig und erfolgreich gelten. Aber auch, dass Männer, die ihren Teil der Sorgearbeit übernehmen und ihre Partnerin entlasten wollen, schief angesehen werden.

Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

Wie kam es zur Gründung Ihres Netzwerks?

Auf internationaler Ebene wurde UN Women 2010 durch die Zusammenlegung von vier Einrichtungen der Vereinten Nationen gegründet, die zuvor für die Förderung von Frauenrechten und Geschlechtergleichstellung zuständig waren.

Durch die Zusammenlegung wurde eine effizientere Arbeitsweise und Verbesserung der Verwirklichung der Rechte der Frau auf der Welt möglich. Das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (UN Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women- CEDAW) – kurz Frauenrechtskonvention – wurde 1979 von der UN-Vollversammlung beschlossen und von 189 Staaten ratifiziert. Damit ist die Frauenrechtskonvention in diesen Staaten unmittelbar geltendes Recht. Allerdings hat bisher kein einziges Land auf der Welt die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern verwirklicht. Deshalb wurde das Ziel Nr. 5 „Geschlechtergleichheit“ in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung aufgenommen.

Wir setzen uns zusammen mit weltweit 11 weiteren nationalen Komitees für die Umsetzung der Frauenrechtskonvention und die Verwirklichung des Nachhaltigkeitsziel 5 ein.

UN Women Deutschland setzt sich darüber hinaus für die politische Unterstützung von UN Women und eine größere finanzielle Unterstützung von UN Women ein. Wir unterstützen die Arbeit insbesondere durch Kampagnen und Spendenaufrufe für konkrete Projekte. Aktuell bitten wir um Spenden, um Frauen und Mädchen in Afghanistan zu unterstützen.

Was braucht es, um noch mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen?

Insbesondere eine stärkere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Überwindung von Geschlechterstereotypen.

Auch im 21. Jahrhundert werden Frauen tradierte Rollenbilder zugeschrieben. Frauen aber auch immer mehr Männer wollen nicht auf dem Rücken ihrer Familie Beruf, Karriere und Familie in Einklang bringen. Auch die Unternehmen müssen ihre Strukturen und Unternehmenskultur an den Bedürfnissen von Familien ausrichten, damit eine faire Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit und Erfolg im Beruf möglich wird. 

Welche drei Eigenschaften helfen Ihrem Netzwerk dabei, erfolgreich zu sein?

Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und aktive Lobbyarbeit

UN Women Deutschland setzt sich ohne Wenn und Aber für die Rechte von Frauen ein und gibt denen eine Stimme, die ihre Rechte selbst nicht einfordern oder einfordern können. Frauenrechte sind für uns nicht verhandelbar und wir sind der festen Überzeugung, dass die Verwirklichung der Geschlechtergleichstellung die Voraussetzung für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung ist, von der alle profitieren.

Wenn es darauf ankommt steht UN Women Deutschland an der Seite der Frauen und kämpft mit ihnen für ihre Rechte in Deutschland und weltweit. Dabei werden wir auch von vielen Männern unterstützt, den He for She’s.  Einige von Ihnen unterstützen uns als He for She Botschafter.

Die Corona-Pandemie und nicht nur die aktuelle Situation in Afghanistan haben verdeutlicht: mühsam erkämpfte Rechte für Frauen und Mädchen sind keineswegs sicher. Sie müssen ausgebaut und verteidigt werden. Dafür versuchen wir ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen und machen auch konkrete Vorschläge, wie die bestehenden Gender Gaps möglichst schnell und vollständig geschlossen werden können und wie Frauen und Mädchen frei von Gewalt, Armut und Diskriminierung leben können.

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Um das Nachhaltigkeitsziel 5 „Geschlechtergleichstellung“ bis zum Jahr 2030 zu verwirklichen, müssen die Gender Gaps so schnell wie möglich geschlossen werden. Wir haben seit Jahren kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsdefizit. , insbesondere beim gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit (Equal Pay), gute Rahmenbedingungen für eine faire Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit (Equal Care) und Parität in den Parlamenten und Politik sind Voraussetzung für gleiche Partizipation in den Führungspositionen von Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Kultur, für die Überwindung von Geschlechterstereotypen und Gewalt gegen Frauen.

Allein im Jahr 2019 tötete jeden dritten Tag ein (Ex-) Partner eine Frau. Außerdem werden eine Vielzahl der Verfahren im Bereich der Sexualdelikte von der Staatsanwaltschaft eingestellt, sodass die Gewalt an Frauen nicht effektiv geahndet wird und eine große Dunkelziffer zurückbleibt.

Der jährliche Gender-Gap Bericht des Weltwirtschaftsformus zeigt nach wie vor, dass Frauen schlechtere Chancen haben als Männer und dass die Corona Pandemie Frauen zusätzlich stärker trifft und damit die existierenden Lücken bei der Geschlechtergerechtigkeit vergrößert. Es kommt jetzt darauf an, dass in den Wiederaufbauplänen zur Beseitigung der Pandemiefolgen Geschlechtergleichstellung zum Leitprinzip wird und mit Wirkungsanalysen sichergestellt wird, dass nur noch Maßnahmen umgesetzt werden, die Geschlechtergerechtigkeit voranbringen und die Gender Gaps schließen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

 Defintiv. Allein dadurch, dass Frauen weltweit dreimal mehr unbezahlte Care-Arbeit leisten als Männer und sich neben der eigenen beruflichen Karriere um die vielen, meist unsichtbaren Alltagsaufgaben kümmern, müssen sich Frauen doppelt anstrengen. Diese Doppel- und Mehrfachbelastung von Frauen wird im gesellschaftlichen Bewusstsein meist wenig anerkannt und als selbstverständlich erachtet. Dies  führte gerade während der Corona-Pandemie zu einer zusätzlichen Belastung von Frauen.

Häufig müssen sich Frauen in männerdominierten Strukturen zunächst „bewähren“. Alltagssexismus und Vorurteile gegenüber den Fähigkeiten und Kompetenzen der Frau aufgrund tradierter Vorstellungen über ihre Rolle in der Gesellschaft sind nicht nur im Erwerbsleben sondern auch im Bereich Politik allgegenwärtig. Zusätzlich zu den erforderlichen fachlichen Qualifikationen müssen Frauen weitere Hindernisse aufgrund der Anlegung von Doppelstandards überwinden.


Weitere Informationen über die UN Women Deutschland erfahren Sie hier oder in unserer neuen SHEconomy Print-Ausgabe hier.

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