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Netzwerk der Woche – #TheNewITGirls

„Die IT braucht Euch“

Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, bis 2025 10.000 Frauen in der IT zu vernetzen, zu fördern und als Role Model für andere sichtbar zu machen: die #TheNewITGirls. Als ehrenamtlicher, unabhängiger Verein veranstalten sie unter anderem Meetups für Expertinnen und treten als Speakerinnen auf, um sich für Diversität einzusetzen. Board Member Kristina Maria Brandstetter erklärt, welche Hürden Frauen in dieser Branche überwinden müssen, was es braucht, Unconscious Bias abzubauen. Für 2021 haben sich die NewITGirls viel vorgenommen – gerade im Weiterbildungsbereich.


Interview von Daniela Illich

Frauen sind im IT-Bereich unterrepräsentiert, es gibt sie trotzdem: Was raten Sie ihnen?

Netzwerken, austauschen, mehr Selbstbewusstsein. Die IT braucht Euch – lasst euch nicht unter Wert verkaufen.

Wie werden sie sichtbarer?

Wir bieten ihnen eine Bühne, um sich selbst als Speakerin auszuprobieren und regelmäßig unter Gleichgesinnten auszutauschen. Wir machen aus ihnen Role Models, unterstützen sie auch in Workshops, selbstbewusster über die eigenen Erfolge zu sprechen, um beruflich und privat mehr Impact zu generieren. Und prägen damit ein neues Bild von Frauen in der IT – eben #TheNewITGirls.

Mit welchen Herausforderungen sind Frauen in der IT 2021 konfrotiert?

Auf Veranstaltungen sitzt oftmals keine oder nur eine Frau in Panels, in Führungspositionen sind Frauen rar. Hier müssen wir gemeinsam ansetzen und Unconscious Bias, also unbewusste Vorurteile, abbauen.

Wie sieht es auf der Unternehmensseite aus?

Wir haben das Gefühl, viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, wie viel Potenzial für Innovation hier beispielsweise brachliegt. Sie „wollen“ Frauen fördern, wissen aber (noch) nicht „wie“. Wir versuchen, diese Unternehmen dabei zu unterstützen, hier attraktive Angebote für Frauen zu schaffen – beginnend bei der Ansprache bis hin zu internen Förderprogrammen. Insgesamt gilt: Auch wenn Frauen nach wie vor oft schlechter bezahlt werden als Männer, haben sie mehr Möglichkeiten als in „klassischen“ Frauenberufen, Chancen auf besseres Gehalt, mehr Flexibilität, bessere Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Sie müssen es aber nach wie vor stark einfordern.

Bildung ist im Wandel, das ist die Chance: Was müssen wir stärker von der Politik einfordern?

In Österreich fehlen aktuell 24.000 Fachkräfte in der IT. Aber wird auch genug dafür getan, gezielt Frauen zu fördern? Es gibt viele Initiativen, nur: Setzen sie früh genug an? Bis circa elf Jahre ist die Begeisterung für Technologie bei Mädchen und Burschen gleich ausgeprägt. Mit 15, 16 ist sie bei Mädchen am Tiefpunkt, genau dann, wenn die ersten wichtigen beruflichen Weichen gestellt werden. Eltern, Schule, Wirtschaft, Gesellschaft – hier sind wir alle gefragt. Wir brauchen nicht nur durchaus engagierte, aber eben nur punktuelle Initiativen wie den „Girls Day“, sondern grundlegende Änderungen, was die Förderung von Technologieinteressen bei Mädchen betrifft: mehr Praktika-Initiativen, Role Models an Schulen, Bildungsmaßnahmen für Eltern und Lehrpersonal.

Wo müssen die Investitionen in die Bildung ansetzen, um Gleichstellung am Arbeitsmarkt voranzutreiben?

Was es braucht, um den Gender-Pay-Gap abzubauen, ist eigentlich hinlänglich bekannt: Breitere Umschulungs- und Weiterbildungsinitiativen, mehr Maßnahmen für Frauen in Führungspositionen. Schaut man zum Beispiel in den National Action Plan „Gender Quality in the Labour Market“ von Juni 2010(!), liest man dort Ähnliches. Die Frage ist längst nicht mehr, ob wir das brauchen oder nicht die Frage ist nur mehr: Wie lange kann sich unsere Gesellschaft das leisten, dass hier nichts grundlegendes ändert? Wir müssen weg von Lippenbekenntnissen und hin zu konkreten Maßnahmen.

Welche Maßnahmen sollten Unternehmen treffen, um die beruflichen Chancen von Frauen und deren Potenzial im IT-Bereich zu fördern?

„Wir würden ja gerne Frauen einstellen, aber es gibt keine“, ist eine bequeme Ausrede. Auf der vorletzten Karriereveranstaltung einer namhaften Technischen Universität warben ausschließlich Männer um zukünftige Bewerber*innen – die einzige Frau war die Leiterin des dortigen Karrierezentrums. Den ohnehin wenigen Frauen, die aus den technischen Studienrichtungen oder als Quereinsteigerinnen an den zumeist männlichen ausgerichteten Recruitingprozessen vorbei in Unternehmen kommen, stellen sich weitere Hürden in den Weg – es fehlen betriebsinterne Role Models, sodass sie sich oftmals als Einzelkämpferinnen finden.

Wo sind diese Einzelkämpferinnen?

Meist in den unteren Führungsebenen. Ab dem mittleren Management ist es dünn gesät – sprich, in den Entscheidungsebenen werden die Weichen nicht gestellt. Auf den großen Branchenveranstaltungen zieren Panels mit Frauen die Nebenschulplätze, auf den Hauptbühnen schaut es leer aus. Hier ist ein Umdenken gefordert! Interne und externe Maßnahmen müssen gesetzt und die Branche noch attraktiver gestaltet werden.


Mehr zu den #TheNewITGirls finden Sie hier oder in unserer neuen SHEconomy Print-Ausgabe hier.

 

Fotomaterial© #TheNewITGirls

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