StartShedailyMittwochNetzwerk der Woche: Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.

Netzwerk der Woche: Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.

SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche haben wir Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende der Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. – Immofrauen – zu spannenden Aspekten aus ihrem Netzwerk befragt. 

Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?

Wir sind ein überregionaler Zusammenschluss von Frauen aus allen Bereichen der Immobilienbranche. Mit unseren Vereinsaktivitäten machen wir Frauen in der Immobilienbranche sichtbar und unterstützen sie auf ihrem beruflichen Weg. Uns geht es aber auch darum, die Chancengleichheit und Gleichberechtigung von Frauen in allen Berufssparten zu fördern.

Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?

Unser Netzwerk wurde im Jahr 2000 gegründet. Anlass war der Besuch unserer Gründerin Ingeborg Warschke auf der Immobilienmesse MIPIM in Cannes. Dort hatten Frauen noch einen absoluten Exoten-Status und der Handlungsbedarf wurde mehr als deutlich! Inzwischen zählen wir mehr als 1.000 Mitglieder aus sämtlichen Tätigkeitsfeldern und Assetklassen der Immobilienwirtschaft.

Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?

Unser Netzwerk ist geprägt durch den direkten Austausch der Mitglieder untereinander. Denn der persönliche Kontakt ist auch die Grundlage für die Vertrauensbildung auf geschäftlicher Ebene. Deshalb treffen sich unsere Mitglieder auf rund 200 Veranstaltungen im Jahr, die überwiegend von unseren 13 Regionalgruppen organisiert werden. Dazu kommen weitere Initiativen auf Bundesebene.

Wie informieren Sie sich gegenseitig?

In den vergangenen beiden Jahren haben sich viele Veranstaltungen Corona-bedingt auf die digitale Ebene verlagert. Diese finden nun mehrmals pro Monat statt. Das Gute dabei ist, dass sich viele unserer bundesweiten Mitglieder erst dadurch kennenlernen konnten. Denn eine Immofrau in Hamburg kann jetzt ganz unkompliziert an einem Online-Vortrag unserer Stuttgarter oder Leipziger Regionalgruppe teilnehmen, was bei den früheren Präsenz-Veranstaltung zeitaufwendiger war. Auch mit den internationalen Vereinen der Women in property, wie dem österreichischen Netzwerk Salon Real, haben wir uns in diesem Jahr online statt auf unseren traditionellen MIPIM-Events getroffen.

Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?

Durch die Vielzahl unserer Veranstaltungen und Initiativen, aber auch durch unsere hohe Sichtbarkeit in den Medien und den sozialen Netzwerken sind wir in unserer Branche zu einer starken Stimme geworden. Zudem ist die Förderung des akademischen weiblichen Branchen-Nachwuchs für uns ein großes Anliegen, etwa durch unser Frauen-Mentoring-Programm mit der European Business School und unseren Ingeborg-Warschke-Nachwuchsförderpreis. All das macht uns zu einem attraktiven Netzwerk – auch für den weiblichen akademischen Nachwuchs!

Wichtig ist uns, unsere potenziellen Mitglieder vor der Aufnahme in den Verein persönlich kennenzulernen – denn Netzwerken setzt Vertrauen voraus. Interessentinnen nehmen deshalb Kontakt mit einer Regionalgruppe auf, bevor sie einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen. Das gibt auch ihnen die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, ob wir das richtige Netzwerk für sie sind.

Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?

Wir sind an 13 zentralen Standorten in Deutschland präsent. Die Regionalleitungsteams in Berlin-Brandenburg, Dresden, Franken, Hamburg, Hannover-Braunschweig, Leipzig, München, Münsterland, Rhein-Main, Rheinland, Ruhrgebiet, Sachsen-Anhalt und Stuttgart sind erste Ansprechpartner und zusammen mit unseren 4 vereinsinternen Fachgruppen (ESG, Mediation, Bewertung und Innovation) die Plattform für den Ideenaustausch. Die regionalen Teams und Fachgruppen werden durch die Geschäftsstelle unterstützt. Unser sechsköpfiger Vorstand ist wiederum der gesetzliche Vertreter des Vereins: Er moderiert intern und repräsentiert den Verein nach außen.

Was uns sonst noch interessiert….

  • Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?

Wir sehen uns zwar vorrangig als Netzwerk engagierter Frauen aus der Immobilienwirtschaft, denen wir eine Plattform zum Fach- und Erfahrungsaustausch und zur Erweiterung des persönlichen Netzwerks bieten. Zugleich vertreten wir natürlich auch die Interessen der Frauen, wenn es um mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung in der Immobilienwirtschaft geht. Wir wollen die Zahl der Entscheidungsträgerinnen in der Branche steigern.

  • Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?

Durch unsere Initiativen zur Förderung des akademischen Nachwuchses sind wir auch für jüngere Frauen ein sehr attraktives Netzwerk. Zumal ein Netzwerk zum absoluten Schlüsselfaktor für die Karriere geworden ist – gerade auch in der Immobilienwirtschaft! Diese Erkenntnis setzt sich, so mein Eindruck, auch beim Nachwuchs durch. Und den können wir mit einem starken und erfahrenen Netzwerk von Beginn des beruflichen Weges an unterstützen.

  • Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?

Frauen sind in der Immobilienbranche in Führungspositionen noch immer stark unterrepräsentiert. Und das wollen wir ändern! Und wir wollen unseren Mitgliedern mit unserem Netzwerk dabei unterstützen, ihren beruflichen Weg selbstbestimmt und selbstbewusst zu gehen.

  • Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?

Klug. Stark. Vernetzt.

Und Ihre Meinung zu/Fragen….

  • Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

„Es gibt doch nicht genug Frauen, die den Job machen wollen“… Das hört man noch immer vielfach, wenn es um die Besetzung von wichtigen Positionen im Unternehmen, aber auch auf Panels geht. Denn hier sind Frauen noch immer oft in der Minderheit!

  • Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Hierzu braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Auf Unternehmensebene gehört dazu eine klare Diversity-Strategie mit Verantwortung im Führungsgremium und klaren messbaren Zielvorgaben, aber auch unternehmensinterne Förderprogramme und bessere Teilzeit- und Tandem-Modelle.

Darüber hinaus brauchen wir einen stärkeren Ausbau der Kitas und der Ganztagesschulen.

Ganz wichtig sind zudem Mentoring-Programme, um zu lernen, wie man die eigenen Fähigkeiten sichtbarmacht und die ungeschriebenen Regeln beim Aufstieg in der Arbeitswelt für sich nutzen kann.

  • Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

Ja, mein Eindruck ist tatsächlich, dass sich Frauen viel mehr anstrengen müssen, manchmal unterschätzt und stärker beobachtet bzw. hinterfragt werden: „Kann sie den Job denn auch wirklich?“

Umso wichtiger ist es, dass Frauen ihre eigenen Erfolge aktiv und selbstbewusst kommunizieren, wichtige Anliegen und auch eine Beförderung aktiv einfordern sowie ein strategisches Netzwerk aufbauen.

  • Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft

Ganz klar: Wichtiger denn je! Seit unser Verein vor 21 Jahren auf der MIPIM gegründet wurde, hat sich natürlich schon einiges getan. Von einem Durchbruch in Punkto Gleichberechtigung kann aber noch keine Rede sein. Bei 60 Prozent der Immobilienunternehmen sind die gesamten Vorstände ausschließlich mit Männern besetzt.

  • Last but not least – ein Wort zur Quote???

Ich persönlich befürworte das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen (kurz FüPoGII) der Bundesregierung. Eine Quote alleine ist nicht die Lösung – aber mein Eindruck ist, dass sich ohne festgesetzte Quote zu wenig bewegt.

Hierzu gibt es aber unterschiedliche Meinungen in unserem Verein. Wichtig ist, dass endlich ein flächendeckendes Umdenken, ein Mentalitäts- und Kulturwandel in den Unternehmen einsetzt. Und darauf wollen wir einwirken!

Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?

 Wir empfehlen die BERLINER ERKLÄRUNG, die unser Verein als „Verbündete“ unterstützt. Die Berliner Erklärung ist ein Zusammenschluss aus zahlreichen Frauenverbänden, die eine Politik der Parität fordert – in allen Bereichen der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Denn da gibt es noch viel zu tun – nicht nur in der Immobilienwirtschaft!


Mehr zu den Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. erfahren Sie hier.

 

STAY CONNECTED