Unser Netzwerk der Woche sind dieses Mal die Forstfrauen. Dagmar Karisch-Gierer, Vorstandsvorsitzende der Forstfrauen, spricht im Interview mit SHEconomy über die Organisation, den Austausch innerhalb der Community und die Eigenschaften ihres Netzwerks.
Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?
Die gemeinsame Klammer aller Forstfrauen, die im Übrigen auch männlich sein können, ist die berufliche oder private Verbindung zur Forst- und/oder Holzwirtschaft. Uns verbindet das Interesse an Wald und Holz, eine einschlägige Berufsausbildung ist für eine Mitgliedschaft nicht nötig.
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?
Das Netzwerk wurde 2001, also vor 20 Jahren, ins Leben gerufen – zuerst als lose Vereinigung, 2003 wurde das Netzwerk dann aus verschiedenen Gründen in Vereinsform überführt.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?
Der Austausch läuft auf verschiedenen Ebenen. Über weite Strecken erfolgt er über Rundschreiben, wobei jedes Mitglied den Verteiler nutzen und Informationen, die für das Netzwerk relevant sind, ausschicken kann. Außerdem betreiben wir eine Website. Persönliche Treffen in kleinerem oder größerem Kreis finden bei Generalversammlung, Exkursionen und Seminaren statt, meist 2 bis 3 mal jährlich. Nicht unwichtig sind auch informelle Treffen im Rahmen von Fachveranstaltungen (Tagungen, Sitzungen, Seminare etc.).
Wie informieren Sie sich gegenseitig?
Der größte Teil der Informationen läuft über Rundschreiben (per e-mail) und über die Website.
Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?
Ein großer Teil kommt über Mitglieder, also über Mundpropaganda zu uns. Bei Fachveranstaltungen, vor allem solchen, die sich gezielt an Frauen richten, wird auf das Netzwerk aufmerksam gemacht, und auch die Website ist wichtig zur Ansprache neuer Mitglieder.
Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?
Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig, wobei sich manches Mal Überschneidungen mit beruflichen Tätigkeiten ergeben. Organisatorische Aufgaben, z.B. bei Exkursionen, werden oft flexibel verteilt, z.B. wenn ein Mitglied vor Ort zuhause oder in einem Exkursionsbetrieb tätig ist.
Was uns sonst noch interessiert….
- Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?
- Sowohl als auch. Unser Ziel ist es, Frauen in der Forstwirtschaft sichtbar zu machen – sowohl zum Nutzen der Frauen als auch der Branche – und sich untereinander zu vernetzen und zu unterstützen. Diese zwei Kernthemen werden auch nach außen vertreten.
- Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?
- Erfreulicherweise kommt auch Nachwuchs, sowohl aus dem schulischen, dem universitären als auch dem praktischen Bereich zu uns. Spannend ist dabei die unterschiedliche Wahrnehmung der Genderthematik in den verschiedenen Generationen.
- Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?
- Die größte Motivation sind die Begeisterung, der Nutzen und das Feedback der Mitglieder und die Tatsache, dass es die Forstfrauen vom belächelten Frauenverein zu einem Player in der Forstwirtschaft gebracht haben, der wahrgenommen wird und in der Branche angekommen ist.
- Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
- Breite: Da die Mitgliedschaft nicht an eine einschlägige Berufsausbildung gebunden ist, bringen die Mitglieder neben dem fachlichen Hintergrund unterschiedlichste Kompetenzen ein – von der Trainerin für strategische Kommunikation bis zur Steuerberaterin.
- Tiefe: Zahlreiche Mitglieder der ersten Stunde haben in der Zwischenzeit die Karriereleiter Stufe um Stufe erklommen, andere stehen am Beginn. Bei den Forstfrauen können Mitglieder in unterschiedlichsten Positionen auf kurzem Weg miteinander in Kontakt treten.
- Höhe: hohe Motivation der Mitglieder, für Wald, Holz und Frauen tätig zu sein, und hohe Akzeptanz und Wertschätzung des Netzwerkes von innen und von außen
Und Ihre Meinung zu/Fragen….
- Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören
- „Wie machen Sie denn das mit der Familie?“
- Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
- Es braucht viel stärker Anstrengungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen UND Männer auf allen Karriereebenen.
- Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
- Jein, das scheint stark abhängig vom Dienstgeber zu sein.
- Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft
- Netzwerken wird immer wichtig sein, unabhängig vom Geschlecht.
- Last but not least – ein Wort zu Quote???
- Nicht elegant, aber nötig und – wenn gut gemacht – wirksam. Im Übrigen existieren vom Wahlsystem bis zu paritätischen Gremienbesetzungen massenhaft Quoten in diesem Land. Sie heißen nur nicht so, solange vorwiegend Männer davon profitieren…
Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?
We4drr: women exchange for disaster risk reduction (we4DRR) ist ein Netzwerk zum Austausch von Expertinnen im Bereich Wissenschaft, Verwaltung/Politik und Praktikerinnen im Kontext des Naturgefahrenmanagements und Naturgefahrenrisiko-Reduzierung
Mehr zu den Forstfrauen erfahren Sie hier.