StartHealthNetzwerk der Woche: Die Internistin

Netzwerk der Woche: Die Internistin

In stark hierarchisch geprägten Systemen wie in der Medizin bringt "die Internistin" Fachärztinnen der Inneren Medizin und sich in Ausbildung befindenden Kolleginnen in die erste Reihe. Das Netzwerk hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen eine Bühne und einen Raum zu schaffen, wo sie ihre Kompetenzen selbstbewusst einsetzen können.

Sheconomy versteht sich als zentrale Plattform für Frauennetzwerke in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaftspolitik und Kultur im Detail vor.

Die Internistin, die Fraueninitiative der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM), macht Ärztinnen der Inneren Medizin sichtbar. Seit Herbst 2022 vernetzt das Netzwerk Fachärztinnen und Kolleginnen in Ausbildung, stärkt Selbstbewusstsein und fördert die Präsenz in Klinik, Forschung und Führung. Es schafft Räume und Formate, von Sessions auf Tagungen bis zu Webinaren, in denen Expertise von Frauen Platz hat – ohne falsche Bescheidenheit und ohne Hürden.

Wie lautet der Name Ihres Netzwerks?

Die Internistin – die Fraueninitiative der ÖGIM

Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen?

Herbst 2022

Wie viele Mitstreiter*innen zählt Ihr Netzwerk aktuell?

Wir haben keine eigene Mitgliederliste, jede Internistin, die Mitglied der ÖGIM ist, ist sehr  willkommen sich einzubringen.

Was sind die Kernthemen und Schwerpunkte Ihres Netzwerks?

Kollegialer Austausch, Female Empowerment, Selbstbewusstsein und Präsentation, mentale Gesundheit und Resilienz sowie berufsspezifische Themen.

Was ist der gemeinsame Nenner aller Mitglieder, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?

Alle sind ausgebildete Fachärztinnen der Inneren Medizin oder sich in Ausbildung befindliche Kolleginnen.

Wie läuft der Austausch innerhalb der Community ab und über welche Kanäle?

Persönlich bei Veranstaltungen (eigene Session bei der ÖGIM-Jahrestagung) und persönliche E-Mails, wir halten auch Webinare oder Online-Diskussionen ab.

Wie oft treffen Sie sich?

Anlassbezogen in Workshops, auf Kongressen bzw. auch online.

Wie informieren Sie sich gegenseitig über Neuigkeiten, aktuelle Kampagnen etc.?

Newsletter, direkte E-Mails, ÖGIM-Website, persönlicher Kontakt

Werben Sie gezielt neue Mitglieder für Ihr Netzwerk an, und wenn ja, wie?

Über die ÖGIM-Website und den direkten Kontakt.

Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?

Über unser Gesellschaftssekretariat und unsere Kommunikations-Agentur.

Netzwerk oder auch Interessenvertretung – wie tritt Ihr Netzwerk nach außen auf?

Als Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM).

Wie steht es um den „Nachwuchs“ – ist es schwer, ihn zu motivieren, oder ist er begeistert, Teil des Netzwerks zu werden?

Wir bekommen von allen Seiten sehr gutes Feedback. Anfänglich waren die Kolleginnen noch schüchtern, jetzt kommen immer mehr auch aktiv auf uns zu.

Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie und Ihre Netzwerk-Mitstreiter*innen an?

Die Realität: Die Umstände, unter denen Frauen noch immer nicht so selbstverständlich Karriere machen können wie Männer. Die Kommentare, die wir in Meetings und bei Vorträgen bekommen. Das Nicht-Gesehen werden, wenn es um Leitungsfunktionen oder Keynotes geht. Die Mehrfachbelastung, die wir alle haben, sobald wir uns für Kinder entscheiden. Das Belächelt-Werden, wenn wir Vorschläge machen oder Ideen einbringen.

Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnen Ihr Netzwerk aus?

Zusammenhalt, Stärkung, Kompetenz

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Netzwerk? Wo sehen Sie das Netzwerk in fünf Jahren?

In fünf Jahren haben wir hoffentlich gleiche Rechte für alle erreicht und treffen uns nur noch auf einen Kaffee.

Nein, im Ernst: Gerade in stark hierarchisch geprägten Branchen wie der Medizin ist es wichtig, dass Frauen ernst genommen werden, dass sie gesehen und gehört werden. Und sich auch selbst Sichtbarkeit und Gehör verschaffen. Frauen sollten sich mit einem ähnlichen Selbstbewusstsein wir ihre männlichen Kollegen in die erste Reihe stellen, ob bei Vorträgen, wissenschaftlichen oder klinischen Tätigkeiten oder in Führungspositionen. Wir sind alle sehr gut ausgebildet und wollen unsere Fähigkeiten in der täglichen Praxis für unsere Patient*innen auch einsetzen.

Wir möchten diesen gut ausgebildeten Frauen ermöglichen, ihren Beruf umfassend auszuüben. Ohne falsche Selbstzweifel, ohne falsche Bescheidenheit und ohne strukturelle Hürden, wie fehlende Kinderbetreuung (die eigentlich auch für Männer ein Problem sein könnte, aber irgendwie immer nur für Frauen eines ist).

Gibt es eine Erfolgsgeschichte eines Mitglieds, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Wie hat Ihre Community dazu beigetragen?

Diese Frage stellen Sie uns bitte in drei Jahren wieder, wir arbeiten daran!

Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

Dass wir so sensibel sind und darum gut im Umgang mit Menschen.

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte Richtung Gender Equality?

Mehr weibliche Role-Models in Entscheidungspositionen, mehr Flexibilität am Arbeitsplatz (z.B. Kinderbetreuung), Abschaffung von patriarchal geprägten Vorurteilen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

Ja. Und zusätzlich kümmern sie sich um die Care-Arbeit.

Wie bewerten Sie die Rolle von (Frauen-) Netzwerken in unserer heutigen Gesellschaft und in der Zukunft?

Unbedingt nötig! Zu sehen, dass man mit vielen Situationen nicht alleine ist, sondern es sich um ein strukturelles Problem handelt, hilft manchmal schon. Und dann können wir gemeinsam Lösungen finden.

Last but not least – ein Wort zum Thema Frauenquote?

Im Moment ist sie leider nötig. In der Medizin müssten mehr Frauen auf die Entscheidungsebene, vielleicht brauchen wir dann irgendwann keine Quote mehr. (oder sogar eine Männerquote)

STAY CONNECTED