StartBusinessMoment mal... Einwürfe der Herausgeberin

Moment mal… Einwürfe der Herausgeberin

Eine Liebeserklärung an meinen Baumarkt – oder meine erste eigene Kettensäge…

Zugegeben: Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Bei den ersten Besuchen habe ich innerlich wie offensichtlich auch nach außen sichtbar stark gefremdelt. Und während ich mir schon vor der Pandemie auf den Werkstoffhöfen meiner Stadt einen Namen gemacht und mir dort nach der zweiten und dritten Welle diverser Ausmist-Aktionen bereits den Status einer Stammkundin erworben hatte, waren Baumärkte für mich lange Zeit fremdes Terrain oder eher noch vermintes Gelände. Ich hatte das gefühlt letzte und dem männlichen Geschlecht exklusiv vorbehaltene Reservat als Labyrinth von Gängen in Erinnerung, in denen Mann noch Mann sein darf. Ein stechender Geruch nach abgestandenem Bohnerwachs, kein Verkaufspersonal weit und breit – durch diesen Dschungel schlägt sich nur der durch, der auch das Dach auf einem mehrstöckigen Wohnhaus im Handumdrehen reparieren kann. „Nicht dein Laden, eine Ansammlung von eher hässlichen Gestalten in Blaumännern – ich will hier schleunigst raus“, spukte es in meinem Kopf, wenn ich gegen meinen ausdrücklichen Willen in einen Obi, Hagebau, Bauhaus, toom oder anderen Lust-Tempel der Hobby-Handwerkern geschleppt wurde.

Das alles ist Geschichte. Auf meiner Shopping-Agenda ist ein Baumarkt für mich nicht mehr wegzudenken. Heute vor die Wahl gestellt, ob ich in einer neuerlichen Lockdown-Phase eher auf die Schuhboutique meiner Wahl oder meinen Baumarkt verzichten mag. Nein – die Frage stellen Sie mir an dieser Stelle bitte nicht… Fakt ist jedoch: der „Game Changer“ war meine erste Ketten Säge. Genauer gesagt: meine erste Stihl. Mit Worten wie diesen angepriesen „Sie kommen leicht und handlich daher – wie für Frauenhände gemacht: die neuen mobilen und vielseitig einsetzbaren Akku-Schneidewerkzeuge von Stihl mit hoher Leistung und sauberem Ergebnis.“ Der Applaus meiner Freundinnen war mir sicher, mit entsprechenden Posts auf den diversen Kanälen sozialer Medien löste ich wahre Jubelstürme aus und in der Nachbarschaft machten bereits Witze über meinen Mann mit seinen „linken Händen“ die Runden. Sollte das der Durchbruch sein? Die letzte Männer Domäne fällt – mit dem Kauf meiner Ketten-Säge? Nun – der Verkaufserfolg hat in der Tat sehr schnell Nachahmer gefunden. Vom Akku-Schrauber über die Akku-Bohrmaschine bis hin zum Schlagbor-Schrauber und Heimwerker-Werkzeugset: die Industrie hat nicht lange gefackelt und entsprechende Produkte auf den Markt gebracht, von denen sie glaubt, dass frau nicht wiedersehen kann.

Doch – wie fatal: die Werkzeuge für Frauen kommen in pink. Und beinahe ausschließlich in pink. Wie peinlich ist das denn. Wetten, dass dieser vermeintliche „Coup“ auf dem Mist von Männern in der Produktgestaltung und im Marketing gewachsen ist. Geschätzte männliche Experten bei den einschlägigen Firmen: so nicht! Zurück auf START. Und wenn Ihr über den nächsten Baumarkt kommt: schöne Grüße von mir. Chance vertan – solange dort angenommen wird, mit PINK die Schwachstellen von Frauen entdeckt zu haben, solange werde auch ich bei der Wahl zwischen Baumarkt und Schuhladen doch wieder in alte Muster verfallen.

Yvonne Molek

Herausgeberin – SHEconomy – Die neuen Seiten der Wirtschaft

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