Anne Aubrunner, Managing Director bei FMTG Invest, über ihren Pionierinnen-Mindset und den notwendigen Mut für einen Perspektivenwechsel.
Sie haben bereits jahrelange Erfahrung im Aufbau von Business Units. Wie sieht Ihr aktueller Arbeitsalltag als Leiterin der FMTG Invest-Plattform aus?
Wir befinden uns gerade mitten im Aufbau unserer komplett neuen Business-Unit. Es ist daher schwierig, einen routinierten Alltag zu beschreiben, da es diesen noch nicht wirklich gibt.
Die größte Herausforderung aktuell besteht darin, die richtigen Mitarbeiter:innen mit der Kompetenz zu finden, die wir brauchen. Bei einem kleinen Team, wie wir es sind, ist es sehr wichtig, dass alle an einem Strang ziehen und das Team sehr gut zusammenwirkt.
Kurz gesagt besteht aktuell meine Arbeit aus: Ziele festlegen, Neues aufbauen, Erreichtes absichern, vorzeigbare Ergebnisse liefern – das ist die klassische Pionier:innenarbeit, die ich mit meinem Team leiste. Dafür gibt es per se keine standardisierte Job-Description.
„ZIELE FESTLEGEN, NEUES AUFBAUEN, ERREICHTES ABSICHERN, VORZEIGBARE ERGEBNISSE LIEFERN – DAS IST KLASSISCHE PIONIERARBEIT.“
Ich würde es als End-to-End-Verantwortung bezeichnen. Vom Legen des ersten Steins bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Business Unit voll funktionsfähig ist und die erwarteten Ergebnisse liefert. Das ist im Wesentlichen mein aktueller Auftrag als Managing Director.
Sie haben bereits einige Business Units aufgebaut und Entwicklungsprojekte verantwortet. Was treibt Sie an?
Ich bin Zeit meines beruflichen Lebens in der Finanzbrache tätig und habe in mehreren Ländern Aufbauarbeit auf der Marktseite geleistet. Die Bereiche, die ich mit aufgebaut habe, habe ich im Anschluss auch über viele Jahre erfolgreich verantwortet. Im Juni habe ich den Branchenwechsel zu Falkensteiner gewagt, um dort meine Erfahrungen für die Entwicklung von FMTG Invest einzusetzen. Was mir daran besondere Freude macht: Die Pionierin steckt in meiner DNA. Ich bin Innovations-Managerin mit einer sehr großen Liebe zu Qualität, Struktur und zum Entwickeln von intelligenten Lösungen. Und an solchen Lösungen arbeiten wir mit FMTG Invest.
Was sind aktuell die größten fachlichen Herausforderungen, vor denen Sie stehen?
Finanzprodukte zu vermarkten und dafür digitale Plattform-Lösungen zu schaffen, darin habe ich viel Erfahrung. Was die Herausforderung in der aktuellen Situation darstellt, ist, dass ich einen Investment Bereich unter komplett anderen Rahmenbedingungen aufbaue, nämlich unter denen eines Tourismusbetriebs. Diese beiden Pole zusammenzuführen, ist die eigentliche Challenge.
Wie wichtig war Mut für Ihre bisherige Berufslaufbahn und Leadership Journey?
Sich ohne Mut auf ein neues Terrain zu begeben, funktioniert nicht. Ich habe in unterschiedlichen Ländern und für verschiedene Unternehmen in verantwortungsvollen Positionen gearbeitet. Es waren tolle Jobs und ich konnte viel erreichen. Jedoch, wenn ich an einen Punkt angekommen war, wo es für mich keine Entwicklungsperspektive mehr gab oder die Freude an der vielen Arbeit weg war, dann habe ich mich neu orientiert. Ich kenne einige, die den Mut zu diesem Schritt nicht aufbringen. Vielleicht, weil die finanzielle Situation zu attraktiv ist oder der Job eine Reihe an Benefits bietet. Und am Ende sitzen Talente in einem goldenen Käfig fest. Um diesen zu verlassen, sind Mut und Flexibilität notwendig. Die persönliche Weiterentwicklung wird so manchmal der Bequemlichkeit geopfert. Mir wäre dieses Opfer zu groß.
Auf welche Eigenschaften oder Skills achten Sie bei Mitarbeiter:innen besonders?
Das Wichtigste ist, wie positiv und proaktiv jemand an Themen herangeht, der Anspruch, Aufgaben gut und in hoher Qualität zu lösen und am Abend ein Stück weiter sein zu wollen als in der Früh.
Wenn ich Teammitglieder aussuche, dann achte ich nicht nur auf die Qualität und das Engagement, sondern auch auf das langfristige Potenzial, das jemand mitbringt. Ich stell mir die Frage: kann eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter mittelfristig auch Teile des Geschäftsbereiches verantwortlich übernehmen? Das ist Teil meiner Entwicklungsstrategie.
Welche Rolle spielt Female Empowerment in Ihrer Führungskultur?
Female Empowerment spielt eine große Rolle im Sinne der Ausgewogenheit. Der richtige Mix macht es aus. Noch ein Stück wichtiger ist, dass das Team die gleichen Werte vertritt und dass ein Miteinander auf Augenhöhe herrscht. Von einer Führungspersönlichkeit müssen die passenden Rahmenbedingungen gestellt werden, damit die Mitarbeiter:innen das Beste aus sich herausholen können. Ich habe mit Otmar Michaeler aktuell das Glück, einen CEO zu haben, der das sehr aktiv lebt.
Sind Sie der Meinung, dass es mehr Frauen in Leadership Positionen braucht?
Im Sinne der Ausgewogenheit, ja. Um wieder auf meine Stamm-Branche zurückzukommen, die Finanzdienstleistung ist international recht gut unterwegs. Da gibt es großartige Frauen in Top-Führungspositionen. Blickt man auf regionale Banken und Versicherungen, gibt es jedoch großen Handlungsbedarf. Mit dem Generationenwechsel werden sich aber einige Chancen auftun. Mein Appell an die Kolleginnen ist, wenn sich eine Chance bietet, diese auch zu ergreifen.
Welche Maßnahmen setzen Sie, um junge Frauen für eine Karriere in Ihrer Branche zu begeistern?
Ich biete die Chance, sich in meinem Team zu beweisen, zu lernen und sich aktiv einzubringen. Meine Mitarbeiter:innen können sich darauf verlassen, sollte etwas schief gehen, dass ich ihnen zur Seite stehe. Begleitetes Ausprobieren und Entfalten lassen, sowie das Übertragen von Verantwortung in Projekten, ist der beste Weg, Menschen auf ihrem Karriereweg zu fördern. So ist Entwicklung möglich, so entsteht Qualität.
Sie übernehmen von Anfang bis zum Ende die volle Verantwortung. Woher nehmen Sie Ihre Energie, diese Rolle zu erfüllen?
Wenn ich mich für eine Position entscheide, kenne ich auch die Ziele des Unternehmens. Ich habe mich für diesen Weg entschieden und somit auch zu meinem eigenen gemacht. Daraus ziehe ich Energie. Was mich aber intrinsisch am meisten motiviert ist, wenn intelligente Lösungen mit hoher Qualität verwirklicht werden. Aus diesem Momentum beziehe ich eine tiefe innere Freude und Zufriedenheit.